Überraschend hat Legida den Rückzug von der Straße angekündigt. Das Aktionsnetzwerk Leipzig nimmt Platz warnt jedoch, dass damit menschenfeindliche Ideologien nicht automatisch verschwänden.
Auch nach dem angekündigten Rückzug des fremdenfeindlichen Legida-Bündnisses von der Straße sieht das Aktionsnetzwerk Leipzig nimmt Platz weiter Handlungsbedarf. «Der Geist der «besorgten Bürger» existiert weiter, auch im sich gerne als weltoffen darstellenden Leipzig», hieß es in einer am Dienstag verbreiteten Erklärung des Netzwerks. Dieses hatte in den vergangenen zwei Jahren Proteste gegen die Aufmärsche von Legida organisiert.
«Unabhängig von der Legida-Ankündigung, keine öffentlichen Demonstrationen mehr ausrichten zu wollen, bleiben diejenigen vorhanden, die auf die islamfeindlichen Parolen Pegidas aufgesprungen waren und diesen sächsischen Ungeist stärken wollten», so das Aktionsnetzwerk.
Bei Legida hätten sich Personen wiedergefunden, die schon vor 2015 an «rassistischen Protesten» gegen Geflüchtete sowie gegen Moscheen beteiligt gewesen seien und antisemitische Verschwörungstheorien unterstützten. Deren menschenfeindlichen Ideologien, die sich gegen die demokratischen Grundwerte richteten, würden nicht einfach mit dem Begriff Legida verschwinden. Deshalb werde das Netzwerk weiterhin aktiv bleiben.
Auch der frühere Pfarrer der Leipziger Thomaskirche, Christian Wolff, warnte vor «selbstzufriedenen Täuschungen». Die Partei Alternative für Deutschland habe das «gefährlich-verquere Gedankengut von Pegida/Legida» zum Programm erhoben, hieß es in einer Mitteilung Wolffs. In den kommenden Monaten müsse es darum gehen, Menschen, die sich benachteiligt oder ungerecht behandelt fühlten, deutlich zu machen, dass ihre Anliegen von Rechtspopulisten lediglich missbraucht würden.
Das Legida-Organsiationsteam hatte am Montag den Rückzug des fremdenfeindlichen Bündnisses von der Straße angekündigt. «Wir werden uns hier auf der Straße zukünftig zurücknehmen», sagte Mitorganisator Arndt Hohnstädter, wie ein im Internet veröffentlichten Video zeigt. Er begründete dies unter anderem damit, dass das Bündnis bei der derzeitigen Sicherheitslage nicht wöchentlich oder monatlich die Polizei in Anspruch nehmen könne, um seine Aufmärsche abzusichern. Hohnstädter sagte, es werde weiter Veranstaltungen von Legida geben, ließ aber offen, in welcher Form dies geschehen solle. Zunächst hatte die «Leipziger Volkszeitung» darüber berichtet.
Zur vorerst letzten Demonstration des Bündnisses waren nach Angaben der Gruppe Durchgezählt zwischen 350 und 400 Teilnehmer gekommen. Auf der Seite der Gegendemonstranten seien es bis zu 2000 gewesen. Erstmals war Legida am 12. Januar 2015 in Leipzig aufmarschiert. Damals hatte das Bündnis etwa 3000 Anhänger mobilisieren können. An sieben Gegendemonstrationen hatten sich rund 30 000 Menschen beteiligt.