Ex-Pfarrer der Thomaskirche organisiert den Protest – Machen Ihre Gegendemos Legida erst stark, Herr Wolff?

Erstveröffentlicht: 
07.01.2017

Gerade 150 Menschen hat Legida zuletzt noch mobilisieren können. Am Montag will das rechte Bündnis trotzdem nochmal aufmarschieren – und auch diesmal wurden wieder massive Gegenproteste angekündigt.

 

Aber ist das überhaupt noch nötig? Die Anti-Lediga-Demos seien ein „leeres Ritual, das nur noch mehr Aufmerksamkeit auf Legida lenkt“, kritisierte CDU-Sprecher Michael Weickert diese Wochen. Organisator Christian Wolff (67) unterstellte die Union gar, dass sein Engagement eine Art „Selbstbeschäftigungstherapie“ sei. BILD sprach mit dem Thomaspfarrer im Ruhestand!

 

BILD: Herr Wolff, brauchen wir wirklich noch NoLegida-Demos?


Wolff: „Seit zwei Jahren gehen die Bürger Leipzigs auf die Straße, um sich für Vielfalt, ein friedliches Zusammenleben, sozialen Zusammenhalt und Demokratie einzusetzen. Diesem Engagement ist es zu verdanken, dass wir keine Verhältnisse wie in Dresden oder anderen Teilen Sachsens haben.“

 

Aber wertet der ständige Gegenprotest die mittlerweile klein gewordene Legida-Gruppe nicht viel zu sehr auf?


Wolff: „Die Entwicklung ist eine Folge der Demos gegen Legida. Doch die Vorstellungen von Legida/Pegida sind nun in eine Partei gegossen, die AfD. Machen wir uns keine Illusionen: Es gibt zu viele Menschen, die Fremdenhass nicht abgeneigt sind. Ihnen muss man deutlich sagen, dass alle Probleme, die es unbestritten gibt, nur auf der Basis von Pluralität und Demokratie zu lösen sind. Wenn pauschal der Islam ausgeschlossen wird, bedeutet das einen Einheitsstaat, der nur existieren kann, in dem er militant ausgrenzt. Auf den Kern reduziert: Es sind Vernichtungsphantasien, die die Rechtspopulisten befeuern!“

 

Die Polizeieinsätz, die Sperrung weiter Teile der Innenstadt wegen der vielen Demos nerven die Lepziger inzwischen – und sie kosten unser aller Steuergeld.


Wolff: „Wir lassen uns nicht vorhalten, dass die Polizeieinsätze für die Demos Geld kosten. Ganz im Gegenteil: Nicht nur die Dresdner Hotelerie hat wegen Pegida enorme Einbußen. Den Bürgern, die mit uns auf die Straße gegangen sind, ist es zu verdanken, dass dies hier nicht so ist.“

 

Die CDU kritisiert, dass es von Ihnen keine Demo oder Lichterkette für die Terroropfer von Berlin gab.


Wolff: „Ich war mit OB Jung zur Schweigeminute auf dem Weihnachtsmarkt. Herrn Weickert von der CDU habe ich da nicht gesehen. Auch niemanden vom CDU-Vorstand beim Friedensgebet am Mittwoch nach dem Anschlag."