Nach den Anschlägen auf Fahrzeuge des Ordnungsamtes in Leutzsch und auf das Technische Rathaus in der Prager Straße ist ein erstes mutmaßliches Bekennerschreiben aufgetaucht. Einem Text zufolge, der auf der linken Internetplattform „Indymedia“ veröffentlicht wurde, galt die Attacke in der Prager Straße der dort ansässigen Ausländerbehörde. Hier würden „täglich Menschen ihrer Selbstbestimmung beraubt“, so die anonymen Verfasser. Der Angriff drücke „unsere Überzeugung aus, dass menschenunwürdige Strukturen zerstört werden müssen“. Wie berichtet, hatten die Täter in der Nacht zu Mittwoch mit Pflastersteinen zwei Scheiben des Technischen Rathauses beschädigt, drei weitere mit roter Farbe beschmiert. Der aufgesprühte Schriftzug „DIY“ bedeute „Destroy It Yourself“.
Gestern korrigierte die Stadt die Angaben zum Gesamtschaden nach oben. Wie Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke) auf LVZ-Anfrage mitteilte, sei allein in Leutzsch ein Schaden von etwa 64 000 Euro zu beklagen. Bei den drei angezündeten Autos des Ordnungsamtes, mit denen der Stadtordnungsdienst Streifendienste im Bereich West, Alt-West und Süd-West von Böhlitz-Ehrenberg bis Hartmannsdorf/Knautnaundorf absolvierte, sei von einem Totalverlust auszugehen. Der Schaden an der Ausländerbehörde schlage mit 5500 Euro zu Buche.
Beide Behörden waren bereits früher von Linksextremen attackiert worden – das Technische Rathaus 2014 und 2015, die Leutzscher Außenstelle des Ordnungsamtes im Februar 2016. Das Areal an der Georg-Schwarz-Straße ist mit Zaun und Mauer gesichert, zudem sorgt eine spezielle Anlage für automatisches Dauerlicht bei Dunkelheit. Videoüberwachung gibt es nach Angaben der Stadt allerdings nicht.
In beiden Fällen hat das Operative Abwehrzentrum (OAZ) die Ermittlungen übernommen. Es sei nicht auszuschließen, dass die Anschläge politisch motiviert sind und von Tätern aus dem linken Spektrum begangen wurden, hieß es. Zu dem Brandanschlag in Leutzsch hat sich bisher allerdings noch niemand öffentlich bekannt.
Der Leipziger SPD-Vorsitzende Hassan Soilihi Mzé bezeichnete die Brandstiftung im Behördenfuhrpark als „weiteren feigen Angriff auf unsere Stadt“. Die Gewaltspirale in Leipzig müsse endlich durchbrochen werden. „Wer politisch etwas mitzuteilen hat, stellt sich Argumenten und zeigt Gesicht“, so der Kommunalpolitiker. „Wer Brandsätze wirft, ist kriminell und muss zur Rechenschaft gezogen werden.“ AfD-Kreisvorsitzender Siegbert Droese erklärte, Leipzig habe ein erhebliches Problem mit gewaltbereiten Linksextremisten, begünstigt „durch jahrelange Förderung von zweifelhaften linken Vereinen“.