[Landkreis Leipzig] Rechte Musik im Schulbus nach Grimma – Fahrer bestreitet Vorwürfe

Erstveröffentlicht: 
25.10.2016

Laute Musik mit rechtsextremen Inhalten soll durch morgendliches Stimmengewirr in einem Schulbus von Leipzig nach Grimma gedrungen sein. Eine betroffene Mutter von vierzehnjährigen Kindern machte den Vorfall im Internet öffentlich. Das Unternehmen Regionalbus Leipzig konfrontierte den Fahrer mit dem Vorwurf.

 

Wurzen/Grimma. Ein unerhörter Vorfall erhitzt die Nutzer in den sozialen Netzwerken. So soll vor wenigen Tagen rechte Propaganda in einem Bus der Regionalbus Wurzen laut geworden sein. „Im Schul/Linienbus nach Grimma hörte der Fahrer heute laut rechte propagandistische Musik“, hatte einer Userin am vergangenen Freitag auf Twitter gepostet. „So laut, dass man es ganz hinten noch hörte.“ Mitgeschnitten habe das der Freund des Users morgens kurz nach sieben auf der Fahrt von Leipzig nach Grimma. Vom Unternehmen Regionalbus Leipzig als Betreiber dieser Buslinie wurde der Vorfall am Dienstag auf Nachfrage der Leipziger Volkszeitung bestätigt, jedoch differenziert dargestellt und bewertet.

„Ein mitfahrender Fahrgast hat uns in dieser Sache angeschrieben und wir gehen diesem Vorwurf natürlich nach“, sagte Thomas Fröhner, Leiter der Organisation und zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im Unternehmen. Es müsse ausgelotet werden, was sich konkret zugetragen habe. „Inzwischen liegen uns drei verschiedene Versionen vor. Einmal wurde rechte Musik gehört, dann waren es rechte Tonkonserven im Sinne von Reden und eine dritte Version besagt, der Busfahrer hätte rechte Musik gesungen. Und diese unterschiedlichen Übermittlungen machen es uns nicht leichter, herauszufinden, was tatsächlich vorgefallen ist“, sagte Fröhner.

„Wir wissen natürlich, um welchen Busfahrer es sich handelt und wir haben ihn zwischenzeitlich auch befragt. Er bestreitet die Vorwürfe und distanziert sich von der Darstellung, dass es rechte Musik gewesen sein soll“, erklärte Fröhner weiter. Aufgrund dieser Tatsache verwies der Regionalbus-Manager auf die Zuverlässigkeit von Aussagen in sozialen Netzwerken. „Es soll bitteschön nicht der Eindruck entstehen, dass ich den Vorfall kleinrede. Aber wir möchten uns auf sachlicher Grundlage damit beschäftigen und da wissen wir im Moment nicht mehr, als dass der Vorwurf im Raum steht und der Busfahrer sich dazu positioniert hat. Den Kollegen daraufhin anzuprangern, wäre zu früh und ich glaube auch nicht wirklich fair. Ich bin aber auch weit davon entfernt, den Beschwerdeführer als unglaubwürdig abzustempeln“, so Fröhner.

Als Schützenhilfe für den betroffenen Fahrer stellt Regionalbus fest, dass mehrere Fahrgäste in jenem Bus saßen, die Anschuldigungen jedoch von nur einem User stammen, von anderen lediglich kommentiert wurden. Dabei wird echte Sorge deutlich: „Ich möchte nicht, dass meine vierzehnjährigen Kinder morgens mit Deutschland erwache zur Schule gebracht werden“, schreibt Userin Mulke, die den Vorfall öffentlich machte. Er zeige, wie rechtes Gedankengut Einzug in den Alltag und unsere Umwelt gehalten habe. Und: „Es ist leichter, dummes Zeug in den Kopf zu bekommen, als es wieder herauszuholen.“

Von Frank Schmidt