Die Befürchtungen der Konzertbesucher, die sie auf der Facebook-Seite der Band Spreegeschwader äusserten, wurden wahr: Im Netz tauchte bereits ein Video vom Konzert auf – trotz Video- und Foto-Verbot. Viel zu sehen ist auf den verschwommenen Aufnahmen nicht. Der Glatzhinterkopf eines der Bandmitglieder im Vordergrund, weiter hinten eine Halle voller johlender Konzertbesucher.
Fehlende Mittel bei den Behörden
Wie viele solcher Videos online die Runde machen, ist unklar. Fest steht aber, dass die St.Galler Staatsanwaltschaft die Aufnahmen genau anschauen wird, wie sie gegenüber dem «Regionaljournal Ostschweiz» von Radio SRF 1 sagt. Der erste St.Galler Staatsanwalt Thomas Hansjakob betont: «Grundsätzlich können wir solche Videos verwenden, wenn sie Straftaten zeigen und die Personen darauf identifizierbar sind.»
Er stellt aber auch klar, dass die Mittel fehlen würden, um das Netz gezielt nach solchen Videos abzusuchen.
«Hineinzugehen wäre aufgrund der vielen Leute taktisch unklug gewesen.»
Gian Andrea Rezzoli, Sprecher der St.Galler Kantonspolizei
Derzeit sammelt die Polizei Material, das für die Untersuchung wichtig
ist. Laut Hansjakob werden die Ermittlungen daher noch einige Wochen
dauern.
Polizei hatte Angst
Die gleiche Polizei wurde in den vergangenen sechs Tagen immer wieder angegriffen, weil sie während des Konzerts nicht in der Halle war, um die Verstösse gegen die Rassismus-Strafnorm zu dokumentieren. Gian Andrea Rezzoli, Sprecher der St.Galler Kantonspolizei, rechtfertigte sich daraufhin gegenüber der «Wochenzeitung» (WOZ) wie folgt: «Hineinzugehen wäre aufgrund der vielen Leute taktisch unklug gewesen.»
«Unsere Mitarbeiter sehen nicht so aus, als dass sie in so einer Gesellschaft nicht auffallen würden.»
Bruno Zanga, Kommandant Kantonspolizei St.Gallen
Gegenüber dem Blick tönt es nun so: «Hätten wir als uniformierte Polizisten in einer Halle mit 4000 solcher Leute Fotos oder Videos gemacht, hätten wir um Leib und Leben fürchten müssen», sagt Polizeikommandant Bruno Zanga gegenüber der Zeitung. Der einzige Mann, der sich in die Halle getraut habe, sei der Einsatzleiter gewesen, um den Veranstaltern das Vorgehen der Polizei zu erklären. «Stellen Sie sich vor, was für einen Mut das brauchte!»
Auch gegen eine verdeckte Ermittlung in zivil findet Zanga ein Argument: Wegen der Securitas am Eingang, die jeden kontrolliert hätten, sei dies nicht möglich gewesen. «Unsere Mitarbeiter sehen nicht so aus, als dass sie in so einer Gesellschaft nicht auffallen würden.»