Rechtsextreme Terrorgruppe soll Rykestraße ausgespäht haben
Die rechte NSU-Terrorzelle plante möglicherweise einen Anschlag auf die
Synagoge Rykestraße im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Das berichtet
der Tagesspiegel in seiner aktuellen Ausgabe. Die Zeitung beruft sich
dabei auf einen Beweisantrag des Nebenkläger-Anwalts Yavuz Narin.
Demnach soll ein Berliner Polizist angegeben haben, die mutmaßlichen
Rechtsterroristen Beate Zschäpe und Uwe Mundlos im Mai 2000 in der Nähe
der Synagoge beobachtet zu haben.
Narin vertritt im NSU-Prozess
Angehörige des im Juni 2005 in München vom NSU erschossenen Griechen
Theodoros Boulgarides. Der Anwalt geht davon aus, dass Zschäpe und
Mundlos die Synagoge ausspähen wollten, um einen Anschlag zu verüben.
LKA
Der von Narin als Zeuge benannte Polizist war am 7. Mai 2000 für den
Objektschutz der Synagoge eingesetzt. Laut Beweisantrag fielen dem
Beamten vor einem nahe gelegenen Lokal Beate Zschäpe und Uwe Mundlos
auf. Sie sollen sich in Begleitung eines weiteren Mannes und einer Frau
mit zwei Kindern befunden haben. Die Personen hätten an einem Tisch
gesessen und seien mit einem Stadtplan beschäftigt gewesen. Später
beobachtete der Polizist erneut Zschäpe und Mundlos in der Nähe des
jüdischen Gotteshauses.
Narin stützt sich auf eine Aussage des
Polizisten gegenüber dem Landeskriminalamt Berlin. Der Beamte hatte am
Abend des 7. Mai 2000 die MDR-Sendung Kripo Live
gesehen, in der die drei untergetauchten Thüringer Rechtsextremisten
Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe gezeigt wurden. Unmittelbar
nach der Sendung wandte sich der Polizist an das Thüringer
Landeskriminalamt und wurde am Tag darauf vom Berliner LKA vernommen.
Bei einer Vorlage mehrerer Fotos erkannte er Zschäpe und Mundlos wieder.
Winfrid
Wenzel, Pressesprecher der Polizei Berlin, sagte der Jüdischen
Allgemeinen, für eine Bestätigung dieser Angaben sei es »noch zu früh«.
Intern werde der Fall nun geprüft, man müsse aber abwarten, »welche
weiteren Erkenntnisse die laufenden Ermittlungen und das
Gerichtsverfahren zutage fördern«.
aussage
Aufschluss geben könne etwa eine mögliche Aussage des Zeugen auch im
Rahmen der Hauptverhandlung. Bislang spielte ein möglicher Bezug zu der
Berliner Synagoge keine Rolle im NSU-Prozess.
Der Prozess findet
seit dem 6. Mai 2013 am Oberlandesgericht München statt. Mehrere
Personen sind angeklagt, Mitglied der rechtsextremen Terrorgruppe
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) und an deren Taten beteiligt
gewesen zu sein. Beate Zschäpe muss sich unter anderem wegen
Mittäterschaft in zehn Mordfällen, besonders schwerer Brandstiftung und
Gründung und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung
verantworten.