Harzhöhe-Ilfeld – Beim zehnten Lesertreffen der Neonazi-Zeitschrift „Recht & Wahrheit“ treten zwei Referentinnen auf, die als Bindeglieder zwischen der tiefbraunen Szene, NPD und sich rechtspopulistisch gebärdenden Gruppen zählen.
Bei der dreitägigen Veranstaltung, die vom 21. bis 23. Oktober erneut im Ferienhotel Hufhaus-Harzhöhe in der Nähe des thüringischen 3000-Einwohner-Ort Harztor-Ilfeld stattfinden soll, werden Ariane Meise und Melanie Dittmer als Referentinnen auftreten. Meise ist Mitglied im Bundesvorstand der NPD und stellvertretende Landesvorsitzende in Nordrhein-Westfalen. Einerseits unterhält sie – offenbar mit Zustimmung ihrer Partei – enge Kontakte zur rechtspopulistischen Gruppierung „pro NRW“, andererseits arbeitet sie als Geschäftsführerin der zweiköpfigen Ratsfraktion in Dortmund, zu der sich NPD und „Die Rechte“ zusammen getan haben. „Sie ist trotz Verbotsverfahren und schlechter Wahlergebnisse eine beharrliche Vertreterin einer nationaldemokratischen Alternative“, heißt es in der Einladung zum Lesertreffen.
Nach Ilfeld kommen soll zudem Melanie Dittmer (38), laut Einladung in jungen Jahren Mitglied der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP), der „Nationalistischen Front“ (NF) sowie der Jungen Nationaldemokraten (JN). Nach Pegida-Vorbild organisierte sie ab Ende 2014 Demonstrationen in Düsseldorf, Köln und Bonn, bei denen häufig extrem rechte Hooligans und Neonazis das Bild bestimmten, und gehörte einige Monate lang dem „pro NRW“-Vorstand an. Dittmer, die ein ausgeprägter Hang zur Selbstdarstellung auszeichnet, führt derzeit die Kleingruppe „Identitäre Aktion“ an, eine radikalere Abspaltung der „Identitären Bewegung“ (IB).
„Beste Lieder“ von Hans Püschel
Erwartet werden von den beiden Referentinnen Beiträge zum Motto des Treffens: „Nur der organisierte Wille bedeutet Macht!“ Unter diesem Titel erschien vor 30 Jahren ein Grundsatzprogramm der „Nationalistischen Front“, deren Vorsitzender der jetzige „Recht & Wahrheit“-Herausgeber Meinolf Schönborn von 1986 bis zum Verbot der Organisation im Jahre 1992 war.
Fragen sollen sich die Teilnehmer des Treffens im Südharz, ob „Wahlen und so genannte ,rechte Parteien' noch der richtige Weg (sind), um unseren Untergang zu verhindern“. Zumindest streifen dürften auch die anderen beiden Referierenden das Thema. Eine lediglich mit dem Vornamen Bella angekündigte Rednerin spricht über „Die Fiktion PERSON in dem System BriD“. „BriD“ steht dabei für eine „Bundesrepublik in Deutschland“ – eine in Kreisen der „Reichsbürger“ nicht unübliche Redewendung. „Zurück zu den Tugenden der Ahnen!“ ist schließlich der Vortrag des „Recht & Wahrheit“-Autors Joachim Schmidt betitelt. Und auch für angebräunte Unterhaltung ist in Ilfeld gesorgt: Der NPDler Hans Püschel, vorgestellt als „Kamerad/Liedermacher/Redner/Kabarettist“, soll „seine besten Lieder“ singen und den „Kameradschaftsabend“ gestalten.