Anschläge auf AfD-Büros - Täter in linksextremer Szene vermutet

Erstveröffentlicht: 
27.08.2016

Brennende Autos, zerschlagene Fenster - in den letzten Tagen hatte die Polizei in Leipzig viel zu tun. So gab es in der Nacht zu Donnerstag gleich mehrere Anschläge auf Büros und Fahrzeuge von AfD-Politikern. Sachsens Verfassungsschutzchef Meyer-Plath macht im Gespräch mit MDR AKTUELL eine organisierte linksextreme Szene für die Anschläge verantwortlich. Die AfD gehöre zum Feindbild dieser Gewalttäter. Dies müsse ermittelt und bestraft werden. Doch bislang hat die Polizei keine heiße Spur.

von André Seifert, MDR AKTUELL

 

In den Räumen des AfD-Kreisverbands in Leipzig stapeln sich zurzeit Kartons. Drin sind neue Möbel, sagt der sächsische AfD-Generalsekretär Uwe Wurlitzer, dessen Bürgerbüro in Grünau in der Nacht zu Donnerstag Ziel eines Angriffs wurde. "Eine Scheibe wurde eingeschlagen und ins Büro Buttersäure versprüht - in einer derartigen Masse, dass wir teilweise Pfützen auf dem Fußboden und auf dem Schreibtisch wegwischen mussten."

Wurlitzer sagt, die Möbel im Büro seien hinüber, der Schaden belaufe sich auf 2.000 Euro. Außerdem sei in der selben Nacht beim Leipziger Stadtrat Holger Hentschel in Mockau ein Motorroller angezündet und beim AfD-Mitglied Roland Ulbrich die Scheiben seiner Kanzlei eingeschlagen worden. "Bei Stadtrat und Fraktionschef Tobias Keller wurde in die Firma eingebrochen, Scheiben wurden eingeschlagen." Büroräume und Sozialräume seien mit schwarzer und brauner Farbe besprüht und beschmiert worden. 

 

Vier Angriffe in kurzer Zeit


Wie Wurlitzers sagt, sei bei allen vier Anschlägen ein Schaden von mehreren zehntausend Euro entstanden. Die AfD macht Linksautonome für die Anschläge verantwortlich und auch die Polizei ermittelt in diese Richtung. Leipzigs Oberbürgermeister Burghard Jung verurteilte die Attacken als "schwere Kriminalität, demokratie- und menschenverachtend". Das habe nichts mit politischer Auseinandersetzung zu tun.

 

Auch die Leipzigerin Juliane Nagel, die für die Linke im Landtag sitzt, zeigte sich empört. "Man kann nicht wegdiskutieren, dass Gewalt für einige wenige linkspolitisch aktive Menschen ins legitime Repertoire gehört. Ich sehe das anders, für mich ist Gewalt kein opportunes politisches Mittel." 

 

Noch keine Täter, aber Verdacht


WIe ein Polizeisprecher sagte, gibt es habe noch keine Hinweise auf die Täter. Und er fügte hinzu, dass die Anschläge möglicherweise eine Antwort Linksautonomer auf den aktuellen AfD-Wahlkampfmobil-Skandal sind. Dabei war die AfD am Wochenende in Leipzig-Grünau mit einem Auto auf Wahlkampftour, das das Kennzeichen L-AH 1818 trug. Das ist ein rechter Szenecode: AH steht für Adolf Hitler und die Ziffern 1 und 8 für die Buchstaben A und H im Alphabet. 

 

Meyer-Plath: Krawalle bei Freefight-Event denkbar

 

Für Unruhe in der linken Szene Leipzigs sorgt zurzeit aber eine weitere Angelegenheit: Am Samstag ist in der Südvorstadt eine sogenannte Freefight-Veranstaltung geplant. Organisiert haben dieses Kampfsport-Event offenbar Neonazis. Ein Sponsor der Veranstaltung war deshalb am Mittwoch schon Ziel eines Brandanschlags.

 

Am Sonnabend soll in Leipzig-Connewitz eine Demo stattfinden. Sachsens Verfassungsschutzchef Gordian Meyer-Plath rechnet dabei mit Krawallen. "Das Feindbild, das wir bei der AfD verortet haben, gilt natürlich auch für die Freefightszene, wo die linke Szene auch Bezüge zum Rechtsextremismus sieht. Deswegen muss dort mit Straftaten gerechnet werden."

 

Juliane Nagel, die zu den Organisatoren der Demo gegen das Freefight-Event gehört, hofft das nicht. Sie ruft zu einem friedlichen Protest aus.