Der Titel bringt das scheinbar unverständliche Argument der »Indigenen« auf den Punkt: »Was für die großen Öl-Kompanien lediglich ein Produkt zum Verkauf darstellt, ist für uns das Blut der Muttererde. Wir mögen dem großen Kapitalherren, die ohne Zweifel die Welt immer mehr, bis in ihren kleinsten Winkel unter Kontrolle gebracht haben, als mysteriöse Spinner erscheinen, die keine Ahnung vom Geschäft haben, doch haben Sie noch viel weniger Ahnung von dem, was wir sprechen: ja und wir sprechen im Namen der Natur, als dessen Teil wir uns erleben: finsteren Geistern folgt Ihr, unwiderruflichen Schaden bringt ihr über die Welten!«
Damit ist weniger die Metapher vom Titel gemeint, als die strenge Arbeit, die Menschen in Ecuador verrichten, bereits mit wenigen Jahren, steht das Kind im Produktionsverhältnis, soweit ein Kinderkörper arbeiten kann, danach als Erwachsener für wenige Dollar. Doch dies, die Situation der Arbeiter_innen in Ecuador ist ein anderes Thema, von dem gewiss berichtet werden müsste, doch hier vielmehr zu Wort kommen soll, was in seiner Trivialität kaum Gehör findet. Rositta: »Im Irak ist es offensichtlich, weil es Krieg gibt, das auf den Leichen von Millionen sich unübersehbar der Weltgemeinschaft zeigt. Pachamama halte dies fern von uns, doch wer kennt die Situation in Ecuador oder ein paar Kilometer weiter in Peru? Jede_r weiß, dass es im Irak um das Öl geht, dass das Geschäft mit dem Öl, wie jedes dieser Geschäfte, über Tote geht, dermaßen besessen ist von der Gier, dass es es vor dem Schrecklichsten nicht halt macht. Seit Jahrzehnten unterstützen die großen Firmen, entweder direkt oder über ihre Regierungen, zumeist die USA, Militärs und Paramilitärs, um die Leute klein zu halten und die Rohstoffe, sowie Arbeitskräfte Südamerikas auszubeuten. Natürlich, heute hat man dazu gelernt, es läuft alles viel moralischer ab, das heißt psychologischer, es werden Gelder in Werbungen und Unterhaltung investiert, die entweder darauf ablaufen, korrupte Politikern die Wiederwahl zu ermöglichen, Politiker, die als Gegenleistung den Zustand der Ausbeutung aufrecht erhalten, oder noch besser, die Medien verdummen einfach die Leute, verschließen ihre Augen, brechen ihre Zungen, machen sie unfähig. In all dieser angeblichen Unterhaltung verliert der Mensch gerade das Leben zu genießen, denn dafür müsste es zuerst (er)leben.
Dazu kommt der große Alkoholkonsum, das Spiel mit den chemischen Drogen. Jene Sklaven, die von den Medien nicht endgültig verdummt werden konnten, wird mit viel Alkohol nachgeholfen. Es gibt fast kaum eine indigene Gemeinschaft, wo nicht regelmäßig und strukturell der Alkoholkonsum gefördert wird, den Rest macht die Sucht; und während die Menschen dauerberauscht dahinvegetieren, fließt nebenbei das Öl, wird das Holz abgerodet, Lebensraum getötet...«
Seit Jahren demonstriert man in Tena, immer offenkundiger, gegen Ölkompanien und die Zerstörung des Regenwaldes, sowie gegen die kapitalistische Logik der Nutzbarkeit und Verwertung von Leben und Natur. Dennoch endet selbst das feurigste Gespräch in einer gewissen Bescheidenheit, es scheint so als würde die Bewegung hier jene Macht, die es zu Überwindung der Probleme bräuchte, gar nicht haben wollen. Doch wie verändern ohne Macht? Rositta: »Wir sind stark, schau mich an, sieh mir in die Augen, das ist Stärke! Ja aber wir wollen nicht diese Stärke gegen andere anwenden, wenn jemand mutig ist, stark, soll er[/sie] gegen seine eigenen Ängste kämpfen, wenn er stark ist, helfen, wo es Not tut, wo Hilfe benötigt wird, einen Baum pflegen, den Sternen horchen, auf die Umgebung achten, auf die Familie aufpassen.
'Wir' sind keine Nationalisten, wir wissen nicht einmal was das sein soll 'eine Nation'. Sieh hier nennen sie es Ecuador, da drüben heißt es Peru, hier soll angeblich eine Grenze sein. Wo bitte? Es gibt keine Grenze! Es ist der Regenwald, alle sind willkommen, die hier leben möchten und können, dabei ist es egal ob du 'Gringo' bist oder»Kichuwa« sprichst. Nicht deswegen erheben wir unsere Stimme, weil es 'Ausländer' sind, die ihr unwesen treiben, sondern weil es eben ein Unwesen ist: finsteren Geistern folgt Sie, unwiderruflichen Schaden bringt es über die Welten!«
in Hoffnung und Stärke des Regenwaldes.