Ding-Dong – der Staat ist da
Am Sonntag, dem 10. Juli, kam es in Zürich und St. Gallen erneut zu
Hausdurchsuchungen. Diesmal drei an der Zahl. Auf dem von der
Staatsanwaltschaft Zürich autorisierten Durchsuchungsbefehl sei
„Brandstiftung etc.“ als Grund angegeben gewesen, wie uns zugetragen
wurde. In einer etwas ausführlicheren Erklärung des Durchsuchungsbefehls
sei ersichtlich, dass es sich um einen angeblichen Brandanschlag auf
die Funkstation Waidberg, 8037 Zürich handele, der in der Nacht auf
denselben Sonntag getätigt worden sei.
Während die Hausdurchsuchungen in Zürich mit teils Uniformierten und teils Zivilen durchgeführt wurden, nutzte das St. Galler Sonderkommando den Moment gleich aus, um eine Trainingseinheit daraus zu machen: mit Rammbock, Sturmmasken und Maschinengewehren stürmten dutzende Möchtegern-Hollywood-Cops das zu durchsuchende Haus, zwangen die Bewohner, sich auf den Boden zu legen und durchwühlten jedes Zimmer von oben bis unten. Neben dem für sie unbefriedigenden Resultat – in allen drei Fällen mussten sie das Feld mit ungebrauchten Handschellen wieder räumen – zeigten sie mit dieser Aktion einmal mehr, wofür die Polizei effektiv steht: den repressiven Arm des Staates, mit allen Mitteln ausgerüstet, um ihn zu verteidigen und potentielle Feinde zu neutralisieren. Und unter diese Kategorie fallen all jene, die es nicht hinnehmen, eine unfehlbare Autorität über sich zu wissen; die es nicht hinnehmen, vom gesellschaftlichen Reichtum abgeschnitten zu sein; die es nicht hinnehmen, durch die Technologie entfremdet, vereinzelt und überwacht zu werden, während tagtäglich die Illusion von Verbundenheit, Glück und unbegrenzter Möglichkeit hochgehalten wird.
Sollte sich die Begründung des Durchsuchungsbefehls als faktisches
Ereignis herausstellen, so gilt es, diesen Angriff zu verteidigen, der
sich gegen jene Strukturen richtete, die dazu beitragen, unsere
Autonomie in von Funksignalen beschallte Sklaverei zu verwandeln. Denn
jeder Flächenbrand braucht einen Funken...
[Dissonanz, anarchistische Zeitung Nr. 32; 20. Juli 2016]
Erläuterungen zu den Hausdurchsuchungen in Zürich und St. Gallen
Am Sonntag dem 10. Juli wurden in Zürich und St. Gallen
Hausdurchsuchungen durchgeführt (Dissonanz Nr. 32). Anlass dieser
Durchsuchungen war die Suche nach möglichen Beweisen und einer
spezifischen Person, die „dringend verdächtigt“ wird, einen
„Brandanschlag auf die Funkstation Waidberg“ verübt zu haben. Während
den Hausdurchsuchungen konnte die beschuldigte Person, ein
anarchistischer Gefährte, nicht gefunden werden. Soweit es aktuell
bekannt ist, wurde er bis heute nicht verhaftet. Der vorgeworfene
Brandanschlag, von dem im Hausdurchsuchungsbefehl die Rede ist, wurde
und wird von den Medien stillgeschwiegen.
Wir wünschen dem Gefährten viel Kraft auf seinem Weg ausserhalb der Klauen des Staates.
[Dissonanz, anarchistische Zeitung Nr. 33; 3.8.2016]