Auf die Gaststätte "Koppelkaten" in Koberg hat es eine Farbbeutel-Attacke gegeben. In der Nacht zu Dienstag haben bislang Unbekannte das Gebäude mit weißer Farbe bespritzt und dazu auch noch die Scheiben im Erdgeschoss eingeschlagen.
Auf die Gaststätte „Koppelkaten“ in der Gemeinde Koberg hat es eine Farbbeutel-Attacke gegeben. In der Nacht zu Dienstag haben bislang Unbekannte das Gebäude mit weißer Farbe bespritzt und dazu auch noch die Scheiben im Erdgeschoss eingeschlagen. Das nur noch unregelmäßig für Feiern genutzte Gebäude war in die Schlagzeilen gekommen, weil dort unter Ausschluss der Öffentlichkeit zwei Konzerte mit Bands aus der rechten Szene stattgefunden hatten – mit entsprechendem Publikum. Die Gemeinde Koberg hatte sich in einer Resolution gegen rechtsradikale Aktionen im Ort ausgesprochen und nach dem zweiten Konzert in diesem Juni eine Podiumsdiskussion veranstaltet.
Eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes in Sandesneben hatte gestern auf dem Weg zur Arbeit die Schmierereien bemerkt. Gemeinsam mit der Leiterin des Ordnungsamtes sind beide dann zur ehemaligen Gaststätte nach Koberg gefahren, um dort mit dem Besitzer zu sprechen. Der Ex-Gastronom war wohlauf. Er hatte von den Schmierereien und den eingeschlagenen Scheiben am frühen Morgen erfahren. Die Polizei allerdings hatte er noch nicht gerufen. Doch in den sozialen Medien war die Geschichte längst unterwegs – mit teilweise hämischen Kommentaren. Kein Wunder, denn viele Autofahrer, nicht nur aus Koberg, fahren auf ihrem Weg zur Arbeit an der Gaststätte vorbei, die direkt an der Landesstraße liegt.
Der Inhaber selbst hatte in der Nacht überhaupt nichts bemerkt. Doch er hat inzwischen Angst, dass noch mehr passiert. „Das ganze Haus ist voller Farbe, die Scheiben sind eingeschlagen und durch die Löcher in den Scheiben ist auch Farbe nach drinnen gespritzt worden. Möbel und Fußböden sind verunreinigt“, sagt der ehemalige Gastwirt. Während die Mitarbeiterinnen des Ordnungsamtes auf die Polizei warteten, hielten immer wieder Autofahrer an, schauten auf das beschmierte Gebäude und schüttelten die Köpfe. „Muss das denn sein?“, fragte eine Autofahrerin. In den vergangenen Tagen und Wochen sei in Koberg doch vernünftig diskutiert worden. Für diese nächtliche Aktion fehle ihr jedes Verständnis.
Der Hausbesitzer möchte am liebsten nichts von alledem in der Presse sehen. Schließlich habe er doch kürzlich beteuert, dass er es nicht zulassen werde, dass auf seinem Saal rechtsradikale Parolen skandiert werden. Wie es nun weitergeht am Koppelkaten, ist ungewiss. „Ich bin zwar versichert, aber nicht gegen Vandalismus“, sagt der Ex-Gastwirt. Zwar habe die Versicherung zugesagt, sich den Schaden anzusehen. Aber das Ergebnis sei völlig offen. Die Polizei hat einen Feuerlöscher im Innern des Hauses sichergestellt, mit dem offenbar die Scheiben eingeschlagen wurden. Auch eine Glasscherbe mit Farbe wurde als Beweismittel sichergestellt.
Inzwischen hat die Staatsschutzabteilung der Bezirkskriminalinspektion Lübeck (K 5) die weiteren Ermittlungen übernommen. Am Nachmittag trafen sich dann die Gemeindevertreter aus Koberg zum symbolischen Sammeln der Scherben vor dem Koppelkaten. Damit wollten sie ein Zeichen gegen Gewalt und Provokation von allen Seiten setzen.
Kommentar: Hanno Hannes zum Farbanschlag auf die durch Rechts-Rock bekannt gewordene Koberger Gaststätte
Hämische Kommentare auf Facebook zeigen Sympathie für die Täter. Sie belegen, wie bei einigen Zeitgenossen das Wertesystem in Schieflage geraten ist. Gewalt ist nie eine Lösung, auch nicht Gewalt gegen Sachen. Notwehr ist die einzige Ausnahme. Aber davon kann hier ja wohl keine Rede sein. Zum Glück gibt es auf Facebook auch andere Kommentare.
Wer auch immer die Täter waren: Sie haben den Bemühungen der Koberger, der rechten Szene mit Zivilcourage zu begegnen, geschadet. Der Farbanschlag war feige, dumm – und kriminell