Die rechte Szene betreibt auf Facebook eine Hetz-Seite gegen eine Lörracher Zeitungsjournalistin. Sie berichtet seit einiger Zeit über die Aktivitäten der Rechten im Dreiländereck.
Eine Journalistin berichtet über Pegida-Demos in Weil am Rhein und Kandern, ein Heldengedenken der rechten Szene in Todtnau, über Flashmobs gegen Flüchtlinge an der Grenze, über die Gründung des Kreisverbands der Rechten im Landkreis Lörrach und zuletzt über eine rassistisch motivierte Bedrohung einer Familie in Weil am Rhein. Kathrin Ganter, Redakteurin bei "Der Sonntag", hat seit der Veröffentlichung ihrer Artikel einiges zu hören bekommen von den Rechten, vor allem in sozialen Netzwerken. Selbst eine eigene Facebook-Seite wurde ihr gewidmet.
Facebook-Seite mit üblichen rechten Parolen
"Kathrin Ganter Boykottieren" nennt sich die Seite auf Facebook. Als Profilbild wurde ein Foto einer unbekannten Frau gewählt, mit erschrockenem Gesicht, darüber steht geschrieben: "Sobald du aufhörst Lügen über mich zu verbreiten, unterlasse ich es, die Wahrheit über dich zu sagen." Über die ganze Kopfseite prangt ein Foto mit der Aufschrift: "Wahrheit statt Lügenpresse". Das ist die Seite einer Gemeinschaft, 172 Personen haben sie mit "gefällt mir" markiert.
"Der Hohlbratze würde ich mal einen Besuch abstatten"
"Nachdem ich öfter über die Pegida-Demonstrationen in Weil am Rhein berichtet hatte und später über Aktionen auf Brücken und einem Heldengedenken, das in Todtnau abgehalten wurde, daraufhin hat die Gruppe diese Facebook-Seite eingerichtet. Diese Gruppe agiert ja sehr öffentlich, die Dinge sind alle öffentlich einsehbar und es ging eigentlich nur wenige Stunden, bis ich davon Kenntnis hatte", erklärt Kathrin Ganter. Nachdem sie Anfang des Monats einen Artikel über eine Familie veröffentlicht hatte, die von einer rechte Gruppierung bedroht wird, begann im Netz ein regelrechter Shit-Storm. Unter anderem stand da: "Der Hohlbratze würde ich mal einen Besuch abstatten."
Zeitungs-Redaktion hat die Polizei eingeschaltet
Mittlerweile ist der Eintrag jedoch wieder gelöscht. "Gut, das ging natürlich am Tag der Veröffentlichung los auf "meiner" Boykott-Seite. Es war dann allerdings auch so, dass drei Tage später zwei Männer aus dieser Szene bei uns in der Redaktion standen. Ich war selbst gar nicht vor Ort, sie haben wohl nur sehr höflich nach mir gefragt und sind dann nicht wieder aufgetaucht. Aber das war natürlich schon ein Punkt an dem wir gesagt haben, wir informieren auch die Polizei und wir nehmen das sehr ernst", berichtet Kathrin Ganter weiter.
Mit Lügen-Phrasen diffamiert Rechte andere als "Lügner"
Einige Tage später bringt einer der Rädelsführer mit Wohnsitz in Frankreich einen Brandanschlag auf sein Auto zur Anzeige und veröffentlicht Bilder dazu auf der Seite – die Schuldige ist schnell gefunden: "Heute Nacht haben kriminelle Links-Extreme mein Auto angezündet und wollten mein Haus abfackeln. Diese Schuld tragen allein Frau Ganter und ihre Lügenpresse. Seit Wochen schreibt sie Lügen über uns, ohne wirklich zu recherchieren. Frau Ganter, an ihren Fingern klebt Blut und wir werden Sie zur Verantwortung ziehen." Kathrin Ganter wusste, dass sie mit ihren Veröffentlichungen die Rechten provoziert und welche Reaktionen sie damit heraufbeschwört. Trotzdem macht sie weiter, obwohl: "Es nervt einen einfach wirklich. Man wird dann hingestellt als Lügnerin, man wird hingestellt als jemand, der andere Leute diffamieren möchte."
Für Deutschen Journalisten Verband nichts Neues aber alarmierend
Für Dagmar Lange, Landesvorsitzende des Deutschen Journalisten Verbands in Baden Württemberg, sind solche Reaktionen nichts Neues, dennoch alarmierend: "Das zeigt einfach, dass das rhetorische Sickergift Wirkung hat, damit meine ich rechte Gruppierungen, aber auch von der AfD. Droh-Parolen, Anrufe, Emails, auch vor allen Dingen Bedrohungen in sozialen Netzwerken, sind leider sehr häufig geworden", sagt sie und rät rechtlich gegen Hetze in den sozialen Medien vorzugehen. Das hat sich Kathrin Ganter auch kurz überlegt, doch ihr ist es wichtiger der Öffentlichkeit zu zeigen, mit welchen Mitteln gegen ihre Berichterstattung und gegen sie persönlich vorgegangen wird: "Ab einem gewissen Punkt hatte ich mir dann überlegt, versuche ich jetzt diese Gruppe löschen zu lassen? Ich habe mich aber dagegen entschieden weil ich finde, man soll ruhig sehen wie die agieren, die sollen sich ruhig mal zeigen."