Im Dreiländereck droht die politisch motivierte Gewalt zu eskalieren: Die Polizei bestätigt, dass gegen das Wohnhaus eines Aktivisten der Partei "Die Rechte" ein Brandanschlag verübt worden ist.
Gegen das Wohnhaus des Vorsitzenden des Kreisverbands der Partei "Die
Rechte", Andreas Weigand, im französischen Blotzheim ist in der Nacht
zum Montag ein Brandanschlag verübt worden. Das hat die
Staatsschutzabteilung der deutschen Polizei nach Rücksprache mit den
französischen Kollegen bestätigt. Weigand steht derzeit im öffentlichen
Fokus, weil er sich auf richterliche Anordnung einer Familie in
Friedlingen nicht mehr nähern darf.
Bei dem Anschlag haben Unbekannte gegen 2 Uhr morgens das vor dem Haus
stehende Auto der Lebensgefährtin von Weigand in Brand gesteckt.
Außerdem wollten sie eine mit Farbe gefüllte Flasche zur Detonation
bringen, was aber misslang.
Nach Angaben der französischen Polizei, die alleine für die Ermittlungen
zuständig ist, die deutschen Kollegen aber fortlaufend informiert, hat
der Betroffene des Anschlags schon vorher Drohungen von Antifaschisten
erhalten. In der Nacht zum Montag seien diese Drohungen dann offenbar in
die Tat umgesetzt worden.
Darüber, wer hinter diesem Anschlag steckt, kann die Polizei keine
Angaben machen. Auf die Urheber gebe es noch keine Hinweise. Die
Vermutung, dass der Anschlag von Linken verübt worden sei, lasse nicht
bestätigen. Es gebe – anders als sonst bei Taten von Linken – kein
Bekennerschreiben oder dergleichen, sagte am Mittwoch Polizeisprecher
Klotz.
Für den in Friedlingen aufgewachsenen Weigand, der seit zwei Jahren im
Elsass lebt, steht außer Frage, dass Aktivisten aus der linken Szene den
Anschlag auf sein Wohnhaus verübt haben. Das verbreitet er auf Facebook
– und sagt es es auch im Gespräch mit der Badischen Zeitung.
Der Vorfall nährt den Verdacht, dass die Bedrohung einer Familie in
Friedlingen, die Weigand und sieben weiteren Personen angelastet wird, zu einer Eskalation in der Konfrontation
zwischen den Mitgliedern dieser rechten Gruppe und ihren Gegnern
geführt hat. In Friedlingen ist jedenfalls bereits vor dem Anschlag eine
Wandparole an einem Trafohäuschen am Colmarer Kreisel aufgetaucht, die
mit den Worten "A. Weigand wird gejagt" möglicherweise Druck auf den
Kreisvorsitzenden der Rechts-Partei ausüben sollte. Der Slogan ist
inzwischen zwar übermalt, dafür prangt an der anderen Wand die
Aufforderung "Pegida boxen".
Bei der Polizei beobachten die Beamten des Staatsschutzes die aktuelle
Entwicklung mit großer Aufmerksamkeit, wie Sprecher Klotz versichert.
Die Mitteilung Weigands über den Brandanschlag hat auf seiner
Facebook-Seite zahlreiche Kommentare ausgelöst. Einige von ihnen rufen
so direkt zur Gewalt gegen Linke auf, dass sie Anzeigen bei der
Staatsanwaltschaft zur Folge haben dürften, da sie als öffentlicher
Aufruf zu Straftaten gewertet werden können, teilte Klotz mit.
Der 31-jährige Weigand steht im Blickpunkt einer Debatte um die
Bedrohung einer Familie im Weiler Stadtteil Friedlingen. Auf Antrag der
Familie war gegen Weigand und sieben weitere Personen ein gerichtliches Annäherungsverbot verhängt worden.
Die Familienmitglieder – der Vater ist ein dunkelhäutiger Deutscher –
fühlen sich eingeschüchtert und bedroht von Anhängern der Rechten, die
sich auf dem Platz vor dem Wohnhaus der Familie regelmäßig aufhalten.
Zudem soll es einen tätlichen Angriff auf die Ehefrau gegeben haben. In
diesem Fall laufen noch Ermittlungen.
Die von den Justizbehörden und der Polizei erhoffte beruhigende Wirkung
der Annäherungsverbote scheint sich vorerst also nicht einzustellen,
auch wenn die Treffen der Rechten auf dem Hüninger Platz seither
aufgehört haben. Dafür scheint aber die Eskalation der
Auseinandersetzung zwischen Rechten und Linken zuzunehmen. Dazu dürfte
auch beigetragen haben, dass Weigand als Vorsitzender des Kreisverbands
der Partei "Die Rechte" einen "Tag der europäischen Völker" auf dem Hüninger Platz in Friedlingen am Samstag, 24. September, plant.
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