Die Reitschule bleibt bis auf Weiteres geschlossen

Die Reitschule bleibt bis auf Weiteres geschlossen.
Erstveröffentlicht: 
09.07.2016

Die Reitschule ist zu – und bleibt es auch bis auf Weiteres. Man wolle kein Freiraum mehr sein, zu dem nicht Sorge getragen werde.

 

«Für uns ist die heutige Situation untragbar und wir haben keine Lust mehr darauf, Freiraum zu sein, dem nicht Sorge getragen wird», schreibt die Mediengruppe der Reitschule am Samstag in einer Mitteilung. Die Reitschule bleibe bis auf weiteres geschlossen.

 

Ausserhalb von Einfluss und Verantwortung


Der Vorplatz habe sich in den letzten Jahren, «nicht zuletzt als Konsequenz der verfehlten Jugend-, Nachtleben-, Sicherheits-, Drogen- und Asylpolitik der Stadt Bern, des Kantons und des Bundes», zum Kristallisationspunkt der gesellschaftlichen Probleme entwickelt, die ausserhalb des Einflussbereichs der Reitschule liegen.

 

Auf dem Vorplatz der Reitschule würden verschiedenste Menschen und Interessen aufeinander treffen, schreibt die Reitschule weiter. «Der Reitschule wird damit eine Verantwortung übergestülpt, die wir weder tragen können noch wollen», steht es in der Mitteilung. Deshalb würden die Verantwortlichen jetzt «Stopp» sagen.

 

Ein Augenschein zeigte am späteren Nachmittag, dass es den Betreibern offenbar ernst ist: Das Tor zur Reitschule war verriegelt, und daran hing die Medienmitteilung von der Schliessung (siehe Bild).

 

Abzuwarten bleibt, was «bis auf Weiteres» heisst. Ein Mitglied der Reitschulbetreiber sagte gegenüber der Nachrichtenagentur sda vor dem Gebäude, die für den Samstag und den kommenden Dienstag vorgesehenen Anlässe fänden nicht statt. Doch schon Ende Juli will die Reitschule zum dritten Mal ein Sommerfest durchführen.

 

Spätestens dann dürfte man sehen, was mit «bis auf Weiteres» gemeint ist. Weitere Fragen wollten die Reitschüler nicht beantworten. Es werde wieder kommuniziert, sagten sie.

 

Er nehme die Schliessung der Reitschule zur Kenntnis, sagte Sicherheitsdirektor Reto Nause gegenüber SRF.

 

Diverse Vorfälle


Immer wieder kommt es zu Rangeleien oder schlimmeren Vorfällen. Vor drei Wochen etwa ist es im Dachstock zu einer Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen gekommen. Im Anschluss wurden zwei Männer an der Neubrückstrasse von unbekannten Tätern mit einer Stichwaffe leicht verletzt, wie die Kantonspolizei Bern mitteilte.

 

Die Mediengruppe der Reitschule widersprach daraufhin der Polizei. Entgegen der Darstellung der Kantonspolizei habe die Auseinandersetzung ihren Anfang nicht im Dachstock sondern auf dem Vorplatz der Reitschule genommen.

 

Am 23. Juni führte die Kantonspolizei bei der Reitschule eine Razzia durch. Wie die Polizei sagte, handelte es sich um einen Einsatz gegen den Drogenhandel. Noch in der gleichen Nacht verschickte die Mediengruppe der Reitschule ihre Version zu den Vorkommnissen, inklusive Videos mit Nahaufnahmen beteiligter Polizisten. Die Razzia sei ein «regelrechter Überfall» gewesen.

 

Ende Juni gab die Kantonspolizei auch bekannt, dass es bei der Reitschule im 2015 in 42 Fällen zu Gewalt und Drohung gegen Beamte gekommen ist.

 

Reitschule vs. Polizei


Die Reitschüler werfen der Polizei jeweils vor, sie gehe ungerechtfertigterweise vor allem gegen Schwarze vor, welche oft auf dem Vorplatz als Dealer auftreten. Die Polizei wirft der Reitschule unkooperatives Verhalten vor.

 

Zu einer Eskalation kam es auch Anfang März, nachdem die Polizei vor der Reitschule Personenkontrollen durchgeführt hatte. Vermummte errichteten Barrikaden und griffen die Einsatzkräfte vom Dach des Gebäudes an. Elf Polizisten wurden verletzt. Danach ergriff die Stadt Bern gewisse Sanktionen gegen die Reitschule.

 

Der neue, vierjährige Leistungsvertrag zwischen Stadt und den Reitschul-Trägern kam wenig später aber dennoch durchs Stadtparlament. Viele Parlamentarier argumentierten, die Reitschule sei nicht verantwortlich für die Gewaltexzesse. (Berner Zeitung)