Mehr Kinder, mehr Studenten und mehr Migranten: Im neuen statistischen Quartalsbericht der Stadt wird Leipzigs Wachstum in Zahlen greifbar. Auch über Mopeds, beliebte Flugziele und einen neuen Pendlerrekord gibt das 72-seitige Werk Auskunft.
Leipzig. Die Leipziger werden immer mehr und sie werden immer jünger. Ende April lebten laut Melderegister 572.076 Einwohner in der Messestadt. Leipzig hat damit inzwischen Bremen deutlich überholt und ist Nummer zehn der größten Städte in Deutschland. Bis zum Jahresende rechnen die Statistiker im Rathaus mit mindestens 575.000 Einwohnern. Bei einem weiteren Zustrom von Flüchtlingen seien auch 580.000 möglich, sagte am Donnerstag Peter Dütthorn, Leiter der Abteilung Statistik im Amt für Statistik und Wahlen, am Rande der Vorstellung des ersten Quartalsberichts 2016 gegenüber LVZ.de. Zwei Kernergebnisse des Berichts: Der Altersdurchschnitt der Leipziger sinkt und der Ausländeranteil steigt. Die wichtigsten Fakten im Überblick:
Junges Leipzig: Das Durchschnittsalter der Leipziger ist seit 2011 um genau ein Jahr gesunken – von 43,8 auf nun 42,8 Jahre. Grund ist vor allem der hohe Zuwachs bei Kindern und Jugendlichen. Die Anzahl der Unter-Sechsjährigen stieg innerhalb von zehn Jahren um die Hälfte auf nunmehr 35.000, die der Sechs- bis 15-Jährigen sogar um 53,9 Prozent auf 39.300. „Leipzig wird immer jünger. Das liegt zum einen daran, dass viele Zuzügler Familien sind und Kinder mitbringen. Ein anderer Grund ist die steigende Geburtenrate“, erklärte Dütthorn. Jedes fünfte Schulkind hat inzwischen einen Migrationshintergrund.
Zuzüge und Geburten: Im ersten Quartal wuchs Leipzig allein durch Zuzügler um 3527 Einwohner. 6439 Wegzügler standen den 9966 Neu-Leipzigern gegenüber. Die Meisten davon kamen mit 4051 aus dem Ausland, gefolgt von Sachsen (2600) sowie den anderen neuen Bundesländern mit Berlin (1800). Die Zahl der Neugeborenen bewegte sich im ersten Quartal mit 1591 knapp unter dem Rekordniveau des Vorjahres (1596). Die Prognose der Rathaus-Experten: Spätestens 2020 leben mehr als 100.000 Minderjährige in Leipzig. Für die Stadt bedeutet das große Herausforderungen beim Ausbau des Kita- und Schulnetzes.
Ausländer: Jeder achte Leipziger hat inzwischen nicht-deutsche Wurzeln. Die Zahl der Ausländer und Einwohner mit Migrationshintergrund stieg innerhalb von zwei Jahren von 53.776 Einwohnern auf knapp 70.000 (12,3 Prozent) zum Ende des vergangenen Jahres. In die Zahlen des Melderegisters fließen auch Flüchtlinge ein, die ihren eingetragenen Wohnsitz in Leipzig haben. Größte Ausländergruppe nach Russen (7720) sind inzwischen Syrer (4474), bei denen es durch den Flüchtlingszustrom mit einem Plus von 156 Prozent im vergangenen Jahr den größten Zuwachs gab. Dahinter rangieren Polen (4031), Ukrainer (3296) und Vietnamesen (3211).
Studenten: Deren Anzahl erreichte im Wintersemester 2015/2016 einen neuen Höchstwert: Mit 37.257 Kommilitonen – ein Plus von 3,8 Prozent – studierten an den sieben Hochschulen der Stadt so viele wie letztmals vor zehn Jahren. An Uni, HTWK & Co. begannen 6645 junge Menschen im vergangenen Jahr ein Studium. Im bundesweiten Vergleich rangiert Leipzig auf Platz 21 der größten Hochschulstädte – deutlich hinter Dresden mit rund 45.000 Studenten (Platz 15).
Tourismus: Nach dem Rekord aus dem 1000-Jahre-Festjahr (2,8 Millionen Übernachtungen, 1,5 Millionen Gäste) konnte Leipzig in der Besuchergunst im ersten Quartal 2016 nochmals zulegen. Auerbachs Keller, Zoo, Buchmesse: Knapp 585.000 Übernachtungen und 318.000 Ankünfte wurden gezählt – das waren etwa sechs bis sieben Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Fahrzeuge: Zum Ende des vergangenen Jahres waren so viele Autos in der Stadt gemeldet wie noch nie. Fast jeder zweite Einwohner besitzt statistisch gesehen einen Pkw: Mehr als 245.000 Kraftfahrzeuge (2011: 227.000) waren laut Kraftfahrtbundesamt registriert, davon 90 Prozent als Privatfahrzeuge. Zur Stadtgrenze hin steigt die Autodichte deutlich. Die Zahl der Kräder wuchs innerhalb von acht Jahren um knapp die Hälfte: Gut 12.400 Mopeds und Kleinkrafträder parken inzwischen auf Straßen und in Garagen – die meisten davon in der Südvorstadt und in Gohlis-Süd.
Pendler: Auch hier gab es einen neuen Rekord: 93.787 Menschen kamen Mitte vergangenen Jahres zum Arbeiten nach Leipzig. 55.742 Einwohner pendelten zu ihrem Job an einen Ort außerhalb der sächsischen Metropole, in der sich laut Quartalsbericht derzeit neun der 100 größten Unternehmen Sachsens befinden – BMW, Porsche und Amazon noch nicht mitgezählt.
Beliebte Flugziele: 2,3 Millionen Fluggäste wurden im vergangenen Jahr am Flughafen Leipzig/Halle gezählt. Die meisten davon (252.500) flogen nach Spanien, dicht gefolgt von der Türkei mit 234.500 Urlaubern. Während Ägypten (88.000) und vor allem Griechenland (68.500) deutlich zulegen konnten, erlebte Tunesien nach dem Terroranschlag vom Sommer 2015 einen deutlichen Rückgang von 33.000 Reisegästen auf knapp die Hälfte. Weiterhin beliebt waren Bulgarien und Großbritannien mit jeweils mehr als 40.000 Passagieren.
Der Statistische Quartalsbericht I / 2016 ist auf www.leipzig.de/statistik unter „Veröffentlichungen“ abrufbar und gedruckt für 7 Euro beim Amt für Statistik und Wahlen erhältlich.
Von Robert Nößler