Pegida-Frontfrau Tatjana Festerling macht mitten in der Stadt Stimmung gegen den Islam. Ein CDU-Stadtrat findet die Aktion gelungen.
Meißen. Eine Idee, die nur von Tatjana Festerling kommen kann: Vor den Wahlkreisbüros von Thomas de Maizière und Daniela Kuge (beide CDU) am Markt 7 holte die Pegida-Frontfrau am Dienstag das Megafon raus, um zu demonstrieren, wie laut der muslimische Gebetsausrufer angeblich wirklich sei. In der Anne-Will-Sendung vom 8. Mai hatte der Innenminister gesagt, der Ruf des Muezzins sei kein Problem in Deutschland: Er dürfe nicht länger als drei Minuten dauern und nicht lauter als 60 Dezibel sein. Nun die polemische Antwort der Rechtsaußen-Provokateurin. So weit, so typisch.
Für Überraschung sorgt jedoch, wer ein Bild der strahlenden Festerling neben Edwin Wagensveld, selbsternannter „Ed der Holländer“ und auch Pegida-Redner, bei der Aktion auf Facebook veröffentlicht hat: CDU-Stadtrat Jörg Schlechte, der in jüngster Vergangenheit Schlagzeilen machte mit Ausdrücken wie „Dreckszecken“ und „flüchtlingsbesoffene Gutmenschen“.
„Tatjana Festerling hat nur mal zum Gebet gerufen“, schreibt er in einem Kommentar darunter – und erntet Kritik. Ein Freund Schlechtes schreibt beispielsweise: „Was machst du denn da? Die Frau geht ja wohl mal gar nicht“ und „Was da abgegangen ist (habe ein Video gesehen), das sollte von uns als CDUler als Angriff auf die Religionsfreiheit gewertet werden“. Außerdem gebe es in Meißen keinen Antrag für den Bau einer Moschee.
„Nicht auf Fundamentalist machen“
Im Gespräch mit der SZ erklärt der Stadtrat, wie es zu dem Foto kam: „Ich bin zufälligerweise einfach vorbeigelaufen, aber das nimmt mir wieder keiner ab.“ Die Aktion der Pegida-Frontfrau, die bei seiner Ankunft schon beendet war, bezeichnet er als „ziemlich gelungen“. Er habe kurz mit ihr darüber gesprochen.
Schlechte: „Man muss aufpassen, dass da nicht zu viel Unfug getrieben wird.“ Gemeint ist wohl der Moscheenbau. Die Sache mit dem Megafon sei nichts Spektakuläres gewesen, „und auch keine Aufregung wert“. Mit Festerling sei er schon einmal an einem Abend zufällig ins Gespräch gekommen. Sein Fazit: „Ich werde mich mit keinem mehr verkämpfen – die haben ihre Meinung, wir haben unsere. Da muss man nicht ewig einen auf Fundamentalist machen.“ Hätte die CDU von Anfang an mit den Leuten von Pegida geredet, „wäre das gar nicht so geworden“.
Was ihn besonders ärgert, sei das Schwarz-weiß-Denken zurzeit. „Heute äußert man etwas, und schon ist man was“, so Schlechte. Er diskutiere und streite gerne – und provoziere auch mal. „Dadurch kann man auch was rauskitzeln.“
Die Landtagsabgeordnete Daniela Kuge ist nach eigener Aussage am Dienstag nicht im Wahlkreisbüro gewesen und kann daher zur Aktion nichts sagen. Der Bundesinnenminister ist derzeit in den USA. Somit verhallte der Ruf der falschen Muezzine – zumindest von diesen Ohren – ungehört.