Zu dem 71. Jahrestag der Kapitulation Nazideutschlands im Zweiten Weltkrieg wurde in Würzburg ein Aktionswochenende veranstaltet. 06.05. Es begann mit einem Vortrag am Freitagabend über Antiziganismus, der den Anwesenden eine gute Übersicht über die anhaltende Verfolgung von Sinti und Roma gab. Danke an das Cairo und die Referentin für den informativen Abend. 07.05. Am nächsten Tag fand die Nachttanzdemonstration statt. Im Vorfeld hatte die Stadt den Veranstalter*innen Steine in den Weg gelegt, indem sie versuchte, den Lautsprecherwagen zu verbieten.
Außerdem durften nur zwei Seitentransparente mit maximal 1, 50 Meter mitgeführt werden. Insgesamt wurden die Auflagen mit überzogener, penibler, typisch deutscher Genauigkeit kontrolliert. So wurden sogar Außenstehende von der Polizei dazu genötigt, ihre Getränke zu entfernen. Unserem Aufruf folgten zu der Auftaktkundgebung am Bahnhofsvorplatz geschätzte 120 Personen. Anfangs wurde eine feministische Rede verlesen, die zu einem queerfeministischen ersten Block aufrief, gefolgt vom Mobitext (Aufruf). Auf den ersten Metern der Demonstration kam es immer wieder zu Stops weil die Bullen stressten. Unterlegt von Musik, die größtenteils kämpferischen und thematisch passenden Inhalt hatte, bewegte sich der Demozug durch die Innenstadt. Durch die ehemalige „Adolf-Hitler-Straße“ zu dem martialischsten der Würzburger Kriegerdenkmäler (welches von gleich mehrerern Wannen des USK „bewacht“ wurde). Es wurden noch weitere Orte im Würzburger Stadtbild kommentiert. Der Residenzplatz, auf dem 1933 Bücherverbrennungen stattfanden, das Würzburger Amtsgericht, in dem heute Antifas andauernd der Prozess gemacht wird und der sogenannte „Studentenstein“ (auch hier waren USK und mehrere Polizeihunde im Einsatz).Auf dem „Denkmal“ sieht man heute noch die Losung „Im Gedenken an den Tod- das Opfer- das Vorbild“. Der zu NS-Zeiten noch vorhandene zweite Spruch „Deutschland muss leben, auch wenn wir sterben müssen“ wurde mit dem Punkklassiker „Deutschland muss sterben!“ beantwortet. Der zwischenzeitlich bis auf etwa 250 Personen angewachsene Demozug wurde am Mainkai bei der Abschlusskundgebung mit einem Feuerwerk von der Festung begrüßt. Dort wurde in Reden unter Anderem zum Protest gegen den Coburger Convent (Aktionswochenende in Coburg) aufgerufen, sowie unsere Abschlussrede (link folgt) verlesen. Wir freuen uns über eine gelungene, lautstarke Demo mit einer für unterfränkische Verhältnisse erfreulich hohen Teilnehmer*Innenanzahl. Leider müssen wir auch diesmal das unverhältnismäßig hohe Polizeiaufgebot kritisieren, denn Kriegerdenkmal, Gericht, Studentenstein und Teile der Route waren durch USK und Bereitschaftspolizist*innen massiv und völlig übertrieben abgeriegelt. Zudem kam es zu zwei kurzen Auseinandersetzungen, weil die Polizei Verstöße gegen das Flaschenverbot durchzusetzen versuchte. Alles in allem war die Stimmung trotzdem geil. Wir danken an dieser Stelle allen Menschen die sich an der Demo und unserem Aktionswochenende beteiligt haben. Ohne euch wäre die Demo nicht möglich gewesen. 08.05. Das Ende des Aktionswochenendes markierte eine etwa 40 Personen umfassende Demo am Sonntagnachmittag, dem Tag der endgültigen deutschen Kapitulation. Mit Parolen wie „Mord, Folter, Deportation- das ist deutsche Tradition“ oder „Nie wieder Deutschland!“ zogen die Demonstrierenden nochmals zum Residenzplatz und hielten schließlich am Barbarossaplatz eine kleine Kundgebung ab. Da die Mobilisierung für diese Demo eindeutig im Schatten der Nachttanzdemo stand, fiel sie recht klein aus, aber der symbolische Bezug zu diesem speziellen Tag war uns dennoch wichtig. In den Reden ging es über Nationalismus und seine Auswirkungen bis heute, die Rolle Würzburgs im Zweiten Weltkrieg , die aktuelle Flüchtlingspolitik und ein junger Lokalpolitiker der Grünen erzählte über seinen Rauswurf aus dem Gemeinderat wegen seines „Gegen Nazis“-Shirts (Süddeutsche Zeitung). Abschließend können wir sagen, dass ein schönes, informatives und ereignisreiches Wochenende hinter uns liegt. Am 8. Mai sollte auch in den kommenden Jahren an das Ende der Naziherrschaft erinnert werden. Es darf nie passieren, dass Geschichtsrevisionist*innen Würzburg oder Deutschland von den Verbrechen der Nazizeit freisprechen. Kein Vergeben! Kein Vergessen! www.antifawuerzburg.blogsport.eu