Demonstrationen in Bonn nach tödlicher Prügelattacke

Erstveröffentlicht: 
13.05.2016

Nach der Attacke auf einen 17-Jährigen in Bonn gibt es erste Hinweise auf die Täter. Drei Männer mit Migrationshintergrund sollen den Jugendlichen zu Tode geprügelt haben. Für Samstag (14.05.2016) wurden eine rechtsgerichtete Kundgebung und eine Gegenveranstaltung angemeldet.

 

Der 17-jährige Niklas aus dem rheinland-pfälzischen Bad Breisig ist am Freitagmorgen (13.05.2016) in der Bonner Uni-Klinik seinen schweren Verletzungen erlegen. Er war am Freitag (06.05.2016) einer von 500.000 Besuchern bei einem Vorabendkonzert zur Bonner Großveranstaltung "Rhein in Flammen". Der junge Mann befand sich mit einer 17-jährigen Freundin und einem 18-jährigen Freund kurz nach Mitternacht am Samstag (07.05.2016) auf dem Heimweg. Die drei wollten zum Bahnhof im Bonner Stadtbezirk Bad Godesberg, als Niklas von drei Männern angegriffen wurde. Seine beiden Freunde waren auch körperlich attackiert aber nur leicht verletzt worden.

 

Sofort eine Mordkommission gebildet

Die Bonner Polizei, die schon unmittelbar nach der brutalen Tat eine Mordkommission gebildet hat, fahndet nach drei Männern. Sie werden verdächtigt, die Schlägerei angezettelt zu haben. Diese Männer hatten den 17-Jährigen und seinen Freund kurz angesprochen und dann auf Niklas P. eingeprügelt und ihn regelrecht zusammengetreten. Mehrere Tritte trafen auch seinen Kopf. Als die beiden Freunde ihm zu Hilfe eilen wollten, wurden auch diese angegriffen.
Schon nach dem Angriff das Bewusstsein verloren

Erst als weitere Personen, die ebenfalls auf dem Heimweg von "Rhein in Flammen" waren, hinzueilten, ließen die Schläger von ihren Opfern ab. Da hatte Niklas P. schon das Bewusstsein verloren. Er konnte noch vom Notarzt reanimiert werden, doch die durch die Schläge und Tritte verursachten Verletzungen waren so schwerwiegend, dass die Ärzte in der Bonner Universitätsklinik sein Leben nicht mehr retten konnten.

 

Beschreibungen der Tatverdächtigen

Mit einer großangelegten Flugblattaktion im Bonner Stadtbezirk Bad Godesberg, dem ehemaligen Diplomatenstadtteil, sucht die Mordkommission nach Zeugen. Die Staatsanwaltschaft hat zur Ergreifung der Schläger eine Belohnung von 3.000 Euro ausgesetzt. So liegen inzwischen auch Beschreibungen der drei Tatverdächtigen vor. "Wir ermitteln weiter mit Hochdruck", sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Es gebe Hinweise, Details könne er aber mit Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen nicht nennen. Möglicherweise haben die Schläger einen Migrationshintergrund, denn mehrere Zeugen sind sich sicher, dass zwei der Verdächtigen einen braunen Hauttyp haben. Allerdings sprachen alle drei laut Fahndungsplakat der Polizei akzentfreies Deutsch.

 

Glocken läuteten zum Gedenken

Der Godesberger Pfarrer Wolfgang Picken hat in unmittelbarer Nähe des Tatortes ein Kreuz zur Erinnerung an Niklas aufgestellt. Schon kurz danach legten viele Godesberger Bürgerinnen und Bürger dort Blumen nieder, stellten Kerzen auf und legten Zettel dazu. "Niklas, wir denken an dich", steht auf mehreren. Zum Gedenken an Niklas und als Zeichen der Anteilnahme läuteten ab 12 Uhr für 30 Minuten die Kirchenglocken in Bad Godesberg. Alle 13 katholischen und mehrere evangelische Kirchen beteiligten sich daran.


Rechte Gruppierungen kündigen Demo an

In den vergangenen Monaten haben sich im früheren Diplomatenstadtteil Bad Godesberg die Überfälle massiv gehäuft. Da der Verdacht besteht, dass einige von diesen Taten von jungen Männern mit Migrationshintergrund verübt worden sind, haben rechte Gruppierungen für Samstag (14.05.2016) eine Demonstration in Bad Godesberg angekündigt. Auch das betrachten Polizei und Kommunalpolitiker mit Sorge. Inzwischen hat auch die Organisation "Bonn stellt sich quer" eine Gegendemonstration gegen die Rechten angekündigt.

 

OB Sridharan reagiert mit Bestürzung

 

Auch Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan hat mit großer Bestürzung und tiefer Betroffenheit auf die Nachricht vom Tod des 17-jährigen Niklas P. reagiert: "Im Namen von Rat und Verwaltung, aber auch als Vater von drei Söhnen gilt meine tiefe Anteilnahme und mein Mitgefühl der Familie, den Angehörigen und Freunden", schrieb Sridharan. "Ich wünsche mir, dass alle Bonnerinnen und Bonner für Toleranz und gegen Gewalt einstehen", so der Oberbürgermeister. Er appelliert an die Bürgerinnen und Bürger, sich von der für Samstag angemeldeten Demonstration "Stoppt die Gewalt" Rechtsextremer nicht hinters Licht führen zu lassen. Er hoffe, dass sich viele Menschen der Gegendemonstration des Bündnisses "Bonn stellt sich quer" anschließen werden.