Frieden, Freiheit und schöner Leben, kann das der Kapitalismus für alle Menschen bieten?
In der weltweiten Öffentlichkeit steht Deutschland für Wohlstand, Zufriedenheit, Überfluss und einen Strauß von Möglichkeiten für ein gutes Leben. Alle Menschen haben scheinbar die gleichen Chancen, sie müssen diese nur richtig nutzen. Arbeit, Geld, Haus, Auto usw., es ist doch alles da. Frieden, Freiheit und Demokratie ermöglichen ein schönes Leben im Kapitalismus für Alle.
Bilder von Armut, Obdachlosigkeit, Hunger stehen vor allem dann in der Öffentlichkeit, wenn z.B. ein Bild über eine aufopferungsvolle, menschliche Gesellschaft ins rechte Licht gerückt werden soll. Die Botschaft darüber, wie schwer es ist zurecht zu kommen, wenn Menschen im Niedriglohnbereich arbeiten und irgendwann in einer Armen-Rente ankommen, bleibt eher im Hintergrund. Ebenso wird das Elend der Flüchtlinge unter dem allgemeinen Wohlstandsteppich verborgen. Allgemein gibt es große Bemühungen die Armut von Menschen zu vertuschen oder so zu verstellen, dass sich ein Denken etabliert, dass es an jedem selbst liegt in welcher Situation Menschen leben. Natürlich können wir Armut sehen und hören wenn wir wollen, doch Armut hat keine Lobby im Kapitalismus. Armut ist ein scheinbares Randübel, so zumindest die staatliche Propaganda, die sich in den Köpfen fest setzten soll. Doch ist das auch unsere Sicht?
Kapitalismus heißt Ausbeutung und Unterdrückung für die große Masse der Menschen
Es fängt schon bei den Kindern an, wo der Geldbeutel der Eltern darüber entscheidet wie die Zukunft der Kinder und Jugendlichen aussehen wird. Proteste, Widerstand, revolutionäre Aufstände konnten bis heute nicht die Kraft entwickeln, um den Kapitalismus abzuschaffen. Darum leben wir nach wie vor in einer Klassengesellschaft. Ganz normal ist es, dass das Kapital durch Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft seine Gewinne steigert. Das ist heute in jedem Land so. Je mehr die Methoden zur Herstellung von Waren optimiert werden, um so mehr Kraft kann aus den arbeitenden Menschen rausgezogen werden und um so schneller werden die Menschen krank und arbeitsunfähig. Das stellt im Kapitalismus aber kein Problem dar, denn die in hoher Zahl vorhandenen Arbeitslosen können die Lücken füllen. Reicht dies nicht aus, werden im Bedarfsfall eben Menschen aus anderen Ländern geholt und zwar nicht zum schöner Leben, sondern zum Zwecke der Ausbeutung ihrer Arbeitskraft.
Es gibt aber auch die Menschen, die genauer hinschauen und hinhören, was durch die Politik so alles aufgefahren wird z.B. an staatlichen Maßnahmen, die das Leben verteuern, oder wenn z.B. durch steigende Mieten aber gleichbleibenden Lohn die Haushaltskasse schrumpft. Steigen die Lebenshaltungskosten und gibt es nur geringe oder gar keine Lohnerhöhung, so müssen die Menschen ihren Lebensstandard zurückschrauben. Manche fallen in Arbeitslosigkeit und Hartz IV und werden zwangsgeräumt, weil sie die Miete nicht mehr bezahlen können. Armut, Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit wird in den Städten immer sichtbarer. Schwieriges und schlechtes Leben gehört zum Kapitalismus dazu, genauso wie das schöne Leben der Reichen und Wohlhabenden. Je nach dem in was für Klassenverhältnisse Kinder geboren werden, wird ihre Zukunft aussehen.
Wie das Eine mit dem Anderen zusammenhängt, soll vertuscht oder verharmlost werden indem z.B. von individuellen Schicksalen gesprochen und das schöner Leben in den Vordergrund gestellt wird. Darum ist es wichtig, dass es Menschen gibt, die mit Protesten und Widerstand dafür sorgen, dass Ungerechtigkeiten wie Armut und Arbeitslosigkeit, dass Unterdrückung und Ausbeutung hörbar und sichtbar werden. Es hat sich in der Geschichte bewiesen, dass der Zusammenschluss von Menschen, die aktiv ihr Schicksal in die Hand nehmen, unnachgiebig, vielfältig und mutig den Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung führen, vieles erreichen kann. Die Geschichte beweist aber auch, dass Veränderungen und Verbesserungen im Kapitalismus nicht das Grundübel von Ausbeutung und Unterdrückung beseitigen.
Die Klassenrealität der proletarischen Frauen
Leben und Arbeit der proletarischen Frau heute
Klassenrealität 1: Kinder und Haushalt
Was die proletarischen Frauen in unserer kapitalistischen Gesellschaft vereint, sind ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen, die sicherlich individuell Unterschiede aufweisen, aber als Gesamtes eben sehr viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Frauen als eine Klasse gibt es nicht. Als Klasse gibt es die Arbeiterinnen und Arbeiter. Egal ob Mutter, Hausfrau, Berufstätige, Rentnerin, welcher Nationalität oder ob sie Flüchtlinge sind, die Arbeiterinnen sind gezwungen all das was sie an Kraft, Energie und Ideen haben dafür aufzuwenden um z.B. Wohnen, Essen, Kleidung usw. für sich und ihre Familie zu ermöglichen.
Der Lohn, den die Arbeiterin bekommt, egal ob sie in der Fabrik, im Krankenhaus, Kita, im Büro oder im Kaufhaus arbeitet, reicht aus, um dafür zu sorgen, dass Frau am nächsten Tag wieder arbeiten kann, also für Essen, Wohnung, Fahrgeld, Kleidung. Je nach Lohnhöhe ist vielleicht auch noch ein kleiner Urlaub oder etwas für die Freizeit drin.
Berufstätigkeit samt erzwungenem Jobwechsel, z.B. durch Betriebsschließungen oder Personalabbau gehen solange gut bis Frau z.B. alt, krank, alleinerziehend oder auf Dauer arbeitslos wird. Wenn eine dieser Situation eintritt, dann geht es oft darum, dass das gesamte Leben, was bis dahin vielleicht noch ganz okay war, auf einen Schlag vorbei ist. Armut in einer wohlhabenden Gesellschaft ist ab jetzt der neue Lebensstandard und es gibt wenig bis keine Chancen aus dieser Situation wieder raus zu kommen.
Ist Frau dann in der Rente angekommen und konnte sich aufgrund ihres niedrigen Einkommens kein „dickes Rentenpolster“ aufbauen, endet ihr Leben bei Hartz IV, was dann Grundsicherung heißt. Um sich z.B. manchmal etwas besseres Essen zu leisten und nicht nur noch Müll zu schlucken, stocken viele RentnerInnen z.B. als Klofrau ihr bisschen Geld auf.
Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann gibt es nicht
Ungleiches Einkommen von Frau gegenüber dem Mann ist heute immer noch Standard. Durch ständige Streikkämpfe in den verschiedensten Betrieben haben die ArbeiterInnen einheitliche Tarife der Löhne und Gehälter für Frauen und Männer erreicht. Aber es gibt trotzdem immer noch die bestehende Ungleichheit der Arbeiterin. Es ist eben so, dass die Arbeiterin überwiegend in Berufen arbeitet, wo die Löhne und Gehälter insgesamt niedrig sind und im Laufe der Berufsjahre auch nur sehr gering steigen. Zum anderen hat die Arbeiterin wenig Chancen in Berufen wie Pflege, Erziehung, Verkauf, Fabrikarbeit usw. durch z.B. Qualifizierung so auf zu steigen, dass sich die Löhne oder Gehälter merklich erhöhen.
Je höher die beruflichen Aufstiegschancen z.B. durch ein Studium werden, desto höher werden auch die Gehälter. Doch Frauen und vor allem die Arbeiterinnen, die z.B. wegen der Erziehung von Kindern, der Pflege von Eltern oder durch Erkrankung nur Teilzeit arbeiten können, haben gar keine Chance auf einen Aufstieg neben dem, dass ihr Lohn niedrig ist, was sie spätestens in der Rente in die Armut treibt. So bleibt die ökonomische Ungleichheit Teil der Gesellschaft, in der wir leben.
Wie sähe es auch aus, wenn in allen Betrieben Frauen in der Führung sitzen würden und in der Politik mindestens die Hälfte aller Posten mit Frauen besetzt wären, wenn die Familienversorgung und Hausarbeit zu 80 Prozent von Männern gemacht werden würden? Wenn Frauen die Chancen hätten, genauso Karriere zu machen und zu verdienen, wie es bei Männern ganz normal ist? Dann hätten wir ein ganz anderes Bild unserer Gesellschaft, ein Bild, dass der heutigen Männermacht völlig entgegen gesetzt wäre.
Das wäre schon gut, aber trotzdem hätten wir noch kapitalistische Produktionsverhältnisse und damit eine Klassengesellschaft. Also Ausbeutung und Unterdrückung schaffen wir nicht damit ab, indem wir die Rollen von Frau und Mann auswechseln.
Frauen als eine Klasse gibt es nicht. Frauen, die finanziell (ökonomisch) gesichert sind z.B. durch Familie, Status, Berufstätigkeiten wie Politikerin, Managerin oder eben Führungsposten in Betrieb, Staat, Ämtern, Institutionen einnehmen, sind Frauen die für das Kapital oder im Auftrag des Kapitals arbeiten und somit auch die Interessen des Kapitals vertreten. Solange sie für das Kapital arbeiten haben sie ganz andere Interessen als die Arbeiterin. Sie sorgen sich darum, dass „ihr“ Betrieb der Konkurrenz standhalten kann und dadurch immer mehr Profit erwirtschaftet. Um das zu gewährleisten, sorgen sie auch dafür, dass Frauen die als Arbeiterin in ihrem Betrieb beschäftigt sind, ständig einer Lohnbegrenzung unterworfen oder wegen betrieblicher Engpässe entlassen werden. Damit sind sie Teil von denen, die dafür sorgen die Arbeitskraft der Arbeiterin auszubeuten und gehören zu der Klasse der Kapitalisten. So verstehen sie sich auch selbst und richten ihr Leben und Arbeiten entsprechend ein. Diese Frauen kämpfen für ihre Interessen und schließen sich mit ihresgleichen zusammen, während sie wissentlich dafür sorgen die Arbeiterin für ihre Interessen zu nutzen und einzusetzen, aber ihnen niemals die Chance geben werden zu ihnen zu gehören.
Zum anderen besteht zwischen Frau und Mann weiter hin eine soziale Ungleichheit, da Frau noch immer neben ihrer Berufstätigkeit die Hauptlast von Haushalt und Kinderversorgung leistet oder als „Hausfrau“ ganz in dieser Arbeit verschwindet. Diese Arbeit geschieht abgetrennt, vereinzelt, im Verborgenen, nämlich in einer Wohnung oder einem Haus. Hausarbeit ist langweilig, körperlich anstrengend, keiner merkt sie, aber sie hört nie auf und sie bekommt selten Anerkennung und Lohn schon mal gar nicht. Gerade weil Hausarbeit aufwendig aber ohne Anerkennung ist, wird diese Arbeit selten von Männern gemacht bzw. finden Männer viele Wege um diese Arbeit zu umgehen. Dadurch dass Frauen sich selbst und ihre Bedürfnisse zurücknehmen und den Haushalt sowie die Kinderversorgung im wesentlichen erledigen, halten sie den Männern den Rücken frei für ihre Karriere, egal ob im Beruf, Sport oder Politik.
Gesellschaftlich sitzt auch heute noch das Denken tief in den Köpfen der Menschen, dass Männer sich vor allem ihrer Berufstätigkeit und Karriere zu widmen haben. Dieses Denken prägt das gesellschaftliche Leben und das ist nicht so einfach raus zu bekommen. Auch viele Kämpfe, die von Frauen geführt wurden, konnten keine grundlegenden Änderungen dauerhaft durchsetzen, weil es im Kapitalismus kein gesellschaftliches Bedürfnis gibt, die Macht der Männer ab zu schaffen.
Ebenso gehört das tief verwurzelte Denken, dass Frau „eine natürliche Berufung“ zur Mutter hat, traditionell zu unserer Gesellschaft. Kinderversorgung, -betreuung und -erziehung werden als Aufgaben oder Berufung einer Frau verstanden, die dann vor allem als Mutter gesehen wird. Daran haben auch die Bilder der „neuen Väter“, die sich mehr in die Kindererziehung einbringen, nichts geändert, weil das eher die männliche Minderheit ist. Dass Männer die Kinderbetreuung übernehmen, kann gerade dort gelebt werden, wo die Einkommen im lohnabhängigen, werktätigen oder beim selbstständigen Kleinbürgertum entsprechend hoch sind. Sie spielen daher in der ArbeiterInnenklasse kaum oder gar keine Rolle.
Klassenrealität 2: Alleinerziehende Mütter
Durch das „Muttersein“ gerät die Tatsache in den Hintergrund, dass jede Mutter auch eine Frau ist. Frauen haben vielfältige Bedürfnisse, sie wollen sich bilden und leben. Frauen können sehr viel, egal ob in Kultur, Politik, Sport, Handwerk, Technik, Pflege, Transport, Erziehung, Landwirtschaft. Aber genau das macht sie zur Konkurrentin des Manns. Frauen wollen ihre ökonomische Unabhängigkeit von Familie und Mann. Eigenständigkeit und Selbstbestimmung führen zu Selbstbewusstsein, was die Voraussetzung bilden kann, sich gegen alte Traditionen zu wehren. Das untergräbt die dominante Stellung der Männer. Auch darum werden der Emanzipation von Frauen Grenzen gesetzt. Wenn Männer ihre Macht abgeben, müssen sie sehr viel in ihrem Leben verändern und das bringt unter kapitalistischen Verhältnissen persönliche und berufliche Nachteile mit sich.
Für die Arbeiterin oder die Arbeiterfamilie ist es meistens gar nicht möglich die Rollen zu tauschen, weil die Einkommen das nicht zulassen. Oftmals ist es sogar so, dass in Arbeiterfamilien Frau und Mann arbeiten gehen müssen, wenn sie nicht Hartz IV z.B. als Lohn-Aufstockung beziehen wollen. Hartz IV heißt immer noch zusätzliche Abhängigkeit und Kontrolle und oft genug Schikane und Diskriminierung durch das Amt.
Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann im Beruf, der Familie und in der Gesellschaft kann es durch die Klassenunterschiede nicht geben, solange wir im Kapitalismus leben. Die Befreiung der Frau aus ihrer Unterdrückung als Frau ist ein Kampf gegen die soziale Ungleichheit, gegen die patriarchalen Verhältnisse und gegen die Ausbeutung in der Lohnarbeit.
Das Leben und die Sorgen der proletarischen Frauen heute
In der Erziehung und Psychologie hat sich in mehr als hundert Jahren viel geändert, was das Denken über Mädchen und Frauen betrifft. Gleichzeitig haben sich aber die grundlegenden Zuschreibungen von weiblich und männlich im realen gesellschaftlichen Leben nicht wirklich geändert. Mädchen werden von Geburt an anders als Jungen betrachtet, behandelt und erzogen. Dass Mädchen auch mal mit Autos und Jungen mit Puppen spielen, ändert nichts an ihren zukünftigen Rollen, die für sie vorgesehen sind und in deren Sinn sie erzogen werden.
Spätestens dann, wenn Mädchen sich nicht in die Erziehungskonzepte von Kita oder Schule einfügen, anpassen und unterordnen, sondern z.B. kräftig und unnachgiebig kloppen, groben „Unfug“ treiben oder selbstbewusst und emanzipiert ihre Vorstellungen durchsetzen wollen, werden Zuschreibungen, Klischees und bürgerliche Geschlechterrollen zum Thema und müssen Erziehungsmaßnahmen ergriffen werden. Das was bei Mädchen „korrigiert“ werden muss, gehört beim Verhalten der Jungen ganz normal dazu: Jungs kloppen sich eben.
Alles das, was den Mädchen als Erziehungsmaßnahmen blüht, hemmt ihre natürlichen Kreativität, ihre Fähigkeiten Wege zur Selbständigkeit zu finden und so ihr Selbstbewusstsein zu entwickeln. Das was Mädchen früh abgewöhnt wird, müssen Frauen, die bewusster leben wollen, sich erst wieder mühsam aneignen und durchlaufen dafür sämtliche Therapiemaßnahmen. Die Geschichten von Pippi Langstrumpf erzählen von einem Mädchen, das aus ihrem Rollenverhalten ausbricht. Viele Pädagogen, Erzieherinnen und Eltern kennen die Geschichten und sind begeistert. Aber wehe den Mädchen, die im realen Leben Fähigkeiten besitzen, sich so wie Pippi zu verhalten. Egal ob zu Hause, in der Kita oder Schule, Erwachse stehen dann vor Problemen, dass solche Mädchen nicht in das gesellschaftliche Leben und Normalverhalten passen. Helfen alle pädagogischen Maßnahmen nicht, die Mädchen in diesem Falle in ihre gesellschaftlich zugeordneten Rollen zu drängen, werden schon im Kindesalter Therapien oder gar Medikamente eingesetzt um so, meistens erfolgreich, die Mädchen doch noch zu „gesellschaftsfähigen zurecht zu biegen“.
Fall für den Psychologen?
Eltern geraten oft genug in Widersprüche mit den pädagogischen Konzepten von Kita und Schule. Es ist ein ständiger Kampf, sich auf die Seite der Kinder zu stellen und sie zu verteidigen. Besonderem Druck sind heute alleinerziehende Mütter ausgesetzt. Alleinerziehend und Arbeiterin zu sein, ist heute oft mit Hartz IV verbunden. In vielen Berufen wie z.B. der Pflege, im Kaufhaus oder Supermarkt, bei den Verkehrsbetrieben, im Service oder in der Industrie wird im Schichtdienst gearbeitet. Diesen Arbeitszeiten angepasst gibt es aber keine entsprechende Kinderbetreuung, die sich eine Arbeiterin auch leisten kann. Kita und Hort decken nicht den Schichtdienst ab, also muss zusätzliche Betreuung organisiert werden. Dies ist mit hohen Kosten verbunden, was sich Frauen im Niedriglohnbereich oder als prekär Beschäftigte schlichtweg nicht leisten können. Finden sich keine Freunde oder Familie mit deren Unterstützung die Kinderbetreuung organisiert werden kann, wird die alleinerziehende proletarische Frau in Arbeitslosigkeit und Hartz IV abgedrängt.
Kann die Arbeiterin die Kinderbetreuung organisieren und berufstätig sein, steht sie unter einem anderen gesellschaftlichen Druck. Werden z.B. die Kinder oft krank oder bereiten in Kita und Schule „Probleme“, wird ihnen Unverständnis darüber vermittelt, dass sie zu wenig Zeit für ihre Kinder aufbringen. Diesem Druck sind Frauen und insbesondere alleinerziehende Frauen ständig ausgesetzt und sie geraten mit vielen Ansprüchen in Konflikte mit sich selbst, mit Behörden, Arbeit, Kita und Schule.
Besonders schlimm wird die Lage für Frauen, die alleine leben oder alleinerziehend sind und so erkranken, dass sie in ihrem Beruf nicht mehr arbeiten können. So krank zu werden, dass eine Berufsunfähigkeit daraus wird, ist heute nicht mehr selten und nimmt immer mehr zu. Auch dann landen Frauen letztlich in Hartz IV und damit schneller in der Armut als sie es sich je vorgestellt haben.
Die Zwei-Klassen-Medizin ist heute in den Krankenhäusern und bei vielen Ärzten deutlich ausgeprägter zu spüren als es vor den großen Gesundheitsreformen noch üblich war. Viele Medikamente und Maßnahmen zur Genesung, Heilung oder auch nur um das Leben mit Krankheit erträglicher zu machen, müssen die Menschen aus eigener Tasche finanzieren. Das ist nicht möglich, wenn Mensch arm ist. Damit beginnt ein Kampf mit den Behörden um z.B. wenige Euro mehr zu bekommen, um vielleicht die eine oder andere Maßnahme, die zur Heilung beitragen kann, doch möglich zu machen. Wenn all das zusammentrifft sieht das Leben sehr düster aus, mit dem schöner Leben im Kapitalismus ist da nichts drin, sondern immer die Gedanken, wie soll das nur weiter gehen? Es fallen Sorgen über Sorgen über die Menschen her.
Kinder, die unter Bedingungen aufwachsen, wo das tägliche Leben vom Kampf mit Behörden geprägt ist, die schon früh die Versorgung in der Familie mit leisten müssen, die durch Armut vieles in Kultur, Sport und Freizeit nicht kennen lernen, bleibt vieles an Möglichkeiten verschlossen, was das kapitalistische Paradies für Wohlhabende und Reiche im Überfluss bietet. Ihre Chancen aus diesem Leben auszubrechen sind gering. Auch wenn sie es schaffen, Abitur zu machen, ist es durch die immer stärker werdende Abgrenzung von elitären Bildungsstätten, die natürlich ihren Preis haben, nur selten für Kinder aus der ArbeiterInnenklasse möglich, dort rein zu rutschen. Es bleibt auch die Frage, ob die Kinder das überhaupt wollen? Denn die unterschiedlichen Lebensverhältnisse von Armen und Reichen sind im Verhalten untereinander oft geprägt von Ausgrenzung, Arroganz, Kleiderordnung, Protzen durch Besitz z.B. der modernsten Medien usw. Da muss und kann man sich nicht wohl fühlen und bleibt doch lieber unter seinesgleichen, wo wenigsten die Chancen bestehen, Freunde zu finden.
Durch diese ständigen emotionalen Belastungen und Enttäuschungen macht sich viel Frust, Wut aber auch Resignation breit. Um das an den richtigen Stellen raus zu lassen, hilft es wenn sich die Arbeiterinnen zusammen tun, die alle täglich in ähnlichen Lebens- und Arbeitssituationen geraten. Machen wir uns bewusst, dass der ständige Kampf, den Frauen führen müssen, Frauen stark und kampffähig macht. Genauso klar ist es, dass niemand der Arbeiterin aus dieser Lage helfen wird – das beweist die Geschichte – sondern, dass die Arbeiterin sich selbst aus all der Unterdrückung und Ausbeutung befreien muss.
Muss all das immer so weitergehen?
Wenn unsere Lage schlecht ist und unsere Zukunft nur weitere Verschlechterungen in Aussicht stellt, was kann dann für uns der Ausweg sein?
Gehen wir also mit offenen Augen und Ohren durch die Welt, dann sehen und hören wir nicht nur in anderen Ländern, sondern auch hier in unserem Land, in unserer Stadt, in unserem Kiez, in unserem Haus, in der Familie und bei Freunden, dass Frauen alles andere als befreit sind. Frauenbefreiung heißt Klassenkampf, das ist keine alte Parole, sondern diese Ansage ist nach wie vor brandaktuell. Wir sind durch die gesellschaftlichen Verhältnisse dazu verdammt, wenn wir Ungleichheit, Ausbeutung und Unterdrückung abschaffen wollen, müssen wir kämpfen, weil niemand anderes als wir selbst unsere Lage ändern kann. Es gibt viele verschiedene Formen von Kämpfen, sei es der Kampf um mehr Lohn oder um bessere Arbeitsbedingungen, der Kampf um bessere Kitas und Schulen oder um vernünftige und bezahlbare Wohnungen, der Kampf für eine lebenswürdige Rente oder qualifizierte Gesundheitsversorgung. Wenn wir nicht nur für einen kurzen Augenblick und vereinzelt was erreichen wollen, wird es uns helfen, wenn wir unsere Kämpfe in den Zusammenhang der politischen gesellschaftlichen Verhältnisse stellen.
Es reicht nicht aus, dass wir spontan los stürmen und unsere Wut mal so richtig raus lassen. Das befreit uns vielleicht emotional, aber nur vorübergehend, denn unsere Lage ändert das nicht. Die nächste Ungerechtigkeit steht schon in den Startlöchern. Spontanen Kämpfen steht die geballte, organisierte Macht der Schutztruppen des Kapitals wie Polizei und Armee gegenüber und lassen diese oft in Niederlagen enden. Viele vergangene Kämpfe haben gezeigt, dass wir uns sehr gut organisieren müssen, um unsere Kämpfe zum Erfolg zu bringen. Dies geht am besten in einer Partei. Kampferfolge hängen davon ab, dass sie von einer Führung angeleitet werden, die fähig und schlau ist, die die Lage sehr gut kennt und voraussehend agiert, die durch ihre enge Verbindung mit den ArbeiterInnen einen langen Kampf durchhalten kann. Befreiungskriege und revolutionäre Kämpfe sind keine Abenteuerevents, sondern kriegerische Auseinandersetzungen, in denen sich Feinde gegenüber stehen.
Wenn wir von Feinden sprechen sehen wir den Unterschied, ob sich eine Macht wie die Kapitalistenklasse bildet, die dafür kämpft Reichtum, Wohlstand, Privilegien nur für sich, also für wenige zu verteidigen, indem die Ausbeutung der ArbeiterInnen und die Armut für die Masse der Menschen immer extremere Ausmaße annimmt. Oder ob sich die Unterdrückten und Armen zusammenschließen und gemeinsam als Befreiungsarmee von ArbeiterInnen für ArbeiterInnen dem Kapital den Kampf ansagen. Das Kapital muss sich diesem Kampf entgegen stellen, wenn es nicht untergehen will und die ArbeiterInnen müssen den Staat revolutionieren, wenn sie sich befreien wollen. Damit werden sie zu Feinden. Die Geschichte hat dafür den Beweis erbracht, dass es so und nicht anders laufen muss. Das mag alles sehr hart klingen, aber leider ist das so. Niemals wird das Kapital auf dem Weg z.B. von Reformen oder über Appelle an seine Vernunft die Macht freiwillig abgeben, niemals!
Frauen, die kämpfen, sind Frauen die leben
Das mit der Revolution und revolutionären Kämpfen lässt sich leicht reden oder schreiben. Anders sieht es aus, wenn Kämpfe real sind oder werden. Frauen, die sich entschließen zu kämpfen, müssen gegen viele Mythen ankämpfen, die in den Köpfen der Menschen sitzen, auch gegen die in ihren eigenem Kopf. Täglich sehen wir Bilder von strahlenden Babys samt glücklicher Mutter, ein Bild der Ruhe und Harmonie, oder glückliche Kindern und Jugendliche mit schicken Kleidern und den neuesten Medien, oder aus der Kunst und Kulturszene präsentieren uns Sternchen eine extravagante Welt aus lauter Überfluss, oder entspannte Politikerinnen beweisen das Kinder und Beruf doch ein Klacks ist. In solche Bilder passen keine kämpfenden Frauen.
Nur wenn wir es wollen, sehen wir Mütter weinen, weil sie nicht wissen wie sie ihre Kinder satt bekommen sollen oder RentnerInnen die im Knast landen, weil sie ein Stück Seife geklaut haben oder Schwarzfahren müssen, Menschen die frieren, weil ihnen Strom und Heizung abgestellt werden. Das ist Armut und die bittere, verdrängte Wirklichkeit einer immer größer werdende Masse von Menschen, die in den Zentren von Wohlstand, Reichtum und Überfluss leben. In dieses Bild passen kämpfende Frauen sehr gut, sie machen Mut auf mehr und motivieren andere Frauen sich an zu schließen.
Heute ist es bei uns noch so, dass sich viele Frauen und Männer, die gegen kapitalistische Ungerechtigkeiten, Krieg, Faschismus, Sexismus und Rassismus zu kämpfen beginnen, das tun, weil sie die Notwendigkeit erkannt haben, weil sie wissen was die Zukunft bringt. Mit der andauernden Kriegssituation im Nahen Osten, den stark gewordenen Flüchtlingsbewegungen, den gezielten faschistischen Anschlägen wie z.B. in Paris, der Türkei, in Tunesien, Pakistan und vielen weiteren Orten rückt der Krieg in die Zentren des Imperialismus. Es wird immer schwerer weg zu gucken und immer einfacher sich zum Kampf gegen diese Kriege zu entscheiden, die gegen die Menschheit gerichtet sind, damit wenige sich Land, Industrie, Rohstoffe und Arbeitskräfte aneignen. Die Kriege und das gesamte Elend, was daraus entsteht, werden Unruhe in die noch ruhigen Städte bringen. Es wird immer deutlicher werden, dass die Armut um sich greift und dass die Menschen sich holen müssen, was ihnen verwehrt wird. Sorgen sie nicht dafür, dass sie was zu Essen haben, werden sie kläglich verenden. Darum ist der Kampf gegen das Kapital unsere notwendige Maßnahme, niemand wird uns retten, wenn wir es nicht selber tun.
Manche Menschen reagieren mit Angst und glauben durch passives Verhalten geht alles an ihnen vorbei. Andere legen ihre Hoffnung in überirdische Kräfte, was den sicheren Untergang bedeutet. Wieder andere greifen zu faschistischen Methoden indem sie für ihr Unglück Menschen schuldig sprechen, denen durch Krieg alles weggenommen wurde, die dort hin flüchten, wo es keinen Krieg gibt. Sie sorgen dafür, dass die Menschen sich spalten und gegenseitig bekämpfen, indem sie Hass, Neid, Lügen verbreiten, indem sie die Ursachen vertuschen, weil sie nichts anderes vorhaben als selbst eine Macht der totalen Barbarei auszuüben.
Um das zu verhindern ist es sehr, sehr wichtig, dass sich viele Menschen dazu entschließen gegen Ausbeutung und Unterdrückung zu kämpfen, dass sie sich zusammenschließen zu einer Partei, die den Klassenkampf organisiert und führt. Es gibt heute schon Kämpferinnen, die uns zeigen, dass es sich lohnt zu kämpfen, wir können das gerade in Kobané erleben. Dort sind es die Frauen, die uns zeigen, wie das Siegen geht. Auch das zu sehen macht uns Mut und motiviert uns den Kampf ohne Unterlass zu führen und darin ständig professioneller zu werden.
Wie wir bei uns im Kleinen anfangen können, wird durch das folgende Beispiel einer Genossin verdeutlicht, die hier und heute ihren Kampf um Befreiung zur Berufung gemacht hat. Im folgenden stellen wir Auszüge aus einem Interview mit einer Arbeiterin und Kommunistin in einem Großbetrieb vor. Viele von uns kennen so eine Arbeit nicht und kennen auch nicht das Leben, Denken und Fühlen von Menschen, die tagtäglich im Akkord und im Schichtdienst arbeiten. Die Genossin beschreibt sehr eindrucksvoll, was mit den FabrikarbeiterInnen durch diese Form der Arbeit passiert. Sie hält an ihrer Entscheidung fest, dort zu sein, wo die Klasse im Kapitalismus hart und vollständig ausgebeutet wird. Sie gibt nicht auf dafür zu kämpfen, dass die KollegInnen ihre Klassenlage erkennen und den Kampf dagegen zusammen und organisiert aufnehmen.
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