Während 250 AfD-Anhänger den Ausführungen von Parteichefin Frauke Petry lauschen, ziehen etwa 800 Demonstranten gegen die Rechtspopulisten durch die Stadt. Petry zeigt sich davon unbeeindruckt.
Gegen den Auftritt der AfD-Bundesvorsitzenden Frauke Petry haben am
Samstagmittag in Breisach nach Angaben der Polizei rund 800 Teilnehmer
demonstriert (Fotos).
Die Veranstaltung verlief bis auf drei Festnahmen wegen Vermummung und
Beleidigung von Polizeibeamten friedlich. Zuvor hatten bereits rund 150
Kirchenbesucher im Münster für Nächstenliebe, Barmherzigkeit und
Toleranz gebetet. Petry ließ sich von all dem nicht beeindrucken. Im
Hotel am Münster stellte sie vor rund 250 Anhängern das Wahlprogramm
ihrer Partei vor und attackierte vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel
scharf.
Es war eine der größten Demonstrationen der letzten Jahrzehnte in
Breisach. Der Zug der Teilnehmer formierte sich am Bahnhof und zog durch
Neutorstraße und Gutgesellentor auf den Münsterberg. Die von einem
starken Polizeiaufgebot begleiteten Demonstranten bekundeten auf
mitgeführten Transparenten und in Sprechchören ("AfD abschalten") ihren
Protest gegen die Alternative für Deutschland (AfD). Redner
verschiedener Parteien wandten sich gegen Menschenfeindlichkeit,
Rassismus und die Aufhetzung der Bevölkerung gegen Ausländer durch
Spitzenvertreter der rechtspopulistischen Partei. Sie erinnerten an die
Grundwerte der Gesellschaft.
Im Demonstrationszug marschierten Mitglieder aller im Breisacher
Gemeinderat vertretenen Fraktionen mit – ebenso die
Grünen-Landtagsabgeordneten Bärbl Mielich und Reinhold Pix sowie die
Landtagskandidatin Birte Könnecke und Kreisrat Reiner Zimmermann (beide
SPD). Letzterer erinnerte daran, dass der Gemeinderat der Europastadt
die AfD-Bundesvorsitzende einstimmig zur unerwünschten Person erklärt
habe. Unter den Teilnehmern waren sehr viele Breisacher, aber auch eine
große Zahl Auswärtiger. Auf dem Marktplatz fand eine Abschlusskundgebung
statt, bei der der Liedermacher Wolfgang Gerbig aus dem Markgräflerland
Protestsongs gegen Rechtspopulisten anstimmte und verschiedene
Parteienvertreter und Repräsentanten der Anti-AKW-Bewegung das Wort
ergriffen.
Schon am frühen Nachmittag waren rund 40 Personen, vorwiegend Frauen,
singend durch die Stadt und auf den Münsterberg gezogen. Sie folgten
damit unter anderem einem Aufruf der in Umkirch lebenden Jazzsängerin
Cécile Verny, um gegen den Auftritt von Petry zu demonstrieren. Am Gebet
für Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Toleranz im Münster St. Stephan
nahmen fast 150 Kirchenbesucher aus allen Altersgruppen teil. Das
Gemeindeteam der Münsterpfarrei hatte die Gebetsstunde vorbereitet. Die
Pfarrei richtete den Blick auf die Not der Menschen, die in Sorge um ihr
eigenes und das Leben ihrer Angehörigen ihre Heimat verlassen haben und
vor Krieg, Gewalt und Zerstörung auf der Flucht sind. Im Mittelpunkt
des mit Liedern, Gebeten und Fürbitten gestalteten Gottesdienstes stand
die mehrfach wiederholte Bitte um Kraft und Mut überall dort, wo es
gilt, die christlichen Werte in unserer Gesellschaft zu verteidigen und
mit Engagement, Beharrlichkeit und Entschlossenheit zu vertreten.
Im Hotel am Münster lauschten rund 250 Besucher den Ausführungen von
Frauke Petry, während die rund 800 Demonstranten an dem von der Polizei
abgeriegelten Gebäude vorbeizogen. Die Bundesvorsitzende der AfD
kritisierte Bundeskanzlerin Angela Merkel wegen ihrer Migrationspolitik
wohl scharf, stellte überraschenderweise das Thema aber nicht in den
Mittelpunkt ihrer Rede. Vielmehr versuchte sie, die AfD als eine Partei
darzustellen, die sich bereits um alle wichtigen Bereiche der Politik
kümmert.
Unter anderem forderte sie eine vereinfachte Steuergesetzgebung, mehr
Volksabstimmungen nach Schweizer Vorbild, eine stärkere Förderung von
Familien mit Kindern, die Beibehaltung von Gymnasium und dreigliedrigem
Schulsystem sowie den Ausbau der Forschung im Bereich der Atomenergie.
Entschieden sprach sie sich gegen einen EU-Beitritt der Türkei, die
TTIP-Verhandlungen und eine Schwächung des Mittelstandes aus. Zudem
stellte sie die AfD als europafreundlich dar. Nach Abschluss ihrer gut
einstündigen Rede sowie der sich anschließenden Diskussion wurde sie von
ihren Anhängern gefeiert.