Die Wahlkampfveranstaltung der Alternative für Deutschland (AfD) hat am Freitagabend in der Aula Alte Steige mit einem Zwischenfall begonnen. Vor der Hallentür war es zu Auseinandersetzungen einer Gruppe Gegendemonstranten mit der Polizei und AfD-Ordnern gekommen.
Für einen Eklat sorgte dann die Landtagskandidatin der AfD, Christina Baum, als sie Reporter der Fränkischen Nachrichten und der Wertheimer Zeitung Hausverbot aussprach (wir berichteten). Auch einige Bürger wurden am Zutritt gehindert.
Mehrfach schon hat der Kreisverband der Partei Alternative für Deutschland angekündigt, in Wertheim einen Ortsverband gründen zu wollen. Begründet wurde dies immer wieder mit dem "großen Zuspruch", den die Partei dort erfahre. Wie groß das Interesse in Wertheim an politischen Zielen der AfD ist, war bei der Wahlkampfveranstaltung zu sehen. Etwa 350 der rund 380 aufgestellten Stühle waren besetzt. Das mochte auch der Tatsache geschuldet gewesen sein, dass mit Alexander Gauland (75, Bild), Mitglied des Bundesvorstands und Fraktionschef der AfD im Landtag von Brandenburg, ein politisches Schwergewicht der Partei auftrat.
Vor allem Männer waren es, die Gauland sehen und seine Kritik an der Flüchtlingspolitik von Angela Merkel hören wollten. Dass Gauland mit Verspätung in die Halle kam, dafür machte Baum (Lauda-Königshofen) die Ereignisse vor der Halle verantwortlich. Ihre Begründung für den Ausschluss der Journalisten gipfelte in der Behauptung, beide Reporter hätten "Lügen" über die AfD verbreitet. Einem Redakteur und später auch einem Fotograf der Wertheimer Zeitung wurde der Zutritt dagegen gestattet.
Medienschelte
In ihrer Medienschelte stellte Baum das Abonnement einer Tageszeitung grundsätzlich in Frage. Begründung: "Eine Neutralität der Medien" sei schon lange nicht mehr gegeben. Beispielhaft griff sie einen Redakteur der Main-Post an, der von der AfD-Veranstaltung in Unterbalbach berichtet hatte. Ihm warf sie "Manipulation der Leser" vor und kündigte seinen Ausschluss von allen AfD-Veranstaltungen im Landkreis an, wofür sie lautstarken Applaus erhielt. Die Rednerin kritisierte, dass in "Nacht- und Nebel-Aktionen" die meisten Wahlkampfplakate ihrer Partei entfernt worden seien. "Die komplette Zerstörung von sechs unserer Großplakate, gerade hier in Wertheim, stellte dabei den Höhepunkt dar".
Dass sich Alexander Gauland ausschließlich zu bundespolitischen Themen und speziell zur Flüchtlingspolitik der Bundesregierung äußerte, das war von den Besuchern wohl erwartet worden. Dass aber auch AfD-Kandidatin Baum für die Wahl am 13. März jede landespolitische Aussage - von einigen Angriffen gegen Ministerpräsident Winfried Kretschmann abgesehen - vermissen ließ, dürfte den einen oder anderen doch überrascht haben.