+++ 70 Neonazis marschieren gegen angebliche linke Gewalt und Geflüchtete in Burg (Sachsen-Anhalt) auf +++ Großaufgebot der Polizei kesselt autonome Antifas ein und setzt auf strikte Lagertrennung +++ Interkulturelles Fest mit 100-150 Menschen in der Innenstadt +++ Weitere Neonaziaufmärsche angekündigt +++
Bereits zum vierten Mal seit November 2015 marschierten am Sonntag, den 06. März 2016, Neonazis in Burg auf. Waren es beim letzten Aufmarsch vor fünf Wochen noch rund 160 Neonazis, konnte die rechte Initiative „Burg gegen Asylmissbrauch“ dieses Mal nur noch 70 Personen mobilisieren. Diese setzten sich aus Mitgliedern und Sympathisanten der neonazistischen Kleinstpartei „Die Rechte“ um Ingo Zimmermann sowie der Familie Walter und deren Verwandtschaft zusammen. Darüber hinaus waren einige Neonazis aus Brandenburg, wie beispielsweise Christian Müller (Pogida), anwesend. Richtete sich der Aufmarsch sonst hauptsächlich gegen Geflüchtete, standen dieses Mal vor allem die antifaschistischen Strukturen aus der Kleinstadt im Fokus der Neonazis. Angeblich soll es zuletzt immer wieder Übergriffe auf Personen und Fahrzeuge gegeben haben, die mit dem Aufmarsch in Verbindung stehen, weshalb auch „Die Rechte“ seit einiger Zeit zur Solidarität aufruft und ein Spendenkonto eingerichtet hat.
Aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit von gerade einmal acht Tagen war es auch dieses Mal schwer, effektive Gegenaktivitäten zu organisieren. Zivilgesellschaftliche Zusammenschlüsse veranstalteten ein interkulturelles Fest in der Innenstadt, an dem sich zwischen 100-150 Personen beteiligten. Außerdem gab es entlang des Neonaziaufmarsches Plakataktionen. Antifaschistische Strukturen riefen dazu auf, bereits eine Stunde vor Aufmarschbeginn auf den Straßen von Burg unterwegs zu sein und entschlossen gegen die Neonazis und deren Aufmarsch vorzugehen. Außerdem wurden durch bisher Unbekannte im Vorfeld Flugblätter verteilt, die auf eine „Sondersperrmüllabholung“ hinwiesen, welche am Sonntag stattfinden sollte.
Die Polizei war nicht nur mit deutlich mehr Einsatzkräften vor Ort als sonst, sondern auch ziemlich nervös und setzte auf das Konzept der strikten Lagertrennung. Bereits am Samstag fuhren Polizeifahrzeuge die gesamte Innenstadt ab, wohl auf der Suche nach „Sondersperrmüll“. Am Sonntag standen dann Zivilpolizisten vor einigen Häusern, bei denen die Polizei ausging, dass sich dort Antifas sammeln würden. Außerdem wurden sämtliche Mülltonnen, Sträucher etc. entlang der Aufmarschstrecke abgesucht. Grund dafür war wohl, dass zuletzt immer wieder, wenn Neonazis durch Burg marschierten, Autoreifen und Mülltonnen brannten sowie der Aufmarsch direkten Aktionen ausgesetzt war. Autonome Antifas, die sich in der Stadt bewegten wurden eingekesselt und später zum Interkulturellen Fest gebracht. Zivibullen verfolgten über den ganzen Abend hinweg Antifas, die zu Fuß, mit dem Auto oder Fahrrad unterwegs waren. Aufgrund der Anzahl an Menschen beim Interkulturellen Fest - das direkt an der Neonaziroute stattfand, wurde der Aufmarsch über andere Straßen zum Bahnhof zurück umgeleitet.
Festzustellen ist, dass die Polizei spätestens um 16:30 Uhr die gesamte Situation vollkommen unter Kontrolle hatte. Es hätten wieder deutlich mehr Gegenkundgebungen angemeldet werden müssen, um für die nötige Bewegungsfreiheit zu sorgen. Hinzu kommt, dass auch die antifaschistische Mobilisierung deutlich ausgeweitet werden muss. Auch wenn nur 70 Neonazis durch Burg marschierten und deren Aufmarsch eher einen lächerlichen und jammervollen Eindruck machte, muss dieser Aufmarsch verhindert und den Neonazis entgegengetreten werden. Dass dies nicht der letzte Aufmarsch war, kündigten sie bereits am Sonntag an. Laut eigener Aussage wolle man sich nicht von der „antifaschistischen Gewalt“ unterkriegen lassen und auch weiterhin aufmarschieren. Es gilt deshalb schon jetzt, mit allen Gruppen und Initiativen in Burg ein Konzept zu erarbeiten, wie weiterhin mit den Neonazis und deren Aufmarsch umgegangen werden muss.
Naziaufmärsche verhindern!
Antifaschistischen Selbstschutz stärken!
Burg bleibt Rot!