Kalter Jahresbeginn im Vogtland - weiterhin rechte Hetze, besorgte Bürgerwehren und ein Brandanschlag

Heimatschutzbrigade Plauen
17.01.2016 - Wir sind Deutschland lässt, wen wundert's, die Maske fallen / 2. Plauener Bürgerdialog mit Nazis vom "III. Weg", der "Heimatschutzbrigade 1 Plauen", "Wir sind Deutschland" und der AfD /Wir sind Deutschland am 31.01.2016 / Flyeraktion und Brandanschlag auf Gemeinschaftunterkunft. / Zänkisches Bergvolk erhebt sich im oberen Vogtland 

 

17.01.2016 - Wir sind Deutschland lässt, wen wundert's, die Maske fallen 

Nach der Ankündigung   von Frau Oheim Anfang des Jahres, in Zukunft mit allen Kräften zusammen zu arbeiten, die für ein "besseres Deutschland" einstehen, wurde dies am 17.01.2016 auch in die Tat umgesetzt: Etwa 800 - 1000 Wutbürger*Innen versammelten sich am Altmarkt, um ganz offen mit Reichsbürger*Innen, Rassist*Innen aus Ungarn und den üblichen Brandstifter*Innen zu hetzen. Als erster Redner trat der Reichenbacher Reichsbürger Olaf Thomas Appelt auf, der sich selbst in die Position des Ministerpräsident des "Reichslandes Freistaat Sachsen" erhoben hat. Seine Äußerung, Deutschland werde in einen Krieg getrieben, der von Zionisten veranstaltet wird, war nur eine seiner abstrusen und klar antisemitischen Äußerungen. 
Der zweite Redner war der ungarische Neonazi Imre Mészáros, welcher Vorsitzender des ungarischen Rockervereins "Gój Motorosok" ist. "Goj Motorosok" bedeutet übersetzt "nichtjüdischer Motoradclub". Er erwähnte sein langjähriges, freundschaftliches Verhältnis zu den Oheims (InitiatorInnen der WsD-Kundgebungen) und gab nebenbei Einblicke in sein faschistisch-ethnopluralistisches Weltbild, angereichert mit antisemitischen Anspielungen.
Seine Rede gipfelte schließlich in der Forderung, ein Europa nur für Europäer zu schaffen. Deutschland solle sich Ungarn anschließen, eine Reform der EU sei unabdingbar, da sonst die heiligen Nationalstaaten auf dem Spiel stünden. In seiner Welt ist vor allem "die Linke" der Feind schlechthin, in die er großzügerweise auch Angela Merkel als "liberale Sozialistin" mit einbezieht. Die und die verdammten Amis/Juden, die insgeheim die deutsche Presse steuern würden, seien eine Gefahr für die guten europäischen Volkskörper - ihnen müsse man die Allianz "echter Nationalstaaten" entgegensetzen. Schließlich beteuerte er: "Es lebe das starke Deutschland, die Ungarn sind mit euch!"

2. Plauener Bürgerdialog mit Nazis vom "III. Weg", der "Heimatschutzbrigade 1 Plauen", "Wir sind Deutschland" und der AfD

Am 28.01.2016 fand im Plauener Malzhaus, einem soziokulturellem Zentrum, der zweite "Bürgerdialog" statt. Moderiert wurde die Veranstaltung von der Landeszentrale für politische Bildung. Neben den üblichen Nazis vom III. Weg sowie den Rechtspopulist*Innen von WsD und AfD waren auch ca. 10 Personen der neu in Erscheinung getretenen "Heimatschutzbrigade 1 Plauen" anwesend. Dem "III.Weg" ist im Gegensatz zur ersten Veranstaltung des "Bürgerdialogs" anscheinend die Lust am Pöbeln vergangen, so wurden die Gespräche diesmal nur vom gewaltaffinen "III. Weg"-Fußvolk (Thomas Heyer, Thomas Lauter, René Hagedorn und Ronny Götz) verfolgt und an einigen Stellen in die Händchen gepatscht. Wahrscheinlich ist dies auch der Tatsache geschuldet, dass sich die nationalen Sprachrohre der Region, Tony Gentsch und Rico Döhler, am rechten IMIA-Marsch in Athen beteiligten, dazu an anderer Stelle mehr. Priorität hatte diesmal augenscheinlich das gezielte Abfotografieren von Redner*Innen, die sich für Geflüchtete einsetzen.
Etwa ein Dutzend Mitglieder der neugegründeten Heimatschutzbrigade Plauen saßen ebenfalls verteilt im Publikum. Die Personen der Gruppe waren anhand ihres uniformartigen Kleidunggsstils (BILD EINFÜGEN) zu erkennen. Die Gruppe an sich ist augenscheinlich sehr heterogen aufgestellt: Das Spektrum reicht von jungen sportlichen Typen bis hin zu älteren Männern und Frauen. Ein Mitglied der selbsternannten Brigade ist Andreas Müller, welcher diensthabender Security war, als Ahmed Jaber in einer Plauener Geflüchtetenunterkunft verstarb. Er organisierte zusammen mit Andreas Dressler eine Kundgebung gegen die Asylpolitik auf dem Ellefelder Marktplatz. Außerdem ist er Mitglied im Orga-Team von WsD.
Inzwischen (09.02.) äußerte ein anonymer Sprecher der Heimatschutzbrigade gegenüber der Freien Presse, dass sie vorerst alle Aktionen einstellen werden. Er gibt weiterhin preis, dass sie im Notfall an die 40 Personen aus Plauen und dem Umland aktivieren könnten. Was jetzt genau aktivieren bedeutet, ist der individuellen Interpretation überlassen. Nachdem sie aber als Heimatschutzbrigade von Anfang kontra bekamen, wollen sie ihre Füße wohl erstmal still halten. Angeblich wurden einzelnen Mitgliedern gegenüber Drohungen ausgesprochen.
Auch der ideologische Wegbereiter für Rassismus und Nationalismus in den Köpfen der Plauener Bevölkerung, die komplette WsD-Orga und damit auch die lokale AfD-Riege, beteiligten sich rege an der Diskussion im Malzhaus. Nach einer kurzen Rede des WsD-Begründers Michael Oheim wurde dem Plauener Oberbürgermeister ein Resolutionspapier, ein 17-Punkte-Programm zur Lösung der Flüchtlingskrise, mit 3000 Unterschriften überreicht. Dass dieses Papier nun eigentlich für Angela Merkel bestimmt ist, schien niemanden wirklich zu interessieren. Ansonsten wurde das rethorisch begrenzte Spektrum der sogenannten Asylkritiker komplett ausgeschöpft: Deutsche Identität, Angst, Lügenpresse und die bösen Linken. Michaela Oheim hatte zu guter letzt solche Höhenflüge, dass sie gleich eine WsD-Veranstaltung im Malzhaus herbeihalluzinierte. Natürlich ohne Rücksprache mit dem Verein. Und ohne Erfolg.

Wir sind Deutschland am 31.01.2016

Bei der mittlerweile 15. Sonntagsdemo von "Wir sind Deutschland" gab es seit langem mal wieder einen Redner, welcher sich postiv über Geflüchtete äußerte. Er wurde, wie nicht anders zu erwarten, vom geifernden Publikum ausgepfiffen und mit Schmährufen überzogen. Ansonsten war es das selbe abstruse Gerede wie die 14 Male zuvor. Gunnar Gemeinhardt sucht immer noch nach den Künstler*Innen, welche das Transparent "Sachsen du mieses stück Scheiße" gestaltet haben. Einen weiterern Tiefpunkt an Menschlichkeit lieferte der Erzieher Bernd Mylius. Dieser unterstützte die menschenverachtende Aussage Frauke Petrys, an den Grenzen Waffen gegen flüchtende Menschen einzusetzen, um diese aufzuhalten. 

Flyeraktion und Brandanschlag auf Gemeinschaftunterkunft.

Am 27.01 verteilten Mitglieder des "III. Weg" sogenannte "Antiasylflyer" auf einer Bürgerversammling in Oelsnitz zum Thema "Unterbringung von Flüchtlingen". Kurz darauf, in der Nacht vom 29. auf den 30. Februar, ereignete sich ein Brandanschlag auf eine Gemeinschaftunterkunft für unbegleitete minderjährige Geflüchtete im Oelsnitzer Ortsteil Taltitz. Der Zusammenhang zwischen öffentlichen Aktionen des "III. Wegs" gegen Geflüchtete und tätlichen Angriffen, die meist nicht so öffentlich ablaufen, ist auch nicht neu. 

Zänkisches Bergvolk erhebt sich im oberen Vogtland

Am 11.01 trat auch die Bürgerinitiative (BI) "Für ein schönes und sicheres Klingenthal" zum ersten Mal in diesem Jahr öffentlich in Erscheinung. Mit Frank Schaufel (AfD) aus Plauen hatten sich diese einen sehr umtriebigen AfD-ler als Redner eingeladen. Nahezu alle Redner*Innen und die gesamte (BI) stehen den Äußerungen und Ansichten Pegidas sehr nah, so soll die Mitbegründerin der AfD in Hamburg und Pegida-Aktivistin Tatjana Festerling eingeladen werden, um der Volksseele ordentlich einzuheizen.
Beim zweiten Treffen am 18.01. sprach, wie bei fast jeder Demo der "Bürgerinitiative", eine Verteterin der AfD, diesmal Sarah Händel. Eine weitere Rednerin, die aus Bonn stammende Andrea Metzner, sprach sich für die Bildung einer Bürgerwehr aus.
Dies wurde schon kurz danach in die Tat umgesetzt: Seit dem 20. Januar gibt es im Vogtland die erste Bürgerwehr unter dem Namen "Klingenthaler passen auf". Sprecherin und Kopf des ganzen ist Frau Metzner, die Bürgerwehr sieht der Oberbürgermeister Thomas Henning (CDU) als verlängerten Arm des Ordungsamtes und pflegt gute Kontakte zu dieser Truppe. Die örtliche Wutbürger*Innenstaffel gibt sich größte Mühe, nicht mit Nazis verglichen zu werden und nicht in die rechte Ecke gestellt zu werden. Dies ist bei AfD-Beteiligung und Nähe zu Pegida eher unglaubwürdig. Die Zahl der Teilnehmer*Innen an den rassistischen Kundgebungen in Klingental bleibt unterdessen konstant und liegt meist bei ca. 150 Menschen. Das Hinterland um die Städte Klingenthal und Markneukirchen gilt nicht zu Unrecht als Hochburg rechtspopulistischer Bürger*Innen, die am liebsten bei deutschnationaler Traditionspflege, Schnitzkunst und Blasmusik kollektiv der vergangen Größe Deutschlands hinterhertrauern würden. Ein idealer Nährboden für Nazis, Rassist*Innen und zur Selbstjustiz geneigte Wutwichtel. Die AfD hat schon weitere Pläne im oberen Vogtland. So will sie am 27./28.02.2016 in der Musikhalle Markneukirchen ihren sächsischen Landesparteitag abhalten.

Antifaschist*Innen vor Ort werden die beunruhigenden Entwicklungen im Vogtland weiterhin aufmerksam verfolgen.