Schwäbisch Hall: Katholiken schreiben Brief zur morgigen Demo von Russlanddeutschen

Erstveröffentlicht: 
06.02.2016

"Uns ist das Ziel nicht klar, wozu die Demonstration dienen soll", schreiben Vertreter der katholischen Gesamtkirchengemeinde. Sie nehmen damit Stellung zu der morgigen Kundgebung vor dem Rathaus.

 

Eines betonen die Schreiber des Briefs, der gestern Vormittag verschickt wurde, vorneweg: "Wir schätzen alle Initiativen, die sich für Frieden im Gemeinwesen und in der Welt einsetzen. Wir nehmen die Sorgen und Ängste der Menschen ernst, die infolge der ansteigenden Flüchtlingszahlen der letzten Monate entstanden sind."

 

Das schreiben die Unterzeichner des Briefs, in dem es um die für morgen geplante Demonstration mit dem Titel "Friedensdemo gegen Gewalt an Frauen und Kindern" geht. Die angemeldete Kundgebung ist laut Stadtverwaltung eine Privatinitiative von überwiegend Russlanddeutschen (wir berichteten). Eine Gegendemonstration ist nicht angemeldet.

 

"Uns ist jedoch das Ziel nicht klar, wozu die Demonstration am Sonntag in Schwäbisch Hall dienen soll." Das schreiben die Vertreter der katholischen Gesamtkirchengemeinde weiter in ihrem Brief. Er ist von mehreren hauptamtlichen pastoralen Mitarbeitern unterzeichnet, unter anderem von dem kommissarischen Dekan Pfarrer Thomas Hertlein. Dem Statement hat sich Pastor Michael Schwarz von der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde, also von den Baptisten, angeschlossen.

 

Die katholischen Hauptamtlichen schreiben, dass sie Pauschalisierungen ablehnen. Dazu gehörten etwa Aufrufe wie "Wir sind gegen das Dulden von Straftaten" in sozialen Netzwerken. Die Kirchenvertreter lehnen auch Unterstellungen ab, dass die Gesetze in Deutschland nicht für alle gälten, sowie Anschuldigungen auf Facebook, "dass einige dieser Menschen hier tun und lassen können, was sie wollen und ihnen dafür keine Strafe droht".

 

"Wir sehen mit Sorge, dass sich Mitbürger mit Migrationshintergrund diskriminiert und als Verlierer fühlen, dass Ängste gegenüber Fremden von rechten Gruppierungen für ihre Zwecke missbraucht werden", schreiben die Unterzeichner. Weiter heißt es: "Wir sehen mit Sorge, dass die Wahlbeteiligung auf allen Ebenen extrem abgenommen hat, während es gleichzeitig Bewegungen gibt, die häufig partikulare Interessen verfolgen."

 

Die Vertreter der Gesamtkirchen- und der Baptistengemeinde sorgen sich, dass die morgige Demonstration "als ,trojanisches Pferd' verwendet wird, um rechte Parolen zu skandieren". Sie fordern in dem Schreiben, "die staatlichen Organe der Gewaltenteilung zu akzeptieren". Die Schreiber wünschen sich eine "bunte, friedliche und weltoffene Gesellschaft".