Berlin: Aktivist_innen protestieren in den Geschäftsräumen eines Partnerunternehmens von Wiesenhof

Protest gegen IFTA-AG (1)

15 Tierbefreiungs- und Umweltaktivist_innen der Netzwerke, „Grüne Woche Demaskieren“, „Kampagne gegen Tierfabriken“ und „Animal Climate Action“ protestierten heute in den Geschäftsräumen in der Neukirchstraße 26 der IFTA-AG in Berlin und überreichten dem Unternehmen das Zertifikat „für die Nachhaltige Naturzerstörung und die Vertreibung von Menschen“.

 

Nachdem eine Mitarbeiterin der IFTA-AG den Aktivist_innen die Tür öffnete, verteilten sie Schnipsel u.a. mit der Aufschriften „die IFTA-AG fördert die Vertreibung von Menschen“ und „Die IFTA-AG fördert die Beschönigung von Tierausbeutung“, hängten das Zertifikat an die Wand und haben mit einem Megafon eine Aktionsbegründung verlesen.


Anschließend verließen alle das Büro.

 

„Wir haben die Aktion durchgeführt, um die Geschäfte der IFTA-AG zumindest für einen kurzen Moment zu stören und zu erschweren. Zusätzlich haben wir sie darauf aufmerksam gemacht, dass sie sich durch die „Nachhaltigkeits“ Zertifikate, die sie den Tochterunternehmen der PHW-Gruppe – zu der auch die Marke Wiesenhof gehört – verleiht, mitschuldig an den, durch die PHW-Gruppe verursachten Leid, Ausbeutung und Zerstörung, macht.“ So Hannelore Grün, eine Aktivistin der Kampagne gegen Tierfabriken – Niedersachsen.

 

Grüne Woche demaskieren

Kampagne gegen Tierfabriken – Niedersachsen

Animal Climate Action

 

Die Aktion ist Teil einer breiten Palette von Protestveranstaltungen, die während der Grünen Woche stattfinden. Am Montag, den 11.01.2016, wurde der Negativpreis „Rosa Brille“ an den Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft für seine Schönfärberei bei der Geflügel-Charta verliehen. Zusätzlich gibt es die Vortragsreihe „Landwirtschaft-Krisenwirtschaft?“, bei der Themen wie „Szenarien für die Welternährung im Jahr 2050 und damit verbundene Umweltfolgen“, „Fleischvermarktung. Die Werbestrategien der Tierindustrie“ oder „Ursachen und Folgen von Land Grabbing“ behandelt werden. In der Nacht von Dienstag, 12.01. 2016 auf Mittwoch 13.01.2016 wurden in vier deutschen Städten zahlreiche kreative Plakate in Werbekästen aufgehängt, die verschiedene kritische Aspekte der gegenwärtigen Landwirtschaft thematisieren.


Bilder, das Programm der Vortragsreihe und mehr Informationen finden ihr unter:
gruene-woche-demaskieren.de

 

Es folgt die Aktionsbegründung die den Mitarbeiter_innen der IFTA-AG verlesen wurde:


Zertifikat für die Nachhaltige Naturzerstörung und die Vertreibung von Menschen

 

„Bei allem, was wir tun, steht nachhaltiges Denken und Handeln an erster Stelle!“

 
Mit diesen Worten nahm Gerhard Heil, der Geschäftsführer der Märkischen Geflügelhof-Spezialitäten GmbH am 12ten Mai 2014 in Königs Wusterhausen das Zertifikat für „Nachhaltiger Wirtschaften Food“, das dem Unternehmen durch die IFTA-AG verliehen wurde, entgegen. Die Märkische Geflügelhof- Spezialitäten GmbH ist somit mit der Nienburger Geflügelspezialitäten GmbH das zweite Unternehmen der PHW-Gruppe (Marke Wiesenhof), das dieses Zertifikat von der IFTA-AG bekommen hat.


Doch auch zu anderen Anlässen zeigen sich die guten Beziehungen der IFTA-AG zur PHW-Gruppe. Am 31ten März 2015 wurde ein weiteres Tochterunternehmen der PHW-Gruppe, MEGA Tierernährung GmbH & Co. KG als erstes Unternehmen weltweit von der IFTA-AG mit dem Zertifikat „für nachhaltiges Geflügelfutter im Rahmen der GMP+ Feed Responsibility Assurance“ gewürdigt.


Diese beiden Beispiele belegen sehr anschaulich die auf der Homepage der IFTA-AG veröffentlichte Selbstdarstellung. Dort heißt es:
„Mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung mit Zertifizierungen, begleitet von einer erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung, haben uns zu einem kompetenten und zuverlässigen Partner der Wirtschaft werden lassen.“ Die IFTA-AG hat sich von einer Kontrollstelle zu einen „branchenübergreifenden Unternehmen“ entwickelt, das Firmen der „Land- und Ernährungswirtschaft“ Zertifikate für „Nachhaltigkeit, Energiemanagement und Umweltmanagement“ ausstellt.


Mit ihren Zertifikaten leistet die IFTA-AG ihren Beitrag für die reibungslose Verwertung von Kapital von Agrarunternehmen und die damit einhergehende, nachhaltige Zerstörung von Lebensräumen und der Natur im Allgemeinen. So trägt die von der IFTA-AG zertifizierte PHW-Gruppe mit ihren Tochterunternehmen u.a. zu der Umwandlung von Wald in Ackerflächen bei.


Bei der Produktbeschreibung auf der Homepage der MEGA-Tierernährung GmbH werden wir über die Zusammensetzung des Tierfutters hervorragend aufgeklärt:

 

„Neben Getreideprodukten wie Weizen, Mais und Raps bildet Sojaschrot als eiweißhaltige Komponente einen wesentlichen Bestandteil in unserem Geflügelfutter.“


Damit Tiere in kurzer Zeit schneller wachsen und mehr Fleisch ansetzen, werden sie mit eiweißhaltigen Kraftfutter gemästet. Neben Getreide und Mais ist Soja der wesentliche Eiweißlieferant im Tierfutter. Durch den enormen Wachstumskurs der PHW-Gruppe und anderen Unternehmen der Deutschen Fleischindustrie, müssen Anbauflächen außerhalb Deutschlands und der EU gefunden werden. Hierfür werden Regenwälder und andere für das Ökosystem wichtige Landschaften in Sojamonokulturen umgewandeld. Viele Menschen, die auf diesen Flächen leben und arbeiten, werden vertrieben.

 

Durch die EU werden von der Agrarindustrie mehr als 30 Millionen Hektar außerhalb Europas in Anspruch genommen, davon liegen 20 Million Hektar allein in Lateinamerika. Der überwiegende Anteil der Sojaimporte wird als Tierfutter verwertet. (WWF-Fleisch frisst Land) Nur wenige Bäuer_innen können im bitteren Konkurrenzkampf mit den großindustriellen Firmen bestehen. So schreibt Michael Alvarez Kalverkamp im Fleischatlas der Heinrich-Böll-Stiftung: „Vor allem Kleinlandwirte sind Opfer des Sojabooms. Zwischen 1988 und 2008 sank die Zahl der Agrarbetriebe von 421.000 auf 27.000. Derzeit verfügen zwei Prozent der Unternehmen über mehr als 50 Prozent der Nutzfläche, während 57 Prozent der Betriebe gerade drei Prozent bearbeiten. Wegen der inzwischen hohen Bodenpreise in der Zentralregion gehen jetzt viele Großbetriebe an die Peripherie des Landes und kaufen billiges Staatsland. Immer wieder kommt es auch zu gewaltsamer Vertreibung von Kleinbauern und- pächtern, bewaffnete Konflikte häufen sich.“

 

Sehr geehrte IFTA-AG, wir sagen Danke!

Danke, dass Sie Unternehmen wie die PHW-Gruppe unterstützen, ihre Profite auf Kosten von Menschen, Tieren und Natur zu maximieren, obwohl angesichts der technischen und landwirtschaftlichen Möglichkeiten in den industrialisierten Gesellschaften die Haltung und Ermordung von Tieren für eine gesunde und schmackhafte Ernährung von Menschen schlicht und ergreifend überflüssig ist.


Das ist eine Leistung, die zertifiziert werden muss.