Einstellung der Bürger zu Flüchtlingen - Was sagt die Politik zu den Ansichten der Sachsen?

Erstveröffentlicht: 
05.01.2016

Die Angst der Sachsen vor einem massenhaften Zuzug von Flüchtlingen hat sich etwas gelegt. Die Sorgen über die möglichen Folgen und Zweifel am Flüchtlingsmanagement der Politik sind jedoch geblieben. Wie reagiert diese auf die Ergebnisse der Umfrage von MDR SACHSEN? von Beate Dietze

 

Für Rico Gebhardt, den Fraktionschef der Linkspartei im Sächsischen Landtag, ist das Ergebnis der Umfrage keine Überraschung, sondern vielmehr eine logische Konsequenz:

 

"Die Vorbehalte hängen auch zum großen Teil damit zusammen, dass man keine Erfahrung damit hat, dass man soundso immer skeptisch ist, wenn ein neuer Nachbar kommt, und dass es egal ist welcher Nationalität der ist. Man guckt dann immer erstmal skeptisch über den Gartenzaun: Wer ist das? Und deswegen müssen wir alle gemeinsam miteinander lernen, dass es eine Bereicherung sein kann, dass wir Erfahrungen machen werden. Und ja: Wir werden auch die eine oder andere negative Erfahrung machen. Aber das erlebe ich auch mit Nachbarn, die deutscher Nationalität sind - wenn sie einziehen und plötzlich einen Hund haben und der Krach macht."

 

Die Nöte der Helfer


Mit Vorbehalten werden auch die Mitarbeiter und Helfer in den Asylunterkünften immer wieder konfrontiert, berichtet Rüdiger Unger, Landeschef des Deutschen Roten Kreuzes in Sachsen:

 

"Wir haben auch Mitarbeiter, die uns berichten, sie möchten im Freundeskreis oder im Bekanntenkreis am liebsten gar nicht sagen, wo sie arbeiten, weil der Riss den man in der Stimmung der Menschen merkt auf der Straße - und das ist ja nicht nur montags in Dresden so - den haben natürlich auch unsere Mitarbeiter im Erleben. Aber insgesamt hat sich das eher stabilisiert."

Inzwischen brächten viele Menschen den Mitarbeitern und Helfern Respekt für ihre Arbeit entgegen. Zudem sei in den Asylunterkünften Normalität eingezogen, zieht Unger eine positive Bilanz.

Grüne: Die Probleme gab es schon vor dem Flüchtlingszustrom

Doch auch wenn die Angst vor den Flüchtlingen laut MDR-Umfrage abgenommen hat: Die Mehrheit der Sachsen bleibt skeptisch. Das sei ein hausgemachtes Problem, meint Grünen-Landtagsfraktionschef Volkmar Zschocke:

"Durch die vielen Flüchtlinge, die zu uns kommen, treten natürlich vorhandene Probleme offener zutage, zum Beispiel die geringe Personalausstattung bei der Polizei, der Lehrermangel - aber auch die Tatsache, dass in den Großstädten wie Leipzig und Dresden eben der soziale Wohnungsbau in der Vergangenheit vernachlässigt wurde."

Tillich verteilt Lob und Tadel

Und deshalb fordert die Opposition schnelle politische Entscheidungen von der Landesregierung. Doch genau dort hat es bisher gehakt - zumindest aus Sicht der Sachsen. Die Mehrheit stellt Politik und Behörden im Freistaat ein schlechtes Zeugnis für das Flüchtlingsmanagement aus. Und Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich zeigt sich, angesichts der vielen Pannen bei der Unterbringung von Flüchtlingen, darüber wenig überrascht. Er appelliert an die Verantwortung der Landräte, Bürgermeister und Abgeordneten:

"Wo das stattfindet, dort erleben wir auch, dass man sie (die Bürger - Anm. d. Red.) vorbereitet auf eine Flüchtlingsunterkunft - dass man die letztendlich nicht nur schafft, sondern Vereine mit einbindet, Ehrenamtler mit einbindet. Und selbstverständlich: Da gibt es den Einen, der das viel, viel besser macht und den Anderen, der durchaus noch Potenziale hat."

Sind die Bürger einfach nur uneinsichtig?

Möglicherweise zielt Tillich damit auch auf den Landkreis Meißen ab. Das ist einer der Landkreise, wo es bisher mit den meisten Ärger gegeben hat. Doch CDU-Landrat Arndt Steinbach gibt den Schwarzen Peter weiter:

"Wir spüren in der Bevölkerung den Wunsch, dass die Menschen in anderen Gemeinden, aber nicht in der eigenen untergebracht werden. Natürlich ist es dann so, wenn in der eigenen Gemeinde Unterbringungen notwendig sind, dass da eine gewisse Unzufriedenheit gegenüber dem entsteht, der die Unterbringung verantwortet."

Und so schiebt einer dem anderen die Verantwortung zu. Künftig soll es besser laufen, verspricht die Landesregierung - wieder einmal …