Sachsens neue Gewerkschaftschefin: „Die Polizei wurde kaputtgespart!“

Erstveröffentlicht: 
30.12.2015

Dresden/Leipzig - Sie ist die neue Chefin der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) in Sachsen: Cathleen Martin (42). Die Ermittlerin bei der Mordkommission in Leipzig hat sich viel vorgenommen: „Der Beruf des Polizisten muss wieder Spaß machen!“

 

Nach internen Querelen startet der Vorstand fast komplett neu aufgestellt. Chefin ist Cathleen Martin, alleinerziehende Mutter zweier Söhne (7, 14). Die Kriminalhauptmeisterin sieht bei Sachsens Polizei einiges im Argen.

Vor allem müsse die Zahl der Polizisten aufgestockt werden. Die von einer Kommission empfohlene Aufstockung auf 550 Polizeianwärter pro Jahr reichten nicht. „Das deckt nur Altersabgänge und vorzeitige Pensionierung.“

 

Doch eine bewaffnete Wachpolizei bereite ihr Bauchschmerzen. Deren Kurzausbildung startet in Kürze.

Wichtigstes Anliegen der Gewerkschafts-Chefin: „Die Polizisten sind dermaßen frustriert. Der Beruf muss wieder Spaß machen“, sagt sie mit Blick auf Überstundenberge und Einsätze ohne Ende. 

Auch die Technik müsse dringend erneuert werden. „Es fehlen Computer oder Taschenlampen. Viele haben sich privat ausgerüstet“, so die Polizistin, die schon im Streifendienst, beim Objektschutz und als Zivilfahnderin im Einsatz war. 

Mitunter hätten Beamte nur einen Einsatzanzug, so dass sie sich nicht umziehen könnten, so ihr Vorwurf an Innenminister Markus Ulbig (51, CDU). „Die Polizei wurde kaputtgespart“, so Cathleen Martin.

Um ihre Ziele durchzusetzen, will die gebürtige Leipzigerin mit allen Landtagsfraktionen reden. Zum Antrittsbesuch bei Ulbig war sie bereits. 

Um Gewerkschaftsjob und Polizeialltag unter einen Hut zu bringen, hat sie ihren Alltag penibel getaktet. „Früh um fünf lese ich die ersten Mails.“

Die DPolG - zugehörig zum Beamtenbund - hat in Sachsen 1700 Mitglieder inklusive Rentner. Die Konkurrenz ist wesentlich stärker: Die Gewerkschaft der Polizei (GdP), Mitglied im DGB, zählt im Freistaat 7200 Mitglieder.