Bei der Auswertung des Geräts, das Ex-Neonazi Florian H. († 21) gehörte, fanden Experten die Dateien
Von SILKE WALTER
Stuttgart – Bizarre Wende im NSU-Untersuchungsausschuss.
Wochenlang beschäftigten sich die Mitglieder des Ausschusses mit dem rätselhaften Tod des Neonazi-Aussteigers Florian H. (21) im September 2013, der in seinem Auto auf dem Wasen verbrannte.
Er sollte genau an diesem Tag als Zeuge im Fall der ermordeten Polizistin Michèle Kiesewetter vernommen werden.
Immer wieder erhob H.s Familie danach schwere Vorwürfe gegen die Behörden, wonach bei den Ermittlungen geschlampt worden wäre, u.a. technische Geräte des Sohnes nicht ausgewertet wurden. Die Eltern glaubten bis zuletzt nicht an einen Selbstmord Florians.
Doch der Ausschuss fand keinerlei Hinweise auf Fremdverschulden – bei der Auswertung von Florian H.s Computer dafür aber offenbar andere brisante Daten!
Auf dem Gerät, das in seinem Elternhaus beschlagnahmt wurde, entdeckte ein Sachverständiger nach BILD-Informationen eindeutiges Material: Riesige Dateien mit Kinder- und Tierporno-Bildern.
Jetzt hat sich deshalb die Staatsanwaltschaft Heilbronn eingeschaltet, bat den NSU-Ausschuss in einem Schreiben (liegt BILD vor) um Zusendung des Computers zum „Zweck der Überprüfung des Tatverdachts und zur Auswertung“.
Brisant: im Fokus steht jetzt ausgerechnet H.s Familie selbst. Nach einer statistischen Auswertung könnte sich demnach ein Verdacht gegen gleich mehrere Familienmitglieder ergeben haben.
Zuletzt gab es im Ausschuss Ärger, weil die Familie nicht, wie eigentlich vereinbart, weitere technische Geräte, wie Florians Laptop sowie einen Camcorder zur Auswertung übergeben hatte. Wo sich diese mittlerweile befinden, ist unklar.
Die Staatsanwaltschaft Heilbronn wollte sich gegenüber BILD zu den Ermittlungen nicht äußern.