Mit Flüchtlingsstrom wächst die Zahl der Bedürftigen: Tafeln brauchen mehr Hilfe

Erstveröffentlicht: 
05.11.2015

Es fehlt an Lebensmitteln, Fahrzeugen und Benzin / Bedarf in Mitteldeutschland um 20 Prozent gestiegen

 

Leipzig. Der hohe Zustrom an Flüchtlingen bereitet zunehmend auch den Tafeln in Mitteldeutschland große Sorgen. Es fehlt zum Teil an Lebensmitteln, vor allem aber brauchen die Helfer mehr Fahrzeuge, Lagerkapazität und Geld für Benzin.

 

„Vereinzelt gibt es schon Engpässe, viele unserer Helfer arbeiten an ihren Grenzen“, sagt der Vorsitzende des Landesverbandes Sächsische Tafeln, Joachim Rolke. Zugleich betont er: „Weggeschickt haben wir noch keinen.“ Die 37 Tafeln in Sachsen mit ihren 1400 ehrenamtlichen Helfern bräuchten schnell mehr Unterstützung. Versorgt werden sachsenweit rund 40 000 Familien und Einzelpersonen. Infolge des Zustroms an Flüchtlingen sei die Zahl in den letzten Monaten um rund 20 Prozent gestiegen.

 

Handelseinrichtungen geben an die Tafeln zumeist Lebensmittel ab, deren Mindesthaltbarkeitsdatum bald abläuft, Backwaren vom Vortag oder Obst und Gemüse mit kleinen Schönheitsfehlern. Zu begrüßen seien Aktionen wie die der Handelskette Rewe, die derzeit Kunden anbietet: Wer will, kann eine Tüte mit Produkten zum Preis von fünf Euro erwerben, die an die Tafeln geht.

 

Sie sei über jede Spende froh, sagt Jutta Faak, Tafel-Chefin in Delitzsch. Sie und ihre Helfer versorgen Bedürftige in den Ausgabestellen in Delitzsch, Eilenburg und Laußig. „Wie liefern Lebensmittel auch nach Hause, denn die Zahl der mittellosen Älteren wird nicht weniger – im Gegenteil“, sagt sie. Seit einiger Zeit fahren die Delitzscher Helfer auch in Flüchtlingsheime. „Wir brauchen mehr Spenden, dann können wir auch mehr verteilen“, wünscht sich die Tafel-Chefin. Ähnlich sieht es in Bautzen aus. „Noch können wir jedem helfen, der zu uns kommt“, so Tafel-Chefin Elke Krause. Da aber immer mehr kommen, würden die Rationen mitunter begrenzt.

 

In Halle hat die Tafel jetzt einen dritten Ausgabetag pro Woche eingeführt, weil immer mehr Flüchtlinge kommen. „Noch erhalten wir genügend Lebensmittel, einige Engpässe gibt es aber, etwa bei Molkereiprodukten“, sagt Elke Ronneberger, Vorstand der Evangelischen Stadtmission, dem Träger der Tafel. Die Versorgung mit Backwaren sei hingegen sehr gut. Ein Bäcker aus dem Saalekreis backe zwei Mal pro Woche für die Tafel.

 

„Es krankt vor allem an der Logistik“, sagt Joachim Rolke vom Landesverband Sachsen. „Die Lebensmittel müssen bei den Discountern abgeholt, im Zentrallager sortiert und dann an die Tafeln verteilt werden.“ Da mehr gefahren werde, benötige man auch mehr Geld für Benzin und für neue Fahrzeuge.

 

Über ein Zentrallager, wie es die Sachsen haben, würden sich die Thüringer freuen. „Wir suchen eine neue größere Halle vorzugsweise im Raum Erfurt, um die Lebensmittelspenden schnell verteilen zu können“, erklärt Nico Schäfer, Vorsitzender der Thüringer Tafeln. Das Lager in Blankenhain platze aus allen Nähten. Die Zahl der Menschen, die durch die 32 Tafeln des Landes versorgt werden, ist laut Schäfer seit April von 17 500 auf aktuell knapp 20 000 gestiegen.

 

Wer helfen will, kann sichdirekt an die Tafeln wenden:

vorstand@thueringer-tafeln.de

info@landesverband-saechsische-tafeln.de