Asylgegner stören Willkommensparty in Cottbus - 400 Demonstranten und Neonazis ziehen vor die Flüchtlingsunterkunft

Erstveröffentlicht: 
10.10.2015

Cottbus Eine nicht angemeldete Demonstration von rund 400 Asylgegnern und stadtbekannten Neonazis sorgte am Freitagabend in Sachsendorf für Aufruhr. Die Polizei konnte den Zug nicht stoppen und ließ die zum Teil schwer angetrunkenen Demonstranten bis zur Flüchtlingsunterkunft marschieren.

 

Ein friedliches Fest, so war es gedacht. Ein Cottbuser, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hatte die Idee, mobilisierte Freunde und stand am Freitagabend mit Tee und Zuckerwatte vor der Erstaufnahmestelle in der Poznaner Straße. „Zeichen setzen, in alle Richtungen“, das wollte er, und das schien auch zu gelingen. 

 

Da war etwa Jürgen Krebs, 71, vom Bürgerverein Sachsendorf-Madlow, der sich mit jungen Flüchtlingen an die Tischtennisplatte stellte und ihnen ohne Fremdsprachenkenntnisse, dafür aber mit Händen und Füßen beibrachte zu spielen. „Die jungen Menschen haben so viele Fähigkeiten, die brachliegen. Sie wollen lernen, lernen, lernen.“Oder Annika Karstan, die mit ihren Kindern, Keksen und Spielen gekommen war. „Fremden begegnen, statt Angst zu haben“, sagte sie. Die zumeist jungen Männer aus Afghanistan und Syrien nahmen die Angebote gerne an, froh über jede Abwechslung. Rund 120?von ihnen sind derzeit in der Erstaufnahme an der Poznaner Straße untergebracht, Stadtsprecher Jan Gloßmann rechnet täglich mit Neuankömmlingen, ist froh über die zunächst friedliche Stimmung. Auch die Polizei geht zu Beginn des Festes nicht von Störungen aus. Einsatzleiter Jörg Mischke: „Es ist keine Gegenveranstaltung angemeldet. Falls es doch dazu kommen sollte, wird niemand in die Nähe der Unterkunft gelassen.“

 

Doch schon eine halbe Stunde später ändert sich die Lage schlagartig: Auf dem Parkplatz eines Supermarktes in der Lipezker Straße sammeln sich rund 400 Menschen. Stadtbekannte Neonazis, Betrunkene, Frauen, Kleinkinder. Gemeinsam ziehen sie in Richtung Flüchtlingsunterkunft. Mehrere Versuche der Polizei, die Menge zu stoppen, scheitern. „Wir sind das Volk“ und „Weg mit den Asylanten“, schreien die Demonstranten, bespucken die Polizisten und überschütten sie mit Bier. Erst vor der Flüchtlingsunterkunft kommt der Demonstrationszug zum Stehen, löst sich dann nach 20 Minuten auf. „Wir kommen wieder“, grölen die Rechten. Das Willkommensfest geht weiter