Leipzig: 50 Maskierte greifen Polizeiposten an

Erstveröffentlicht: 
08.01.2015

Sie warfen Steine und Farbbeutel: Im Leipziger Stadtteil Connewitz haben Vermummte eine Außenstelle der Polizei angegriffen. Die Ermittler vermuten die Täter in der linken Szene.


Leipzig - Rund 50 Maskierte haben eine Außenstelle der Polizei im Leipziger Stadtteil Connewitz angegriffen. Das teilte die örtliche Polizeidirektion mit. Demnach schleuderten die Angreifer am Mittwochabend Pflastersteine, Farbbeutel und eventuell auch Feuerwerkskörper gegen die Fensterfront der mit zwei Beamten besetzten Außenstelle. Der Angriff dauerte laut Polizei nur 30 Sekunden.

 

Viele Scheiben - auch aus Sicherheitsglas - sollen stark beschädigt worden sein. Der Schaden liege "deutlich im fünfstelligen Bereich", sagte ein Sprecher. Die Angreifer warfen auch einen Brandsatz auf einen Streifenwagen.

Verletzt wurde niemand, die dunkel gekleideten Angreifer flüchteten unerkannt. Laut Polizei stammen sie vermutlich aus der linken Szene. Im Laufe der Nacht sei im Internet ein anonymes Bekennerschreiben veröffentlicht worden, in dem die Täter ihre Attacke mit dem zehnten Todestag des Asylbewerbers Oury Jalloh begründet hätten.

Jalloh war 2005 in der Zelle eines Polizeireviers in Dessau in Sachsen-Anhalt gestorben, nachdem seine Matratze in Brand geraten war. Die genauen Umstände sind trotz langer Verfahren bis heute nicht restlos geklärt. Im September 2014 bestätigte der Bundesgerichtshof das Urteil des Landgerichts Magdeburg. Der damals verantwortliche Polizist wurde wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 10.800 Euro verurteilt. Das Landgericht hatte erklärt, Jalloh habe in betrunkenem Zustand das Feuer in seiner Zelle selbst gelegt. Das wird von seinen Angehörigen, Flüchtlingsorganisationen und innerhalb der linksalternativen Szene bezweifelt. Ein Ermittlungsverfahren der Dessauer Staatsanwaltschaft zur Entstehung des Feuers läuft derzeit noch.

Die Leipziger Polizei nahm nach dem Vorfall in Connewitz Ermittlungen wegen schweren Landfriedensbruchs auf. Sie lasse sich "von blindem Hass und nackter Gewalt nicht beeindrucken", erklärte die örtliche Polizeidirektion. Die Wache bleibe geöffnet.

Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) bezeichnete die Attacke als "nicht hinnehmbar". Der Rechtsstaat werde alles unternehmen, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.