Dortmund. Von Freital nach Dortmund: Nach den „Nazis essen heimlich Falafel“-Plakaten im sächsischen Freital ist die Gruppe Dies Irae auch in Dortmund aktiv geworden. Wir haben mit dem Kopf der Aktivisten gesprochen, die so viel Wert auf Anonymität legen.
Mit ihrem "Brauner Stadtschmutz - Bitte auf Links waschen"-Plakat hat Dies Irae am Donnerstag die rechte Szene Dortmunds in ihren gelben T-Shirts verspottet. Für einige Stunden hing das Motiv am Hauptbahnhof. Auf ihrer Facebook-Seite bekennt sich Dies Irae zu dieser Aktion. Dort finden sich auch Fotos von anderen Einsätzen, unter anderem in Freital.
Die sächsische Kleinstadt, etwa zehn Kilometer von Dresden entfernt, ist seit Monaten immer wieder in den Nachrichten. Zu sehen sind Bilder von einem fremdenfeindlichen Mob, der vor einem Flüchtlingsheim protestiert. Das Auto eines linken Politikers und Pro-Asyl-Anhängers wurde mutmaßlich von Rechtsextremen in die Luft gesprengt.
Dort hat Dies Irae Mitte Juli in einer Nacht 21 Plakate aufgehängt, auf den Sprüche zu lesen waren wie "Der Fuchs ist schlau und stellt sich dumm. Der Nazi macht es andersrum" oder "Kein Mensch ist illegal" oder "Hirn einschalten. Rassismus ausschalten".
Nun war Dies Irae auch in Dortmund aktiv. Wer ist diese Gruppe? Man kann Dies Irae nicht einfach anrufen, den Kontakt stellt man am besten über Facebook her. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Einen Tag nach der Interview-Anfrage ruft der Kopf der Gruppe in der Redaktion an, die Rufnummer ist unterdrückt.
Seinen Namen verrät der Mann am Telefon auch nicht. Die Gruppe nutzt Anonymität als Schutz. "Die Sachen, die wir machen, sind zwar minimalinvasiv, es sind ja nur ganz kleine Eingriffe in den öffentlichen Raum", sagt er. "Ich glaube nicht, dass das die Behörden interessiert. Gut, ab und zu muss mal eine Werbefirma rausfahren und das ändern. Aber darum eben die Anonymität: Wenn die meinen Namen wüssten, könnten die zu mir kommen und sagen: Zahlen Sie das bitte."
Auf Dortmund aufmerksam geworden ist der Kopf von Dies Irae durch Medienberichte über die angeblichen Neonazi-Patrouillen in Bussen und Bahnen. "Da habe ich mir an den Kopf gefasst: Was diese Trottel da wieder abziehen. Und da habe ich mir gedacht: Da müsste man eine Aktion draus machen."
Hyun-Ho Cha