Meißen wehrt sich gegen Asylkritiker

Erstveröffentlicht: 
13.07.2015

Erzbischof Koch: Dialog baut Gewalt ab

 

Von Ralf Hübner


Dresden. Zwei Wochen nach dem Brandanschlag auf eine noch ungenutzte Asylbewerberunterkunft in Meißen haben mehr als 100 Menschen mit Flüchtlingen gefeiert. Das gab das Bündnis "Buntes Meißen" bekannt, dass für Samstag zu einem Fest ans Ufer der Elbe eingeladen hatte. "Wir nehmen unsere asylsuchenden Mitbürger in die Mitte", sagte der Vorsitzende des Vereins, Pfarrer Bernd Oehler. Der Einladung seien auch viele Mitglieder des Stadtrates sowie einige Landtagsabgeordnete gefolgt. Das sei ein hoffnungsvolles Zeichen.


Nahezu zeitgleich nahmen laut Polizei etwa 130 Menschen an einer Demonstration der "Initiative Heimatschutz" durch die Stadt teil, die im Internet Stimmung gegen Ausländer macht. In Meißen hatten Unbekannte vor zwei Wochen in der Nacht zum Sonntag Feuer in der Unterkunft gelegt, in die bis zu 35 Flüchtlinge hätten einziehen sollen. Wenige Stunden zuvor hatte es eine "spontane Zusammenkunft" des "Heimatschutzes" gegeben. Die Initiative, die sich unter dem Motto "Es ist unser Land" gegen angeblichen "Asylbetrug" wendet, distanzierte sich auf Facebook später von der Tat. Das auch für rechtsextremistische Straftaten zuständige Operative Abwehrzentrum hat den Fall übernommen.


Der neue Berliner Erzbischof Heiner Koch machte mit Blick auf die anhaltenden Proteste gegen Flüchtlinge in seiner Noch-Heimat Dresden-Meißen deutlich, dass er keine Alternative zum Dialog zwischen Asylgegnern und Asylunterstützern sieht: "Wenn ich mit jemandem spreche, von Angesicht zu Angesicht, dann ist das etwas anderes, als wenn ich Parolen medial verschicke." Dialog baue Gewalt ab und wecke Verständnis und Sensibilität für den anderen: "Ich kann mir nicht eine Gesellschaft zusammenmalen. Ich muss die Menschen in ihrer Verschiedenartigkeit so annehmen, wie sie sind", sagte Koch, der am 19. September in sein neues Amt als Berliner Erzbischof eingeführt werden soll.