Anschläge auf Parteibüros in Bitterfeld

Erstveröffentlicht: 
18.05.2015

Fensterscheiben von Linken und Grünen eingeworfen

 

Von Lukas Philippi


Bitterfeld-Wolfen. Wahlkampfbüros der Linken und der Grünen sind in Sachsen-Anhalt erneut zum Ziel von Anschlägen geworden. Unbekannte warfen in der Nacht zu Samstag zwei Scheiben des gemeinsamen Wahlkreisbüros des Bundestagsabgeordneten Jan Korte und der Landtagsabgeordneten Dagmar Zoschke mit Steinen ein, wie Polizei und Staatsanwaltschaft in Dessau-Roßlau bestätigten. Bei einem Büro der Grünen wurde eine Scheibe mit einem Gullydeckel eingeworfen. Jetzt suchen die Ermittlungsbehörden nach Zeugen.


Es ist bereits der dritte Angriff auf das Büro der Linken in Bitterfeld-Wolfen. Das Wahlkreisbüro war Anfang Mai und in der Nacht zum Donnerstag Ziel von Anschlägen. Linke und Grüne gehen von einem rechtsextremen Angriff aus und beklagten ein Klima der Einschüchterung in Bitterfeld. Neonazis versuchten seit Wochen "ein Klima der Angst zu schaffen", heißt es in einer Pressemitteilung der Linken. Neben den aktuellen Angriffen auf beide Büros hätten mutmaßlich Neonazis in den vergangenen sieben Wochen 14 weitere Gewalttaten gegen insbesondere nicht-rechte, alternative Jugendliche begangen. Am vergangenen Wochenende zogen rund 400 Demonstranten durch die Innenstadt, um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen.


Der Magdeburger Rechtsextremismusexperte David Begrich vom Verein Miteinander warnte vor einer Eskalation der rechten Gewalt in der Region. In der Hörfunkwelle MDR Sachsen-Anhalt forderte er am Samstag ein deutliches Zeichen der Öffentlichkeit, dass Gewalt von Neonazis nicht toleriert werde.
Die Neonazi-Szene trete äußerst gewaltbereit und selbstbewusst auf, sagte Begrich weiter. Zuerst seien Kader von rechtextremen Parteien in die Region gezogen. Die Parteien "Die Rechte" und "Der dritte Weg" würden nun versuchen, sich in Bitterfeld zu etablieren und Anhänger zu rekrutieren. An den Übergriffen in Bitterfeld in den vergangenen Wochen seien auch Rechtsextreme aus Leipzig, Halle und Greppin beteiligt gewesen. Mittlerweile ermittelt laut Medienberichten auch der Staatsschutz.


Der innenpolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Sebastian Striegel, verwies zudem auf die gestiegene Zahl von Gewaltverbrechen gegen alternative Jugendliche. Zusammen mit der Vize-Landesvorsitzenden der Linken, Henriette Quade, erklärte er: "Bitterfeld hat ein Naziproblem!"