Workshoptag: So 12.4 // 10:30-17:30 // Mehringhof (Gneisenaustr. 2a) (Berlin)
Kritik an Sexismus gehört zum Selbstverständnis in linken
Zusammenhängen. Die alltägliche Realität sieht anders aus. Treffen und
Veranstaltungen werden nicht selten männlich dominiert, Männer drängen
sich in Theorie und Praxis in den Vordergrund. Und auch sexualisierte
Gewalt gegen Frauen* ist Realität in linken Zusammenhängen.
Beim Workshoptag werden wir uns damit auseinandersetzen, was
Männlichkeit bedeutet und wie sie gesellschaftlich erzeugt wird. Wie
schlägt sie sich im Alltag linker Praxis wieder? Welche Rolle spielt
dabei das eigene Selbstbild? Was können Strategien sein, um männliche
Dominanz und Gewalt abzubauen? Wir wollen gemeinsam diskutieren, wie wir
die sexistischen Zustände wahrnehmen – sowohl persönlich als auch in
der politischen Organisierung.
Der Workshoptag richtet sich an männlich Sozialisierte, ist aber für alle offen.
Folgende Workshops finden am Sonntag 12.04.15 statt:
Es werden jeweils 3 Workshops parallel in zwei hintereinander liegenden Phasen angeboten.
Workshopphase I (10:30-13:30):
1. Männlich-werden und männlich-dominieren – Reflexion männlicher* Dominanz in linkspolitischen Zusammenhängen TEIL I (Ana-Cara Methmann)
2. Was tun gegen männliche Dominanz? (*aze)
3. Kritisches Mann-Sein (Florian Fischer)
Workshopphase II (14:00-17:30):
4. Männlich-werden und männlich-dominieren – Reflexion männlicher* Dominanz in linkspolitischen Zusammenhängen TEIL II (Ana-Cara Methmann)
5. Umgang mit sexualisierter Gewalt gegen Frauen* (ask gerd_a)
6. Geschichte der Männerbewegung im deutschsprachigen Raum von 1970 bis 2000 (Andreas Kemper)
1. Männlich-werden und männlich-dominieren – Reflexion männlicher* Dominanz in linkspolitischen Zusammenhängen
Sexismus ist eine Machtstruktur, die die Gesellschaft anhand von Geschlecht (biologisch und sozial) und Begehren einteilt. Dies haben wir alle am eigenen Körper und Seele erfahren – wir haben gelernt und lernen noch immer, was es bedeutet ein „Mann“ und eine „Frau“ zu sein, wie wir auszusehen haben, wie wir uns zu verhalten haben, was wir zu erwarten haben, wen wir wie zu lieben und zu begehren haben und wir haben auch erfahren, was passiert, wenn mensch nicht in diese Kategorien passt und nicht die Regeln befolgt. Diese Machtstruktur prägt uns also nicht nur in dem was und wer wir sind, sondern auch wie wir uns anderen gegenüber verhalten. Sexismus bedeutet auch, dass seit Jahrhunderten Männer strukturell bevorteilt sind. Dies prägt nicht nur unsere alltäglichen Begegnungen und Handlungen, sondern findet sich auch in unseren Institutionen und in unserem Wissen.
Zum Einstieg geht es um die Auseinandersetzung mit Männlichkeitsbildern, mit denen wir konfrontiert sind. Auf Grundlage dessen gibt es Raum, um Erfahrungen mit Dominanzverhältnissen in eurer politischen Arbeit zu besprechen. Der Workshop richtet sich an männlich sozialisierte Menschen.
Ana-Cara Methmann macht politische Bildungsarbeit mit den Schwerpunkten Antisexismus, Rassismuskritik, Migration(spädagogik) und Theater der Unterdrückten. Sie ist selbst in links-politischen Zusammenhängen unterwegs und beschäftigt sich dort u.a. mit Awareness-Strukturen.
2. Was tun gegen männliche Dominanz?
Wir werden uns in diesem Workshop darüber austauschen, wie Männlichkeit in linken Zusammenhängen zurückgedrängt werden kann. Dabei werden wir schauen, wie der Einzelne Männlichkeit reflektieren kann und wie gemeinsam in geschlechtergemischten Polit-Gruppen und Zusammenhängen gegen Sexismus und männliche Dominanz gearbeitet werden kann. Welche Erfahrungen haben Gruppen bisher gemacht? Was können wir voneinander lernen?
Der Workshop wird von den männlich Sozialisierten der Gruppe *aze veranstaltet. *aze arbeitet in Berlin zu verschiedenen Themen wie Krise des Kapitalismus, Stadt, NSU und Rassismus.
3. Kritisches Mann-Sein
Wie andere Formen von Diskriminierung und Unterdrückung, so ist auch Sexismus durch die äußere Unterdrückung von Anderen und die innere Unterdrückung des Eigenen geprägt. Als männlich-Sozialisierte haben wir bestimmte Verhaltens- und (Selbst-)Wahrnehmungsmuster erlernt. Sich kritisch mit dem eigenen “Mann-Sein” oder der eigenen Maskulinität auseinanderzusetzen, heißt auch verstehen zu wollen, wie dieses zu Sexismus beiträgt und zu meiner Wahrnehmung und meinem Umgang mit Anderen Menschen und mit mir selbst. Der Workshop soll einen Raum der Auseinandersetzung dafür bieten und richtet sich daher ausschließlich an männlich-sozialisierte Personen.
Florian Fischer
4. Fortführung von Workshop Nummer 1.
5. Umgang mit sexualisierter Gewalt gegen Frauen*
Nach Schätzungen erfährt in der BRD jedes 3.Mädchen* und jede 7.Frau* sexualisierte Gewalt. Sexualisierte Gewalt gegen Frauen* ist kein Seltenheit und dennoch werden Vorfälle, die bekannt werden, in der Gesellschaft/im Umfeld oft so behandelt, als wären sie Ausnahmen und Einzelfälle.
In dem zweistündigen Workshop wollen wir
zuerst einen Rahmen setzen, der die patriarchale Normalität beschreibt
und mit Tabus bricht, der die Alltags- und Lebensrealität von
Betroffenen von sexualisierter Gewalt in den Blick nimmt, der die
Verantwortung Aller (Umfeld/Gesellschaft) in Bezug auf einen
awaren/achtsamen Umgang mit Betroffenen und dem Thema generell
hervorhebt. Personen, die Grenzen bei anderen überschreiten
oder sexualisierte Gewalt ausüben blenden oft aus, was diese Gewalt bei
den Betroffenen auslöst und unter Umständen lebenslange Folgen haben
kann. Der Workshop ist offen für Alle, richtet sich jedoch besonders an
Männer* und adressiert diese.
ask gerd_a ist ein antisexistisches Kollektiv in Berlin. Es unterstützt Menschen bei der Auseinandersetzung mit erlebter sexualisierter Gewalt, Sexismus oder Gewaltdynamiken in Beziehungen – jenseits von staatlichen oder institutionalisierten Gewaltbegriffen- und den dazu gehörigen Umgangsweisen.
6. Geschichte der Männerbewegung im deutschsprachigen Raum von 1970 bis 2000
In diesem Workshop soll die Geschichte der Männerbewegung im deutschsprachigen Raum bis zur Jahrtausendwende dargestellt werden. Ein Schwerpunkt wird auf die linke antisexistische Heteroszene der Männerbewegung gelegt. Hierbei sollen insbesondere die Herkunft und die Beweggründe sowie die Diskussionen dieser Szene fokussiert werden. Abschließend soll es darum gehen, ob das Konzept der Männergruppe heute wieder verstärkt zum Repertoire antisexistischer Praxis gehören sollte.
Andreas Kemper war in den 1990er Jahren in der profeministischen Männerbewegung aktiv und publiziert aktuell zur antifeministischen Männerrechtsbewegung und zum rückschrittlichen Familialismus der AfD.