Fast 400 Demonstranten zogen am Samstagabend bei einer zweistündigen Demonstration durch die Innenstadt, um gegen drei Marburger Burschenschaften zu protestieren.
Marburg. Den Protest gegen rechtsextremes Gedankengut hatten sich die Teilnehmer an der Demonstration auf ihre Fahnen geschrieben. Auch zahlreiche auswärtige Teilnehmer waren gekommen. Begleitet von einem starken Polizeiaufgebot zogen die Demonstranten vom Bahnhofsvorplatz aus bis vor das Haus der Burschenschaften Germania in der Lutherstraße, bis es dann am Marburger Marktplatz zu einer Abschlusskundgebung kam.
Direkt vor dem „Germanen-Haus“ in der Lutherstraße wurde der Demonstrationszug durch eine Straßensperre der Polizei am Weitergehen gehindert. Vergeblich versuchten die Demonstranten dort durchzubrechen. Aber die Polizei hatte an der Kreuzung vor der Lutherstraße eine Straßensperre aufgebaut und sicherte mit einem starken Aufgebot diese Sperre. Es kam zu kleineren Rangeleien mit der Polizei und laut einer Polizeimitteilung zu einem einmaligen Schlagstockeinsatz, ohne dass dabei Personen verletzt worden seien. Zudem sei von der Polizei Pfefferspray eingesetzt worden. Außerdem nahmen die Beamten zwei Männer kurzfristig in Gewahrsam, da sie sich während der Demonstration vermummt hatten. Gegen einen Demonstranten laufen Ermittlungen wegen Beleidigung. Nach einer Viertelstunde kehrten die Demonstranten wieder um und liefen bis zum Markt, wo sich nach einer Abschlusskundgebung die Demonstration auflöste.
Dringlichkeitsantrag im Parlament
Auch im Marburger Stadtparlament war die Burschenschaft Germania ein Thema. Einstimmig verurteilte das Parlament in einem zuvor im Ältestenrat beschlossenen Dringlichkeitsantrag die „Reichsgründungsfeier“ der „Germania“ vor zwei Wochen und wertete sie als „weiteren Beleg für ihre extrem rechte Ausrichtung“. Wegen der Übernahme des Vorsitzes der Deutschen Burschenschaft durch die Germania sei das Parlament in Sorge „über mögliche vermehrte politische und öffentliche Aktivitäten des extrem rechten Dachverbands und seiner Mitgliedsbünde in Marburg“, heißt es weiter in dem Beschluss. Daher gelte es, politische und verwaltungsrechtliche Möglichkeiten auszuschöpfen, um diese zu verhindern.
von Manfred Hitzeroth