Was wusste die RNF-Frau?

Erstveröffentlicht: 
05.03.2015

Der ehemalige Sänger des Liedermacher-Duos „Eichenlaub“ aus Jena hat am MIttwoch im NSU-Verfahren in München die baden-württembergische Vorsitzende des „Rings Nationaler Frauen“ (RNF) belastet.

 

Edda Schmidt könnte mehr über den Verbleib von Uwe Mundlos, Beate Zschäpe und Uwe Böhnhardt nach dem Abtauchen 1998 gewusst haben, als sie bisher einräumt. Der Bruder des bekannten Jenaer Neonazis André Kapke hatte Anfang 2000 eine NPD-Schulung in der „Froschmühle“ bei Eisenberg in Thüringen besucht, die zum Thema „Interessengemeinschaft Brauchtum und Kultur“ insbesondere für junge Männer in Springerstiefeln abgehalten wurde. Anmelder war Ralf Wohlleben, als Referentin trat die einflussreiche NPD-Frau Schmidt auf. Über diese Veranstaltung hatte Verfassungsschutz-Spitzel Tino Brandt seinem Amt Bericht erstattet, aber Edda Schmidt eher beiläufig erwähnt.

 

Der ehemalige „Eichenlaub“-Musiker sagte dagegen im Zeugenstand, Schmidt habe ihm dort quasi einen Kontakt zu einem der Fluchthelfer aus Sachsen gemacht. Der Chemnitzer Neonazi wollte über die „Kameraden“ reden. Zu dritt seien sie daraufhin in den Wald des Mühlentales gegangen. Es gehe den Dreien gut, berichtete der Chemnitzer demnach, sie lebten in einer Neubauwohnung und würden tagsüber Video spielen. Als er seinen Bruder Jahre später damit konfrontierte habe der „unwirsch“ reagiert und gesagt, dass er davon nichts wissen wolle.

 

Große „Blood&Honour“-Fahne auf der Bühne

 

Woher Spitzel Tino Brandt dieser Version zu Folge von dem Gespräch erfahren konnte, bleibt unklar. Ebenso ungeklärt ist, ob es sich bei dem Chemnitzer Informanten tatsächlich, wie Brandt behauptet, um Andreas G. handelt oder doch eher um den Fahrer des Wagens, Jan W., den damaligen Chef von „Blood&Honour“ Chemnitz. Auch dazu, wer die beiden Sachsen zur internen Landesschulung nahe Eisenberg lotste, gibt es bisher keine Antworten.

 

Edda Schmidt streitet die Vorwürfe als „absoluten Blödsinn“ ab. In ihrer Vernehmung im Frühjahr 2014 habe sie der Generalbundesanwaltschaft „glaubhaft“ versichtert, das Trio nicht gekannt zu haben, berichtet sie dem „Schwarzwälder Boten“.

 

Das Duo „Eichenlaub“ hatte nach der Flucht dem Trio das Lied „5. Februar“ gewidmet und es unter anderem 1999 bei einer Veranstaltung von „Blood&Honour“-Niedersachsen in der Nähe von Hildesheim vorgetragen. Gemeinsam standen der Gitarrist und die Sängerin Claudia alias „Jecha“ mit einem Musiker von „Skrewdriver“ auf der Bühne.

 

In seiner Aussage belastete der Zeuge im Münchner Prozess auch den NSU-Mitangeklagten Holger Gerlach. Der, so berichtete er, habe das Duo damals nach Niedersachsen eingeladen und die beiden auch abgeholt. In einem internen Video des Abends ist eine große „Blood&Honour“-Fahne auf der Bühne zu sehen, junge Skinheads grölen die Lieder mit. Holger Gerlach ist zu sehen, als er begeistert die Jenaer Freunde von „Eichenlaub“ beklatschte. Auch der folgende Kontakt für ein Interview mit einem „Blood&Honour“-Magazin sei dann über den in Hannover lebenden Gerlach gelaufen. (ar)