Ulbig verurteilt Attacke auf Polizeiposten in Leipzig – Kraftausdrücke im Bekennerschreiben

Erstveröffentlicht: 
08.01.2015

Leipzig. Sachsens Innenminister Markus Ulbig hat die Attacke auf die Polizeidienststelle am Mittwochabend in Leipzig-Connewitz aufs Schärfste verurteilt. „Dieser Auswuchs von Gewalt gegen eine Gruppe der Gesellschaft ist nicht hinnehmbar. Der Rechtsstaat wird alles unternehmen, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen“, so Ulbig am Donnerstag in Dresden.


Kurz nach 20 Uhr hatten rund 50 Maskierte die Wache in der Wiedebach-Passage angegriffen, indem sie die Fensterfront mit Steinen und Farbbeuteln bewarfen. Zudem wurde ein Polizeifahrzeug in Brand gesetzt. Laut eines im Internet veröffentlichten Bekennerschreibens, sollte der Angriff an den gewaltsamen Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh 2005 in einer Dessauer Gefängniszelle erinnern.

 

Die Attacke am Mittwochabend dauerte nur wenige Sekunden. Zwei Beamte bearbeiteten in der Dienststelle gerade Bürgeranzeigen, als sie die Gruppe aus Richtung Connewitz Kreuz anrücken sahen. „Da sich die Gruppe in Marschformation bewegte, vermuteten die beiden Beamten zunächst eine, für dortige Verhältnisse nicht ungewöhnliche Spontankundgebung“, heißt es im Polizeibericht. Dies war jedoch ein Irrtum. An der Dienststelle angekommen, warfen die vermummten Angreifer Pflastersteine, Farbbeutel und Feuerwerkskörper auf die Scheiben des Gebäudes.

"Krähenfüße" verhindern Verfolgung durch die Polizei

Das Sicherheitsglas in der Polizeidienststelle habe zwar stand gehalten, wurde aber stark beschädigt. Weitere Täter überstiegen den Zaun zum Hinterhof der Wiedebach-Passage, zerstörten am dort abgestellten Funkstreifenwagen eine Heckscheibe und warfen einen Brandsatz ins Innere des Autos. „Das Feuer konnte zeitnah gelöscht werden“, so die Polizei weiter. Nach Informationen von LVZ-Online wurden die Beamten in der Dienststelle nicht verletzt, durchlebten aber angesichts der großen Zahl Angreifer Todesängste und werden nun psychologisch betreut.

Vor ihrer Flucht legten die Täter auf der Straße rings um den Polizeiposten noch sogenannte „Krähenfüße“ aus. Die erste Polizeistreife, die hinterherfahren wollte, raste in diese gebogenen Metallhaken hinein und konnte nicht folgen. Die Angreifer entkamen so unerkannt.

Kraftausdrücke im Bekennerschreiben

Laut eines in der Nacht zum Donnerstag auf dem Internetportal „Indymedia“ veröffentlichten Bekennerschreibens, stehe die Attacke in Zusammenhang zum Todestag von Oury Jalloh. „Bulle dein Duldungsstatus ist aufgehoben und deine Aufenthaltserlaubnis erloschen wie das Feuer in dem Streifenwagen hinter der Wache und so wirst du von uns mit genau solcher Respektlosigkeit und Gewalt behandelt, wie du Flüchtlinge behandelst“, heißt es im Dokument.

Der Asylbewerber Oury Jalloh aus Sierra Leone war am 7. Januar 2005 im Gewahrsam der Dessauer Polizei aus noch ungeklärter Ursache an schweren Verbrennungen gestorben. Der zum Todeszeitpunkt an Händen und Füßen gefesselte und auf eine Liege fixierte 36-Jährige verbrannte in einer Arrestzelle. Trotz jahrelanger Gerichtsverfahren konnten die Umstände seines Todes bisher nicht von der Justiz aufgeklärt werden. Der damals diensthabende Dessauer Polizist wurde zu einer Geldstrafe verurteilt.

Der Angriff auf die Außenstelle der Polizei am Mittwochabend in Leipzig-Connewitz war nicht der erste. Das jetzt erreichte Ausmaß sei jedoch einmalig, so Polizeisprecher Andreas Loepki. Einen besonders schweren Vorfall habe es bereits 2013 gegeben, als unbekannte Angreifer durch ein Loch in der Fassade des Gebäudes Bitumen in das damals noch in den Räumlichkeiten befindliche Bürgerbüro der Stadtverwaltung eingeleitet hatten, so dass die Diensträume hochgradig verschmutzt worden seien. Daraufhin zog die Polizeidienststelle ein und das Bürgerbüro wurde weiter ins Innere der Wiedebach-Passage verlegt.