MS: Eine Antifamobilisierung zu den „Anti-MÜNGIDA Protesten “ ist notwendig

Müngida

Vor einigen Wochen hat sich auf Facebook die Seite „MÜNGIDA – Münster gegen die Islamisierung des Abendlandes“ gegründet. Die Seite erhielt in den darauf folgenden Tagen nur vergleichsweise wenig Zulauf und bewegt sich im Moment bei circa 500 „Gefällt mir – Angaben“ und wächst gleichmäßig langsam. Die Menschen, denen die Seite gefällt, kommen vereinzelt aus dem Münsterland und dem Kreis Steinfurt. Vor allem besteht die Gruppe aber aus verstreuten PEGIDA – Sympathisant_innen aus der gesamten Bundesrepublik. Die Artikel, die dort verbreitet werden, appellieren teils auf populistische Art an diffuse Ängste in der Bevölkerung und sind stets gekennzeichnet von antimuslimischem und kulturellem Rassismus und schrecken auch vor eindeutiger Nazi-Rhetorik nicht zurück. An der einen Stelle wird das apokalyptische Szenario „eines geplanten Völkermordes an den Deutschen“ aufgebaut, an anderer Stelle werden Gegendemonstrant_innen als „Menschenmüll“ bezeichnet.


Schnell hat sich in den sozialen Netzwerken eine Art Gegenbewegung gegründet, welche durch die Eröffnung der Facebookseite „Münster GEGEN Pedida/Müngida“ ihren Ausdruck fand.
In einer Woche wuchs die Anzahl der Online-Anhänger_innen auf mehrere Tausend an.
Dem Phänomen, dass Bewegungspotenzial, welches in sozialen Netzwerken entsteht, sich selten auch außerhalb des Internets entfaltet, wurde schnell getrotzt. Die Macher_innen der Seite waren alles andere als untätig, haben Plakate entworfen, ein Interview abgehalten, Crowdfunding-Aufrufe für Sticker und Buttons veröffentlicht, zu Gegenprotesten aufgerufen, die „Müngida - Seite“ und ihre Verbalausfälle analysiert und dazu kleine Artikel veröffentlicht. Kurz, sie sind einige wichtige Schritte gegangen, um die Bewegung vom Internet auf die Straße zu bringen und zu etwas real Erlebbarem zu machen. Ihren vorläufigen Höhepunkt wird die Gegenbewegung am kommenden Montag den 05.01.2015 ab 18:00 am Rathaus erleben.

Dort startet eine Demonstration für „Freiheit, Gleichheit, Vielfalt und Toleranz“ und gegen „Pegida/Müngida“. Erwartet werden um die 1000 Demonstrant_innen. Die Strategie dahinter wurde zwar nie klar benannt, scheint aber eindeutig. Den Rassist_innen von Müngida, schon bevor sie Fuß fassen können, das Mobilisierungspotential der Gegenbewegung aufzuzeigen. Ihnen den Raum auf der Straße nehmen, bevor sie ihn sich holen, und die öffentliche Wahrnehmung auf sich lenken, bevor sie den Rassist_innen gehört.

Also insgesamt ein paar gehörige Motivationsschellen verteilen und die Hemmschwelle einer ersten rassistischen Mobilisierung so gut es geht anheben, indem zuerst viele Menschen unter einem antirassistischen/antifaschistischen Konsens gebündelt werden. Vielen Dank an die Menschen, die schnell Initiative ergriffen haben, in den letzten Wochen viel Arbeit auf sich genommen haben und damit vielleicht den Grundstein dafür gelegt haben, dass MÜNGIDA keinen Fuß in Münster fassen kann.

Mit der regionalen Antifabewegung hatte das Ganze aber bis jetzt wenig zu tun. Klar, es gab einen Aufruf der „Antifaschistischen Linken Münster“ zum Thema, wahrscheinlich werden sich alle Gruppen gerade mit „Müngida“ auseinandersetzen und einen Umgang damit diskutieren. Müngida bewegt sich zwar in der Bewusstseinssphäre der linksradikalen Bewegung, aber die Menschen, die den Protest bis jetzt auf die Beinen gestellt haben und am Montag vermutlich den Großteil der Protestierenden ausmachen werden, sind vermutlich eher einem linken Bildungsbürgertum  zuzurechnen, und sie haben ihre Sache bis jetzt verdammt gut gemacht.



Also höchste Zeit, dass sich die Antifabewegung einklinkt und mithilft! Warum?


1) Antifagruppen können meist auf jahrelange Erfahrung im Umgang und der Kleinhaltung neonazistischer und rechter/reaktionärer Strukturen zurückblicken und können so wichtige Erkenntnisse weiter vermitteln.

2) Wenn es tatsächlich zu einer rassistischen Mobilisierung in Münster kommt, kann auf bewährte Blockadekonzepte und Mobilisierungsmöglichkeiten zurück gegriffen werden.

3) Die radikale Linke kann versuchen die Kritik an PEGIDA/Müngida inhaltlich zu erweitern und den Abstiegsängsten im Kapitalismus vieler Menschen, die sich auch in rassistischer Hetzte äußert, verschiedene emanzipatorische, Gesellschaftsentwürfe entgegenhalten.
Sie besitzt die theoretische Grundlage das Problem an der Wurzel zu benennen.

4) Wenn die Bewegung sichtbar auftritt, setzt sie sich automatisch einer möglichen Kritik aus und kann so Standpunkte überdenken und sich weiterentwickeln. Außerdem können wichtige Erfahrungen im Bezug zu Mobilisierung in Bündnissen gesammelt werden.

5) Dafür, dass die Zahl der rassistischen Übergriffe stark ansteigt, Flüchtlingsheime niedergebrannt werden, sich überall rechte Bürger_inneninitiativen gründen und Rassist_innen Tote in Kauf nehmen, hält sich die Bewegung verhältnismäßig bedeckt. Die richtige Strategie für den Umgang mit den neuen rechten Bewegungen scheint noch nicht gefunden zu sein. Dennoch sind wir der Meinung, dass wir nicht davor zurück schrecken sollten, uns ins kalte Wasser zu werfen, neue Strategien zu erproben und eine breite Debatte über die neuen Herausforderungen an das Konzept Antifa zu führen. Wir wünschen uns Antifa in der Offensive als Bewegung, die ihr eigenes Handeln hinterfragt und gegeben falls neu ausrichtet. Sie soll den Menschen neue Perspektiven bieten, sie begeistern und ermutigen sich an ihr zu beteiligen.

Auf der Demo:

Macht unsere Bewegung sichtbar. Nehmt eure Freund_innen mit; druckt Plakate, Flyer, Broschüren... und verteilt sie; bringt Transparente, Fahnen, bemalte Regenschirme … mit; plant kreative Aktionen mit euren Gruppen; haltet Ausschau nach fotografierenden Nazis; veröffentlicht nachher Texte auf euren Blogs und, und, und.  Das ganze natürlich nicht gedacht als Abgrenzung zur Demonstration für „Freiheit, Gleichheit, Vielfalt und Toleranz“ und „gegen PEGIDA/MÜNGIDA“ sondern als inhaltliche Erweiterung. Lasst uns in den Dialog treten, neue Kontakte knüpfen und präsent sein. Lasst uns zeigen, dass wir was bewegen können.

Einige organisierte Autonome aus Münster



https://www.facebook.com/events/1578756325690611/

http://antifalinkemuenster.blogsport.de/2014/12/19/muengida-in-die-schra...

https://www.facebook.com/pages/M%C3%9CNGIDA-M%C3%BCnster-gegen-die-Islam...

https://www.facebook.com/muenster.gegen.pegida/photos/a.665939020185485....

https://www.facebook.com/1158737204267314/photos/a.1158749337599434.1073...