Jedes Jahr zum 13. Februar zieht es BürgerInnen, BurschenschaftlerInnen, (Neo-) Nazis, Landesväter und StadtvertreterInnen an die Gedenkstätte für die Opfer des 13. und 14. Februar 1945 auf den Heidefriedhof in Dresden. Bei diesem Akt des Trauerns stehen also nicht nur die DresdnerInnen gemeinsam Hand in Hand, zelebrieren den Opfermythos und verdrängen so die Schuld "des eigenen Volkes", sondern eine große Trauergemeinde reiht sich jedes Jahr ein.
Die
Bundesrepublick hat es in den letzten Jahren erfolgreich geschafft,
dass Bewusstsein für die Schuld am Holocaust aus den Köpfen zu
verdrängen. Die eigene, die deutsche Geschichte, wird über die der
Opfer gestellt. Das kollektive "Wir" hat gesiegt, und die
Opfer der Schoah scheinen so gut wie vergessen. Zuletzt wird dies
sichtbar am 9. November, da feierte das Land "25 Jahre
Mauerfall", in Oktoberfestartiger Stimmung zeigte Deutschland
wie "man" richtig Gedenkt. Die Reichspogromnacht ist in
deutscher Erinnerungskultur scheinbar endgültig zur Nebensache
geworden.
Es geht hier nicht um Nazis, die das
"Gedenken missbrauchen", sondern um das Land und seine
BürgerInnen, welche entscheiden was "richtiges" und was
"falsches" Gedenken ist. Einen Konsens haben sie aber alle:
"Deutschland war auch Opfer!".
Am kommenden 13. Februar
jährt sich die Bombardierungs Dresdens zum 70. mal, dann wird auch
Ihre Gedenkkultur den bisherigen Höhepunkt finden. Im Innenraum des
Gasometers Dresdens möchte der Künstler Yadegar Asisi in einem
"monumentalen Panoramabild" die Stadt nach den
Bombenangriffen 1945 zeigen. Ein Ende des Mythos, um die Stadt, ist
also in weite Ferne grückt.
Um auf die Art des Gedenkens
hinzuweisen und um diese zu kritisieren besuchten wir letzte Nacht
den Heidefriedhof im Norden Dresdens und verschönerten die
Gedenkmauer mit einem Schriftzug und Farbe.
Am 13. Februar
BürgerInnen und Nazis das Gedenken vermiesen, mit allen Mitteln!