Gegner-Demo vor dem Rathaus stößt auf Gegenwehr

Erstveröffentlicht: 
14.11.2014

Die größte Abtreibungsklinik im Südwesten sucht eine neue Bleibe. Dabei wird sie von der Stadt Stuttgart unterstützt. Radikale Abtreibungsgegner machen Stimmung gegen die Einrichtung. Bei einer Demo vor dem Rathaus stießen sie jetzt auf laute Gegenwehr.


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Die Abtreibungsklinik Stapf zieht innerhalb von Stuttgart um. Das ruft etliche Abtreibungsgegner auf den Plan, die ihren Unmut auf der Straße kundtun. Die Stadt zeigt sich davon unbeeindruckt.Foto: Lichtgut/Leif Piechowski


Stuttgart - Die einen demonstrieren für das Lebensrecht des ungeborenen Kindes, die anderen für das Recht auf körperliche Selbstbestimmung - Abtreibungsgegner kamen am Freitag vor dem Stuttgarter Rathaus zu Protesten gegen die wohl größte Abtreibungsklinik im Südwesten zusammen. Linke Gruppierungen reagierten mit eine Gegendemonstration. Die Polizei hielt beide Seiten auf Abstand. Unter den Abtreibungsgegnern waren auch Mitglieder der Alternative für Deutschland (AfD) und der CDU. Zeitweise kamen auf knapp 100 Abtreibungsgegner rund 30 junge Gegendemonstranten, die pfiffen und johlten.

 

Hintergrund des Protests der Abtreibungsgegner ist ein geplanter Umzug der Stuttgarter Klinik Stapf, die bis Ende Februar ihre Räume verlassen muss. Klinikgründer Friedrich Stapf hat einen potenziellen neuen Vermieter gefunden, die Stadt muss eine Nutzung des Hauses als Klinik genehmigen. Diese nimmt nach eigenen Angaben 2200 Abtreibungen im Jahr vor, dies wäre rund jeder fünfte Abbruch im Land. Die Klinik gibt es in der Landeshauptstadt seit rund 20 Jahren.

 

„Diese Kinder haben ein Lebensrecht und der Gesetzgeber ist dazu da, dieses Lebensrecht zu schützen“, sagte der Landesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben, Josef Dichgans. Die CDL ist eine Unterorganisation der CDU. Auch der Pforzheimer Kreis, ein informeller Zusammenschluss von Christen in der AfD, will den Umzug der Klinik in neue Räume verhindern. Die linken Gruppierungen, darunter das Antifaschistische Aktionsbündnis Stuttgart und Region sowie die Grüne Jugend, skandierten „Kein Recht auf rechte Propaganda“. Sie kritisierten die Abtreibungsgegner auch wegen Holocaust-Vergleichen im Internet.

 

Wölfle zeigt sich unbeeindruckt vom Protest

 

Die Abtreibungsgegner richten sich in E-Mails und im Internet gegen den bekannten Klinikgründer Stapf und die Stadtverwaltung. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien will Anfang Dezember entscheiden, ob sie gegen eine Internetseite von Abtreibungsgegnern vorgeht.

 

Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) zeigte sich am Freitag vom Protest unbeeindruckt: „Wir als Stadt wollen, dass Frauen, die dieses Angebot brauchen, das auch in Stuttgart vorfinden.“ Wölfle erhält pro Tag bis zu 15 E-Mails von Abtreibungsgegnern. Auch seine Mitarbeiter und Stadträte werden angeschrieben. Allerdings betont Wölfle, dass letztlich lediglich die Verwaltung darüber entscheidet, ob die baulichen Voraussetzungen für die Klinik vorliegen.

 

In der Landeshauptstadt gab es bisher nach Angaben der Stadt und von Stapf keine größeren Demonstrationen gegen die Klinik. „In Stuttgart stand nie jemand vor der Tür“, sagte Stapf - im Gegensatz zu seiner Klinik in München. Dort ist Stapf juristisch gegen die Demonstranten vorgegangen.

 

Nach eigenen Angaben hat sich der Mediziner dabei auch erfolgreich gegen den Betreiber einer Webseite gewehrt. Dieser Mann steht nun wieder im Fokus der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Dies sagte die Leiterin der Bundesprüfstelle, Elke Monssen-Engberding, am Freitag und bestätigte damit einen Bericht der „Stuttgarter Nachrichten“. Am 4. Dezember will die Einrichtung entscheiden, ob sie gegen die Webseite vorgeht. Bereits vor Jahren hatte die Behörde ein Internetangebot des Mannes auf den Index gesetzt.