Am Samstag 23.Agust wird es in der spanischen Provinz Palencia (auf halbem Weg zwischen Bilbao und Madrid) zu einer ganz besonderen Ehrung kommen. Geehrt werden soll die Legion Condor, bekanntermaßen eine Luftwaffeneinheit der Nazis, die im spanischen Krieg von 1936 von den aufständischen Generälen zu Hilfe gerufen wurde, schwere Bombardierungen gegen die Zivilbevölkerung unternahm und das Kriegsgeschehen mit der neuen Luftwaffen-Technik entscheidend beeinflusste. Das bekannteste Kriegsverbrechen war die prakisch völlige Vernichtung der baskischen Stadt Gernika am 26.April 1937, weniger bekannt ist der Terror in anderen Städten der spanischen Republik, die nicht weniger destruktiv waren.
Stattfinden soll die neofaschistische Ehrung im palentinischen Ort Aguilar del Campo (8.000 Einwohner/innen) für die “mutigen deutschen Freiwilligen der Legion Condor“. Aufgerufen hat eine Gruppe, die sich “Regiment von Aguilar“ nennt. Über Soziale Netze haben verschiedene Personen das Verbot der Veranstaltung gefordert. Bisher haben jedoch weder die Stadtverwaltung des Ortes (in dessen Stadtrat 8 Vertreter der PP, 4 Sozialdemokraten und ein Unabhängiger sitzen), noch andere politische oder justizielle Stellen reagiert. Aufgrund des spanischen Gesetzes zur Historischen Erinnerung von 2007 (von der Zapatero-Regierung verabschiedet) müssten solche Akte illegal sein, jedoch wird das Gesetz, insbesondere von der aktuellen Rechtsregierung der PP, praktisch ignoriert. Wo sonst bei jedem Gefangenen-Aufkleber in den Straßen des Baskenlandes die gesamte spanische Justiz bemüht wird, bleibt die Verherrlichung von Kriegsverbrechen (so die UNO) im postfranquistischen spanischen Staat völlig unbeachtet.
Über die Abgeordnete der baskischen PNV wird die Klage auch ins Europa-Parlament getragen. Izaskun Bilbao wird – wenn die Ehrung längst vorbei ist – anfragen, ob die Europäische Kommission solche Veranstaltungen für kompatibel hält mit den Programmen zu Wiederherstellung der Historischen Erinnerung; ob sie vorhat, sich in dieser Sache an spanische Stellen zu wenden; und ob sie die übrigen Mitgliedsstaaten über den schwerwiegenden Vorfall und die diesbezügliche Ignoranz der spanischen Behörden informieren will. (Red.Baskinfo)
Republikanische Ehrung
Ebenfalls eine Ehrung, aber in entgegengesetzter Richtung wird am selben Tag in Iruñea (Navarra) stattfinden. Dort ruft die AFFNA (Vereinigung der Angehörigen der Erschossenen von Navarra) zu einer Gedenkfeier auf für die 52 Republikaner/innen, die vor genau 78 Jahren in Valcaldera erschossen wurden. Einem Republikaner gelang damals kurz vor der Erschießung die Flucht, über die Pyrenäen gelangte er ins französische Exil. Die 52 Leichen lagen zuerst in einem Massengrab und wurden Jahre später von den faschistischen Machthabern nach Madrid gebracht, in Francos Mausoleum, dem Valle de los Caidos (Tal der Gefallenen, das bekannteste faschistische Monument in Spanien und bis heute Wallfahrtsort von Neonazis). In diesem Monument liegen sowohl republikanische alsauch faschistische Tote, seit Jahren fordern republikanische Organisationen die Rückführung ihrer Kämpfer/innen und Angehörigen aus diesem unsäglichen Ort. Scheinbar war diesem Ersuchen bereits 1979 nachgekommen worden. Ausgerechnet als die Überreste in Navarra ankamen, ging jedoch ihre Spur verloren. Es wurde davon ausgegangen, dass sie in einer Gruft deponiert worden waren, eine spätere Untersuchung kam zum gegenteiligen Schluss. Die AFFNA fordert nun die navarrische Regierung, den Sachverhalt zu klären und zur Wiederauffindung der Überreste beizutragen. Auch soll der Erschießungsort Valcaldera zu einem Ort der Historischen Erinnerung erklärt werden. Eine solche Definition ist im navarrischen Gesetz zur Historischen Erinnerung vorgesehen und hätte zur Folge, dass die Orte der Kriegsverbrechen ausgeschildert und die Hintergründe erklärt werden. (Red.Baskinfo)