Protest bei Schlachthof-Baufirma D+S Montage GmbH

Protest bei Schlachthof-Baufirma D+S Montage GmbH 1

Schlachtfabriken sind bekanntlich keine Naturgewächse – entsprechend steht hinter jeder Anlage eine Zusammenwirken diverser Unternehmen und Unternehmenssparten, die mit ihrem jeweiligen Beitrag zur massenhaften Ausbeutung von Tier und Menschen ihr je eigene Verantwortung für selbige übernehmen. Der Widerstand gegen Tierausbeutung zieht entsprechend seine Kreise und bleibt schießlich auch jenen nicht erspart, die zwar nicht das Messer ansetzen, aber die Klinge zu eben diesem Zweck schmieden. In diesem Sinne besetzte eine Gruppe von 20 Tiefbefreiungsaktivist*innen am gestrigen Mittag das Büro der D+S Montage GmbH in Brinkum bei Bremen.

 

Mit ihrer Aktion wollten sie auf die Kooperation des Bau-Unternehmens mit der Firma Wiesenhof aufmerksam machen, in deren Auftrag D+S Montage den Neubau eines Schlachthofes in Wietzen-Holte (Niedersachsen) bis zur, nach eigenen Angaben, “schlüsselfertigen Abgabe” organisiert. Die Forderung der Aktivist*innen an D+S Montage lautete entsprechend, die Zusammenarbeit mit Wiesenhof und generell jede weitere Beteiligung am Mordsgeschäft der Fleischindustrie umgehend einzustellen.

 

Zwei Aktivist*innen konnten den nachfolgenden die Tür aufhalten, nachdem sie vom Empfangspersonal als vermeintliche Kund*innen eingelassen worden waren und diese durch ein Gespräch hingehalten hatten. Mit Sprechchören zogen die ca 10 “Eindringlinge” durch den Bürokomplex und brachten so den Betrieb augenblicklich zum Erliegen. Einer kurzen Irritation über den unerwarteten Besuch folgend wussten sich Teile des angestellten Personals zunächst nur mit Verbalausfällen, Schubsen und angedeuteten Faustschlägen zu behaupten. Inbesondere Geschäftsführer Frank Denker bewies sich im Zuge dessen als Hausherr mit Mut zur Handarbeit, als er einen Aktivisten am Hals packte, ihn mit der Androhung “Ich werde dir gleich mal zeigen, was ich hier machen kann” aus dem Haus drängte, auf einer Motorhaube zwischenlanden ließ und dabei dessen laufende Kamera an sich zu nehmen versuchte. Der Versuch blieb erfolglos und vom eigenen Aktionismus wohl überrascht, verkroch sich Herr Denker daraufhin erst einmal in seinem Büro. In der Zwischenzeit hatten sich im Inneren des Gebäudes zwei Aktive bereits mit Bügelschlössern um den Hals am Mobilar des Empfangsbereiches festgemacht. Zwei weitere Aktive ließen sich zu einer solidarischen Sitzblockade nieder. Vor dem Gebäude postierten sich derweilen Aktivist*innen mit Transpis, stimmten Parolen an und unterstrichen ihren Protest mit Kreide auf dem Asphalt. Es dauerte nun weit mehr als eine halbe Stunde bis die Polizei mit einem Aufgebot von drei Streifenwagen anrückte. Angesichts der mittlerweile friedlichen Lage reagierten die Beamt*innen besonnen und verzichteten auf weitere Unterstützung oder umfassende Personalienaufnahme bei den Protestierenden. Im Zuge der Räumung leistete mensch sich jedoch noch ein dickes faux pas, denn trotz deutlicher Hinweise auf Verletzungsgefahren und geeignetere Mittel ließ sich die Polizei nicht davon abhalten, die Angeketteten mit einer Flex loszuschneiden – es stehe ihnen ja schließlich frei, sich selbst aus ihrer Lage zu erlösen. Einer der Aktiven wurde im Anschluss zwecks Personalien zur Wache gebracht, nach kurzer Zeit jedoch wieder freigelassen. Von kleinen Plessuren abgesehen geht es allen Beteiligten gut. Den Angeketteten drohen Anzeigen wegen Hausfriedensbruchs.

 

Die Firma D+S Montage ist nicht nur auf Grund ihres aktuellen Auftrags in den Fokus des Widerstands gerückt, betätigt sie sich doch schon seit geraumer Zeit im Geflecht industrieller Ausbeutungsstrukturen. So wird Wiesenhof als langjähriger Geschäftspartner ausgewiesen und mit zurückliegenden Büro- sowie Schlachtbauten in eigener Sache geworben. Vor Ort wusste sich das angestellte Personal diesbezüglich mit probaten Mitteln zu verteidigen. Geschäftsführer Frank Denker, nach eigenen Angaben selbst Vegetarier, verwies gegenüber der Presse auf die Arbeitsplätze in seiner Firma und erprobte sich in empörten Unschuldsposen:sein Unternehmen sei schließlich nicht dafür verantwortlich, dass Wiesenhof Hühner verkaufe. Deutlicher noch bezeugten Kommentare anderer Angestellter während der Aktion die betriebsinternen Ansichten zu Fragen moralischen Verantwortungsbewusstseins und wirtschaftlichen Handelns: es sei einem egal für wen man baue und ohnehin kaum möglich, sich mit ethisch vertretbaren Aufträge über Wasser zu halten. Nach dem freundlichen Lektürehinweis auf Marx seitens der Polizei an die protestierenden Solzialist*innen in spe mag hier ein verstecktes Augenzwinkern in Richtung Adorno vermutet werden. – wie dem aber auch sei: die Forderung der Aktivist*Innen nach einer sofortiger Absage an Wiesenhof wurde von D+S Montage entschieden zurückgewiesen.

 

In diesem Sinne: wer vom Morden profitiert, dem sei die Pleite garantiert!

 

Die Aktion fand im Rahmen des diesjährigen Aktionscamps gegen Tierfabriken in Asendorf stand. Asendorf befindet sich ca. 10 km entfernt von Wietzen-Holte, wo Wiesenhof seine bisherige Schlachtanlage durch einen Neubau ersetzen will. Die momentane Schlachtkapazität von 160.000 Hühnern pro Tag soll damit auf 250.000 Tiere erweitert werden.

 

http://aktionscampgegentierfabriken.blogsport.de