Brandsätze gegen Synagogen, "Tod den Juden"-Sprechchöre auf den Straßen: Der Nahost-Konflikt ist in Frankreich angekommen. Bei Demos gegen Israels Gaza-Attacken hat es antisemitische Zwischenfälle gegeben.
Es wird ein gigantisches Spektakel auf den Champs-Elysées: Mit einem militärischen Defilee begeht Frankreich an diesem Montag seinen Nationalfeiertag. Doch die Vorfreude ist getrübt. Ministerpräsident Manuel Valls hat im Vorfeld der Feierlichkeiten mit "großem Nachdruck" die Attacken auf zwei Pariser Synagogen verurteilt.
"Derartige Handlungen, die auf Kultstätten zielen, sind nicht hinnehmbar", so der Premier am Sonntagabend. "Frankreich wird nicht zulassen, dass man mit Gewalt - durch Worte oder Taten - versucht, den israelisch-palästinensischen Konflikt auf seinen Boden zu importieren."
Valls bezog sich auf die Übergriffe am Rande von landesweiten Solidaritätsbekundungen für die Bevölkerung in Gaza am Wochenende. Bei den Bombardements der israelischen Armee sind nach Angaben der palästinensischen Regierung bislang mehr als 170 Menschen gestorben.
In Frankreich waren laut den Organisatoren mehrere Zehntausend Menschen dem Aufruf der "Union Palästinensischer Studenten" und der "Bewegung junger Palästinenser" gefolgt. Sie forderten den sofortigen Stopp der "Aggression gegen Gaza" und "bedingungslose Unterstützung des palästinensischen Widerstands". In Lille, Bordeaux und Marseille versammelten sich jeweils rund 1000 Demonstranten, so die Nachrichtenagentur AFP.
Protest im strömenden Regen
In Paris, wo der Aufmarsch bei strömendem Regen von der Metro Barbès zum Platz der Bastille zog, kam es am Rande zu Zusammenstößen mit der Bereitschaftspolizei. Die Polizeipräfektur sprach von "kleinen Gruppen", die "leicht in Schach gehalten werden konnten".
Einige militante Jugendliche versuchten anschließend, in zwei Synagogen in der Rue de la Roquette und der Rue des Tournelles vorzudringen. Rund hundert Demonstranten, zum Teil mit palästinensischen Fahnen oder Symbolen der Hamas, skandierten dabei wiederholt Sprüche wie "Tod den Juden". Sie wurden von Polizisten zurückgedrängt. Bei dem Gerangel wurden zwei Mitglieder der jüdischen Gemeinde und ein halbes Dutzend Ordnungshüter verletzt.
Der Rat der Jüdischen Institutionen in Frankreich forderte "ein Verbot von Demonstrationen für die Hamas" und eine "Verstärkung der Sicherheit rund um die Gemeindeorte". "Ich bin zutiefst schockiert und entsetzt von der Aggressivität gegenüber der jüdischen Gemeinde", sagte Präsident Joel Mergui.
Molotow-Cocktail gegen Synagoge geworfen
Die Organisation "SOS-Rassismus" betonte in einer Stellungnahme, dass "die Unterstützung der Palästinenser nicht Hass auf die Juden bedeuten kann. Wer dieser Region helfen will, muss den Frieden dorthin exportieren - und nicht den Hass importieren".
Antisemitische Ausschreitungen hatte es bereits am Vorabend gegeben: In der Nacht von Freitag zu Samstag wurde im Pariser Vorort Aulnay-sous-Bois ein Molotow-Cocktail auf die Synagoge geworfen. Der Brandsatz richtete aber nur geringen Schaden an. Die Sozialistische Partei verurteilte die "Aggression gegen das Zusammenleben unserer Republik. Ein Angriff auf die religiöse Freiheit, ist ein Angriff auf die Freiheit schlechthin."