Nach der Einstufung der islamistischen Muslimbruderschaft als Terrorvereinigung sind in Ägypten mindestens 54 Mitglieder der Organisation festgenommen worden. Dies berichtete die Tageszeitung „Al-Ahram“ am Freitag. Unter den Verhafteten sei auch ein ehemaliger Parlamentsabgeordneter der Partei Freiheit und Gerechtigkeit, des politischen Arms der Bruderschaft, aus der Mittelmeer-Metropole Alexandria, hieß es in Medienberichten.
Die Festnahmen am Donnerstag erfolgten wegen „Zugehörigkeit zu einer terroristischen Vereinigung“. Unter derselben Anschuldigung wurden allein in der Provinz Al-Scharkija 16 Mitglieder der Bruderschaft verhaftet. Aus der im Nildelta gelegenen Verwaltungseinheit stammt auch der im Juli vom Militär abgesetzte und seitdem inhaftierte Präsident Mohammed Mursi. Sie gilt als eine Hochburg der Islamisten.
Die Regierung in Kairo hatte die Muslimbruderschaft am Mittwoch als terroristische Vereinigung eingestuft. Nach Ansicht des Innenministeriums fällt jeder Ägypter, der die Muslimbruderschaft unterstützt oder finanziert, in der Organisation Funktionen ausübt, für ihre Ziele wirbt oder an ihren Kundgebungen teilnimmt, unter die Terrorismus-Bestimmungen des Strafgesetzbuches. Diese sehen Haftstrafen von mindestens fünf Jahren vor.
Die Bruderschaft rief ihre Anhänger zu einer „Woche des Zorns“ von Freitag an auf, um gegen den Regierungsbeschluss zu protestieren. Zunächst war nicht klar, wie viele Menschen sich unter Androhung der verschärften Strafen daran beteiligen würden. Die ersten Kundgebungen waren am späten Freitagnachmittag geplant.
Bei Zusammenstößen zwischen studentischen Anhängern der verbotenen Muslimbruderschaft und deren Gegnern wurde indes in Kairo ein Student getötet. Zu den Krawallen kam es in der Nacht zum Freitag, als die Studenten die Straße vor ihrem Wohnheim im Außenbezirk Nasr City mit Barrikaden absperrten und empörte Anwohner mit Schrotgewehren auf sie losgingen, berichtete das staatliche Fernsehen. (dpa)