Im Rahmen eines bundesweiten Aktionstages am 28.09.2013 wurde auch in Hannover gegen kapitalistische Stadtentwicklung protestiert und kurzerhand die Baustelle der Limmerstraße 98 kurzzeitig besetzt. Mehrere Transparente wurden am Baugerüst aufgehängt, Flugblätter verteilt und mittels Megafon Redebeiträge über die Situation vor Ort und bundesweit gehalten. Als nach einer guten viertel Stunde die ersten Einsatzkräfte der Polizei eintrafen, gelang es ihnen nicht Personen festzusetzen. Gegen 17 Uhr war die Aktion beendet.
Aus dem Flyertext:
„L98 bleibt Risikokapital! Von wegen Baulücke...!
Im Jahr 2011 besetzten Aktivist*innen das Haus Limmerstraße 98 um in den leerstehenden Räumlichkeiten ein „Autonomes Stadtteilzentrum“ zu schaffen. Die Verhandlungen um eine Nutzung des Gebäudes liefen jedoch ins Leere. Argumentiert wurde von Eigentümerseite, dass eine Nutzung als Altersruhesitz sowie Mietwohnungen vorgesehen seien. Zu diesem Zweck wurde das Gebäude abgerissen um einem Neubau Platz zu schaffen. Erst ab diesem Zeitpunkt ist hier eine Baulücke geschaffen worden.
Mittlerweile stellt sich die Sachlage anders dar. Seit dem Beginn der Bauarbeiten ist klar, dass an dem Standort 8 Eigentumswohnungen gehobener Ausstattung sowie 2 Penthousewohnungen in den oberen Stockwerken entstehen sollen. Beworben wird die Immobilie unter dem Slogan „LINDEN LIVE – Wohnen im Szeneviertel...!“
Hier zeigt sich die Vereinnahmung des kulturellen und sozialen Milieus in Linden durch kapitalistische Verwertungsinteressen. Obwohl der zunehmende Mangel an bezahlbaren Mietwohnungen seit Jahren bekannt ist, werden in Linden fast ausschließlich Eigentumswohnungen gebaut, denn diese Umstrukturierung des Wohnraumangebots verspricht für Anleger*innen und Investor*innen die höchsten Profite. Statt sozialer Verdrängung entgegenzuwirken, wird sie im Rahmen der kapitalistischen Stadtentwicklung verstärkt und trägt zu einer Verteuerung des Wohnraums im ganzen Viertel bei.
Gegen profitorientierte Stadtentwicklung.
Gegen soziale Verdrängung.
Kapitalismus überwinden.
Selbstbestimmte Freiräume schaffen.“
Diese Aktion zeigt, dass der Kampf um die L98 noch lange nicht beendet ist.
Dem ehemaligen Eigentümer war es gelungen, sich nach der Besetzung 2011 als Opfer zu stilisieren. Damals beteuerte er immer wieder, lediglich an einem Wohnsitz für sich und seine Familie interessiert zu sein. Davon ist mittlerweile keine Rede mehr.
Unsere Vermutung ist, dass die Hartge Immobilien GmbH wenig Freude an dieser Immobilie haben wird. Die L98 hat nach der fünf Tage andauernden Besetzung 2011 nicht nur einen hohen Symbolwert, mit der Errichtung von gehobenen Eigentumswohnungen in diesem Teil von Linden, werden Gentrifizierungsprosse auf neuem Niveau vorangetrieben.