„Wer das kaufen will, muss Stress mögen“ steht in Großbuchstaben auf einem Transparent an der Roten Flora, seit bekannt geworden ist, dass der formale Eigentümer Kretschmer Gebäude und Grundstück nach unseren Informationen bereits vermietet hat und deren Verkauf plant. Wahrscheinlich geht der Zuschlag direkt oder indirekt an den Pöseldorfer Anwalt und Immobilienunternehmer Gerhard Baer, als Gegenleistung dafür, dass er Kretschmer mit fünf Millionen Euro vor der Insolvenz gerettet hat. Wir erteilen allen Versuchen, am Status der Flora als besetztes Projekt – sei es durch Verkauf und Räumung, Verträge und Vereinnahmung oder klammheimliche Inbesitznahme – etwas zu ändern, eine deutliche Absage und halten daran fest: Die Rote Flora bleibt Problemimmobilie und ein Schwarzes Loch in der Eigentumsordnung!
Zuletzt hat eine gebetsmühlenartig vorgetragene Beschwichtigungskampagne
die Medien dominiert und die Altonaer Bezirkspolitik unermüdlich darauf
verwiesen, mit dem Dreigestirn aus Bebauungsplanänderung, Fortführung
des Sanierungsgebietes und Klauseln im Kaufvertrag alles im Griff zu
haben. Tatsächlich aber ist die Situation keineswegs so gewiss, wie hier
durch vermeintliche Kompetenz und Sachverstand suggeriert werden soll.
Im Falle eines gewinnträchtigen Weiterverkaufs ist eine Vertragsstrafe
für die Missachtung alter Klauseln schnell in Kauf genommen. Und ebenso
wie eingeführt, können und werden Bebauungspläne wieder gekippt werden,
sobald es politisch oder ökonomisch opportun erscheint. Zudem ist die
aktuelle Bebauungsplanänderung noch gar nicht verabschiedet und würde
frühestens Anfang nächsten Jahres in Kraft treten, wobei auch die
Kombination mit dem verlängerten Sanierungsgebiet zu sich teilweise
widersprechenden rechtlichen Bestimmungen geführt hat. Welche
Möglichkeiten sich daraus für Investor_innen mit verwaltungsjuristischem
Sachverstand eröffnen, ist für uns nicht absehbar.
Wir nehmen
aber zur Kenntnis, dass keineswegs derart unüberwindbare Hürden für eine
kommerzielle Nutzung des Gebäudes bestehen, wie von Politik und Medien
behauptet wird. Zudem ist es noch nie unser Ding gewesen, die Flora
innerhalb der kapitalistischen Eigentumsordnung etablieren zu wollen,
und der Konflikt um das Projekt bleibt bestehen, solange diese Ordnung
existiert.
Uns geht es bei der Verteidigung der Roten Flora als
besetztes, autonomes und kulturelles Zentrum nicht nur um den Erhalt des
Projektes, sondern um dessen Weiterentwicklung als Störfaktor im Kampf
gegen kapitalistische Standortpolitik, städtische Aufwertung,
Ausgrenzung und Vertreibung. Wir lehnen eine Privatisierung des
Öffentlichen und eine Ökonomisierung des Sozialen grundsätzlich ab und
sehen uns von derselben Logik angegriffen, die auch die Gentrifizierung
in Wilhelmsburg vorantreibt, für die Vertreibung am Hauptbahnhof und in
der City verantwortlich ist oder sich in den Kämpfen von Mieter_innen
gegen Zwangsräumungen und Mietenwahnsinn abbildet.
Kapitalistische
Interessen und Verwertbarkeit werden allerorts zum alleingültigen
Kriterium gesellschaftlichen Zusammenlebens erklärt und als Argument
herangezogen, wenn eine Sanierung der Esso-Häuser angeblich zu teuer ist
oder die Polizei auf die Straße geschickt wird, sobald es um die
Umsätze und den Konsum in den Einkaufstraßen geht. Es ist die gesamte
Kosten-Nutzen Rechnung der Marke Hamburg, auf die wir kotzen.
Entsprechend
verstehen wir den Kampf um die Rote Flora nach wie vor nicht als einen
Konflikt um die privatwirtschaftlichen Interessen austauschbarer
Investor_innen, sondern als eine gesellschaftliche Frage um den Begriff
von Stadt und werden die Auseinandersetzung auf diesem Niveau führen.
Gegen die Stadt der ökonomischen Interessen und eine autoritäre
Ordnungspolitik setzen wir die solidarische Vernetzung aller, die nicht
länger bereit sind, die Dinge so hinzunehmen, wie sie sind, und die
Stadt und das Leben um sich herum selbstbestimmt und solidarisch
gestalten wollen. Dass die gesellschaftlichen Verhältnisse keine
Naturgesetze sind, sondern veränderbar, davon zeugen nicht nur die
Erfahrungen der Kämpfe um die Hafenstraße oder gegen Atomprojekte,
sondern auch die Proteste der Gegenwart wie etwa antifaschistische
Mobilisierungen, Refugee Camps, antimilitaristische Aktionen,
Verhinderungen von Zwangsräumungen oder zuletzt der Kampf um den Gezi
Park, dessen Parolen in Hamburg solidarisch mit gerufen wurden. Wir sind
Teil von alledem und bleiben in Bewegung.
Das bedeutet auch,
das gesamte Terrain der Stadt als Auseinandersetzungsfeld zu
erschließen. Daherwerden wir am 24.09. unser Aufbegehren in Form einer
Kundgebung nun auch nach Pöseldorf tragen und die
Investor_innenarchitektur an diesem bislang vernachlässigten Hotspot
kapitalistischer Verwertungsinteressen in den Blick nehmen. Wir wollen
uns kritisch mit den dortigen Gentrifizierungsprozessen befassen, die
widerstandsfernen Schichten in diesem Milieu über aktuelle und kommende
stadtpolitische Kämpfe informieren und im Rahmen einer autonomen
Modenschau die unterschiedlichen gegenwärtigen, historischen und
zukünftigen Styles von Protest- und Krawallmode in einem einzigartigen
Clash der Couturen verschmelzen lassen!
Gegen jeden modischen Konformismus und die Herrschaft des Kapitals!
Gegen die Stadt der Autoritäten und Kontrollen – Wir bleiben alle! Come as you are!
Aufruf zur Modeschau: http://florableibt.blogsport.de/2013/09/09/dienstag-24-9-1930-uhr-autonome-modenschau/
Aufruf zum überregionalen autonomen Block auf der Mietenwahnsinnsdemo am 28.09: http://florableibt.blogsport.de/2013/09/08/28-9-ueberregionaler-autonomer-block/
Die Mopo schreibt
Die Titelseite der heutigen Ausgabe der Mopo ist der autonomen Modenschau gewidmet:
"Rote Flora droht:
Wir stürmen Pöseldorf! Warum die Autonomen zur Krawall-Demo im Nobel-Viertel aufrufen".
Der dazugehörige Artikel ist nicht online, dafür gibt es einen ähnlichen der Mopo auf der Website:
http://www.mopo.de/nachrichten/streit-um--rote-flora--linksautonome-rufe...
Schanzenfest
14.09.2013 Gefahrengebiete unterhöhlen........Schanzenfest!