Eigentlich waren sie „aufgelöst“, weil auch ihre Brüder von den Hells Angels Hannover die Kutten vor sieben Monaten an den Nagel hängten. Doch jetzt sind sie wieder da. Die Hells Angels Göttingen sind aktiv und haben Großes vor: In Adelebsen bauen sie an einem Boxstudio. Wann es eröffnet wird, ist noch ungewiss, es werde aber zur Eröffnung „mit internationalen Angels“ gerechnet, sagt einer aus dem Umkreis der Rocker.
Adelebsen. Die Polizei hat die neue Adresse in der Langen Straße bereits fest im Blick und auch schon Kontakt mit dem neuen Mieter aufgenommen. „Sie sollen das auch wissen, dass wir es wissen“, sagt Andreas Kühn, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes der Polizeiinspektion. Zwar könne man derzeit nur davon reden, dass „Members des Charter Göttingen“ das Boxstudio betreiben, es sei aber zu befürchten, dass die Räume zu einem dauerhaften Treff der Hells Angels werden.
Erste Korso mit abgedunkeltem Geländewagen und schweren Maschinen wurden angeblich in Adelebsen schon gesichtet. Ein Charter (regionale Gruppe), der ein eigenes Clubheim habe, gewinne in der Rockerszene an Gewicht, so Kühn. Und allein die Tatsache, dass im selben Haus gerade der Dönergrill eines ausländischen Inhabers entstehe, rechtfertige besondere Aufmerksamkeit.
Der jedoch, ein Albaner, so auf Tageblatt-Anfrage, komme mit den neuen Nachbarn gut aus. Auch andere Nachbarn können nichts Negatives über die kräftigen jungen Männer sagen, die da fleißig renovieren.
Bei der Gemeinde ist man abwartend. Bestätigt wurde lediglich die Anmeldung eines Betriebes der Sport- und Freizeit-Branche in dem Gebäude. Ein Bauantrag für die neue Nutzung läuft beim Landkreis.
Das Haus hatte nach dem Mord an einer Spielhallenaufsicht vor 15 Jahren lange leer gestanden. Jetzt zieht eines der Hells-Angels-Mitglieder, der Mieter, in eine Wohnung dort ein. Der Mietvertrag gilt seit 1. Januar. Gleich nebenan wohnt der Präsident des Clubs, Antonino M., bei seiner Freundin. Der Boxclub aber, so betont der Mieter, sei seine Privatsache.
Das Göttinger Charter der Hells Angels, das bei Presseanfragen bisher in Hannover nachfragen musste, hat nach Auskunft der Polizei offenbar nie seine Kutten abgelegt. Selbst nach der Auflösung der Hannoveraner wurden Pressevertreter gebeten, doch dort anzufragen, ob das Vollcharter Göttingen noch existiere.
Aus der Unterkunft im Groner Industriegebiet war der Club Anfang 2012 rausgeflogen, weil sich der Vermieter getäuscht fühlte. Nach Einschätzung des Landeskriminalamtes werden die Göttinger neben Bremen, Helmstedt und Wolfsburg nun weiter als Vorhutgruppen des mächtigen Ex-Hells-Angels-Chefs Frank Hanebuth an der Landesgrenze geführt.
Wir zeigen den Hells Angel die Rote Karte