Rechte Lieder im Untergrund

Erstveröffentlicht: 
30.12.2012

Jahrelang hämmerten rechte Bands in Schleswig-Holstein ihre Hasslieder öffentlich von den Konzertbühnen in Neumünster, Lübeck oder Altratjendorf. Inzwischen sind sie fast völlig in den Untergrund gedrängt. Aber sie sind immer noch aktiv.

 

Ähnlich wie gegen die Rockerszene geht die Polizei in Schleswig-Holstein mit einer "Null-Toleranz-Strategie" gegen rechte Konzerte vor. Zählten die Behörden 2009 noch sechs Konzerte der einschlägigen Bands "Einherjer", "Timebomb", "Holsteiner Wölfe" sowie "Alte Schule" und "Schall und Rauch", waren es 2010 nur noch fünf. Die Zahl der rechten Liederabende mit den Protagonisten "Lars Hildebrand" und "Martin Krause" sank parallel dazu von sieben auf null. 2011 zählten die Sicherheitsbehörden nur noch ein Konzert in Ziethen sowie zwei Liederabende in Neumünster und Lübeck.

 

Wie aus der Antwort des Innenministers Andreas Breitner (SPD) auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Rasmus Andresen und Burkhard Peters im Schleswig-Holsteinischen Landtag hervorgeht, ist der Erfolg der strafrechtlichen Verfolgung jedoch übersichtlich. Nur ein einziges Ermittlungsverfahren endete mit einer Verurteilung, ein weiteres wurde durch das zuständige Gericht eingestellt.

 

Konzerte, von denen niemand weiß

 

Trotzdem reichte der Verfolgungsdruck gegen die rechte Musikszene offenbar aus, um diese in die Konspiration zu drängen. Jüngstes Beispiel dafür war das Konzert in der Elmshorner Diskothek "One". Der Auftritt der Bremer Band "Kategorie C - Hungrige Wölfe" wurde offenbar konspirativ organisiert. Auf der Webseite der Band, die auch unter dem Namen "HERM" firmiert, wurde ein Konzert in Hamburg angekündigt, der Veranstaltungsort sei "sehr gut mit Bus und Bahn erreichbar". Weitere Infos wurden nur telefonisch erteilt. Weder die Webseite noch die Facebook-Seite des "One" führten gestern eine entsprechende Veranstaltung. Das Betreiberteam der Diskothek wusste nach eigenen Angaben nicht, wer bei ihnen im Haus spielt. Man habe das Haus für eine Veranstaltung mit Deutsch-Rock-Liedern vermietet. Auch die Polizei wurde von der Veranstaltung überrascht: "Wir wussten im Vorfeld nichts davon", so Polizeisprecherin Sandra Rüder. 150 Gäste hätten das Konzert besucht.

 

Der Bandname "Kategorie C" stammt aus dem Polizeijargon und bezeichnet gewaltsuchende Fußballfans. 2010 führte der Bremer Verfassungsschutz die Gruppe als "Hooligan-Band" in der Kategorie "Sonstige gewaltbereite Rechtsextremisten". Laut der Webseite "Netz gegen Nazis" war Hannes Ostendorf, Frontmann der Gruppe, 1991 an einem Brandanschlag auf ein Bremer Flüchtlingsheim beteiligt.

 

Musik und Bücher als Geldquelle

 

Musik wird für deutsche Rechtsextremisten als Geldquelle immer wichtiger. "Die Szene verdient durch den Vertrieb von Musik und Kleidung mittlerweile jedes Jahr mehrere Millionen Euro", warnten Experten. Allerdings gehen die Verfassungsschützer in Schleswig-Holstein davon aus, dass die rechten Unternehmer im Norden eher auf eigene Rechnung arbeiten. Hier partizipiert die NPD weder finanziell noch parteipolitisch von den Einnahmen. "Von Unternehmen, die vom Vertrieb rechtsextremistischer Literatur, NS-Devotionalien und rechtsextremistischer Musik leben, gehen nämlich nur selten politische Aktivitäten aus", so ein Sprecher des Verfassungsschutzes. Bundesweit dagegen spielen die Einnahmen der NPD aus staatlicher Parteienfinanzierung im Vergleich zu den Einkünften aus dem Vertrieb rechter Musik bzw. von Kleidung nur noch eine finanziell untergeordnete Rolle.

 

Neben dem Geschäft mit der Musik rückt auch der Verkauf von Büchern und DVDs in den Mittelpunkt. Eine herausragende Rolle nimmt dabei laut Verfassungsschutz die Verlagsgruppe "Lesen und Schenken" aus Martensrade im Kreis Plön ein. Ihr Chef ist Dietmar Munier (58), der bereits 1973 in Kiel einen Buchladen unter dem Namen "Nordwind" eröffnete, danach beständig expandierte. Mittlerweile veröffentlicht seine Verlagsgruppe jährlich etwa 50 Bücher, Kalender, Poster, CDs und DVDs. Schwerpunkt: geschichtsrevisionistische oder holocaustleugnende Schriften.

 

Wirtschaftliche Parallelgesellschaft

 

In Sachsen erwirtschaften Neonazis derzeit pro Jahr etwa 3,5 Millionen Euro. Es habe sich dort eine wirtschaftliche Parallelgesellschaft aufgebaut, die "nicht unterschätzt werden sollte", so die Experten.

 

In Schleswig-Holstein laufen die Geschäfte allerdings schlechter. Von bedeutsamen Finanzströmen oder gar einer wirtschaftlichen Parallelgesellschaft könne in Schleswig-Holstein aber keine Rede sein. Das gelte auch für die Umsätze der Musikszene. Aktuell gebe es mit "Words of Anger", "Einherjer" und "Timebomb" zwar drei Musikgruppen, die bundesweit aufträten, bedeutsame finanzielle Umsätze würden aber nur mit großen Veranstaltungen rechtsextremistischer Musik erzielt. "Diese wiederum waren in Schleswig-Holstein in den vergangenen Jahren so gut wie gar nicht zu verzeichnen."

 

Insgesamt sind die Zahlen politisch motivierter Straftaten, wie es im Beamtendeutsch heißt, in Schleswig-Holstein rückläufig. Seit 2009 sanken die Delikte von 768 auf 561 im vergangenen Jahr. Allein ein Rückgang von 2010 auf 2011 betrug über 15 Prozent. Allerdings muss dabei beachtet werden, dass die Zahlen sich heute immer noch deutlich über dem Niveau von 2007 bewegen. Damals zählten die Staatsschützer "nur" 440 rechte Straftaten in Schleswig-Holstein.

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Zitat:

Konzerte, von denen niemand weiß

 Trotzdem reichte der Verfolgungsdruck gegen die rechte Musikszene offenbar aus, um diese in die Konspiration zu drängen. Jüngstes Beispiel dafür war das Konzert in der Elmshorner Diskothek "One". Der Auftritt der Bremer Band "Kategorie C - Hungrige Wölfe" wurde offenbar konspirativ organisiert.

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Auch die Polizei wurde von der Veranstaltung überrascht:

"Wir wussten im Vorfeld nichts davon", so Polizeisprecherin Sandra Rüder. 150 Gäste hätten das Konzert besucht.

Ende Zitat.

 

#Verschwörungstheorie sind hier bei links_unten verpöhnt.

 

Denn was ist mit den mutmaßlich 50--70 % V-Leuten beim Verfassungsschmutz??

Wusten die auch  nix?