Vorsicht Fälschung

Was stimmt hier nicht?

Authentizität ist ein Merkmal einer Information welches eine Übereinstimmung zwischen Absicht und Inhalt bezeichnet. Auf dem Papier erscheint das trivial: Ein Testament etwa gilt dann als echt wenn die Verfasser_in auch die Erblasser_in ist. Doch sobald Authentizität ohne eine hierarchieanfällige Zertifizierungsinstanz wie die genealogische Nomenklatur gewährleistet werden soll, sieht sich das menschliche Gehirn einem nichttrivialen Problem gegenüber. Das lässt sich im Kollektiv zwar an eine Kleingruppe delegieren, aber nur solange es nicht personell überhandnimmt. Wenn der Anteil der Informationen deren Authentizität nicht mehr gewährleistet werden kann ein bestimmtes Maß überschreitet, beeinträchtigt dies den realen Gesamtgebrauchswert eines Informationskanals. Denn jede Einzelheit die an Fälschungen richtig scheint ist doch immer dem Zweck untergeordnet Lügen zu transportieren, und damit ohne vorherige Rekonstruktion unbrauchbar.

 

Eine Fälschung ist eine Information, die inhaltlich wertlos ist weil sie absichtlich schädlich ist. Ohne Schadensabsicht könnte auch ein Irrtum oder ein Witz vorliegen, durch die Schadensabsicht hingegen wird selbst eine inhaltlich richtige Information zur Fälschung, weil damit aus der Menge der möglichen Informationen eine Auswahl getroffen wird, die möglicherweise authentische Alternativen verdrängt und nicht mit der Absicht übereinstimmt. Beispielsweise könnte eine Serie von Fälschungen, die aus nichts weiter besteht als dem Zusammentragen authentischer Informationen zu einem bestimmten Thema, den Täter_innen ermöglichen Entscheidendes unbemerkt auszulassen.


In der Langzeitwirkung wird die Funktionsweise auch der kurzzeitig wirksamen Fälschung erkennbar: Die feindliche Übernahme des Informationsumsatzes mit dem mittelbaren oder unmittelbaren Zweck seiner Verknappung. Das andere Beispiel, die fiktionale Meldung über eine fiktive Aktion, zeigt dasselbe Muster in kompakterer Form. Der Versuch, die Reichweite einer Lüge zu erhöhen indem ihr richtige Informationen untergeordnet werden (Stichproben des Zusammengetragenen scheinen authentisch, die Aktionsmeldung bezieht sich auf einen tatsächlichen Konflikt etc.) macht diese nicht zu einem Transporteur richtiger Information, sondern zu einer weiteren Beeinträchtigung der Entfaltung von Authentizität.


Diese Definition basiert darauf, dass sowohl Inhalt als auch Absicht einer Information prinzipiell erkennbar sind, und jede diesbezügliche Ungenauigkeit lediglich auf einem Mangel an Kenntnis beruht, der prinzipiell - wenn auch nicht tatsächlich bzw. wünschenswert, siehe unten - ausgleichbar ist. Bevor es darum gehen kann dem gerecht werdende Methoden zur Feststellung der Absicht hinter einem bestimmten Inhalt zu entwickeln, muss daher zunächst die Menge der möglichen Absichten definiert werden. Diese umfasst neben der Authentizität auch verschiedene Konstruktionen von Nicht-Authentizität, welche sich aus Merkmalen des Inhalts ableiten.


Überhaupt erlangt die Notwendigkeit der klaren Abgrenzung von Irrtum, Witz und Fälschung ihren derzeitigen elementaren Stellenwert erst im asymmetrischen Konflikt, worin sich die Schadensabsicht mit einem Gewaltmonopol verbindet, d.h. allgemeine Informationssouveränität nicht mehr zur Gewährleistung von Authentizität geeignet ist. Solange der Zugriff auf Informationen gegenseitig voneinander abgegrenzt ist, oder zumindest in einem Gleichgewicht in dem sich solche Abgrenzungen erforderlichenfalls herausbilden können, bleibt die Rolle der Fälschung vergleichsweise gering, da eine Schadensabsicht für die meisten Lügen kein passendes Transportmittel finden kann. Das ändert sich mit asymmetrischen Zugriffsprivilegien, wodurch die Fälschung zur Universalwaffe des mit Schadensabsicht behafteten Gewaltmonopols wird, bzw. dieses zu einer allgemeinen Schadensfunktion.


Dieser Aspekt ist auch entscheidend für die ethisch-moralische Bewertung der Fälschung im Rahmen der Informationssouveränität. Während am Verändern von Informationen an sich nichts Verwerfliches ist, geht der Vorwurf der Fälschung per Definition von einer derartigen Absicht aus. Denn wäre es der Inhalt der dem Konsens des Informationskanals widerspricht, dann könnten immer noch Absicht und Inhalt der Information übereinstimmen, und authentischer Protest oder Themaverfehlung vorliegen. Die Definitionslast der Absicht liegt immer bei der Verfasser_in, die Leser_in wird versuchen diese aus dem Inhalt zu rekonstruieren und daraus abgeleitet eine Fälschung zu erkennen oder auszuschließen.


Dabei erlangt im asymmetrischen Konflikt die verlorengegangene Informationssouveränität eine entscheidende Bedeutung, da in einem Inhalt vorkommende Anzeichen für deren Verletzung - etwa durch das Zusammentragen daraus erlangter Informationen - Rückschlüsse auf die dahinterstehende Absicht zulassen. Wo die direkte Rekonstruktion der Absicht aus dem Inhalt an ihre Grenzen gelangt, bleibt die Möglichkeit darin Verletzungen der Informationssouveränität zu erkennen, deren Vorliegen die Absicht grundsätzlich negativ determiniert. Das prägnante Beispiel hierzu ist das Plagiat aus unveröffentlichter Quelle in der Maske des gegenwärtigen Konsens.


Auch hier sind Mischformen denkbar wie etwa das Zusammentragen von Informationen aus verstreuten öffentlichen Quellen welche ohne Verletzung der Informationssouveränität nicht aufeinander bezogen werden könnten. Jedenfalls ist eine derartige Fälschung ohne Kenntnis des Originals weder herstellbar noch eindeutig erkennbar, erst Widersprüchlichkeiten des Inhalts welche mit jeder denkbaren authentischen Absicht unerklärlich bleiben lassen ihre tatsächliche Absicht universal durchscheinen. Da solche asymmetrischen Fälschungen schlimmstenfalls nur noch für diejenigen als solche erkennbar sind die von einem Gewaltmonopol dafür ausgebeutet wurden, kommt hier der Tatbestand der Fälschung einer Zensur gleich.


Die Fälscher_in bzw. Zensor_in nimmt die selbstbestimmte Veröffentlichung vorweg, die entweder technisch noch nicht zugänglich oder zeitlich noch nicht gewollt ist, und tätigt dabei undokumentierte Substitutionen entsprechend ihrer Absicht. Beschränkt sich dieses Verhalten nicht auf gesellschaftliche Äußerungen sondern penetriert auch Bereiche der persönlichen Lebensgestaltung, dann liegt strukturell organisierter  Rufmord oder deren Auswahl entsprechend Übleres vor.


Ein solcher Angriff auf die Bedingungen der Möglichkeit von Authentizität stellt selbst die Information über seine  Schadensabsicht dar, und erfordert eine Strategie derartige Fälschungen universal erkennbar und damit tilgbar zu machen ohne sich an der Verletzung der Informationssouveränität zu beteiligen. Diesem Zweck dient dieser Text, er verwirklicht ein unmittelbares Interesse daran Kernelemente einer solchen Strategie zu entwickeln; seine Absicht ist es Perspektiven zu finden diese Schadensfunktion dauerhaft auszuschalten.

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So einfach ist das. Muss man wissen!

Herrlich!

Verfälschen ist einfach, richtig machen ist umständlich.

guter Artikel...

 

Das Prob ist ja wohl hauptsächlich wie man eine Fälschung von der Wahrheit unterscheiden kann

und da gibts nur ein Mittel...

 

Wahrheit über Sachverhalte die logisch ableitbar sind.